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Strompreise: Anbieter wechseln, Energie sparen

Das klingt nach verlockenden Aussichten: Die EU-Kommission will Eon, RWE & Co. am liebsten zerschlagen und ihnen die Transportnetze wegnehmen. Dem Verbraucher drohen dennoch höhere Preise. Verbraucherschützer raten deshalb zur Eigeninitiative.

Kaum ist die frohe Botschaft in der Welt, rudert Brüssel schon wieder zurück: "Es geht um einen Trend, Garantien kann ich nicht geben", sagt jetzt EU-Energiekommissar Andris Piebalgs. Das hörte sich bei der Präsentation der Vorschläge am vorigen Mittwoch noch anders an. Die Bundesregierung war von Anfang an gegen eine Enteigung. Der Schutz des Eigentums gilt auch für Quasi-Monopolisten, die ihren Aktionären zur Rechenschaft verpflichtet sind. Als EU-Kompromiss könnten die Unternehmen vielleicht die Kontrolle über ihre Leitungsnetze verlieren.

Davon werden die Verbraucher so schnell nichts haben. Im Gegenteil: Neue Preiserhöhungen drohen. Weltweit wird der Hunger der Volkswirtschaften nach Öl, Gas und Strom größer, der Kraftwerksausbau hinkt hinterher und die Unternehmen werden Milliardeninvestitionen in klimafreundliche Energie an die Kunden weiterreichen.

Den Preistrend vermochte auch die Bundesnetzagentur in der Vergangenheit nicht zu stoppen, die Forderungen der Strom- und Gasnetzbetreiber für den Transport durch ihre Leitungen um rund 2,5 Milliarden Euro gekürzt hatte.

Wer gegen Preise seines Anbieters vorgehen will, soll jetzt mit dem verschärften Gesetz gegen Preismissbrauch bessere Chancen erhalten. Das Kartellamt kann bald von jedem Versorger verlangen, im Einzelfall die Festsetzung des Preises zu belegen, falls der Wert "unangemessen weit" über den Erzeugungskosten liegt.

Konzerne befürchten Klageflut

Die Energiekonzerne, die von staatlicher Preiskontrolle sprechen, befürchten eine Klageflut. Wie die Verfahren ausgehen werden, kann heute noch niemand sagen. Denn die Preisbildung ist nicht nur für Laien äußerst komplex. Warum steigt die Stromrechnung, obwohl der Großmarktpreis an der Leipziger Börse EEX fällt?

Neben kurzfristigen Börsenpreisen (Spotmarkt), wirken in der Branche langfristige Termingeschäfte. Eine wichtige Rolle spielt auch, welche Kraftwerke zu welchen Kosten wann Strom ins Netz speisen. Dazu kommen die Kosten für den Transport durch die Leitungen (Netzentgelt). Verschmutzungszertifikate, die an der Börse gehandelt und von der Industrie je nach Ausstoß des Klimakillers CO2 zugekauft werden müssen, können ebenfalls den Preis treiben.

Der Staat hält mit Steuern und Abgaben die Hand auf und kassiert unter dem Strich etwa 40 Prozent des Endpreises von rund 20 Cent je Kilowattstunde Strom, den ein Durchschnittshaushalt bezahlt. Wer sparen will, raten Verbraucherschützer, sollte deshalb nicht auf die Politik warten, sondern zur Selbsthilfe greifen: Wechsel zu einem günstigen Anbieter, kein Stand-by bei Fernseher und Stereo-Anlage, effiziente Wasch- und Spülmaschinen kaufen und alte Glühbirnen gegen Energiesparlampen austauschen. (mit dpa)

Tim Braune[dpa]

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