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Verbraucherministerin Aigner lässt sich demonstrativ zwischen bayerischen Tomaten ablichten.

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Update

Tödlicher Darmkeim: Kind stirbt an den Folgen von Ehec-Infektion

Sprossen sind eindeutig als Träger des gefährlichen Ehec-Bakteriums ausgemacht. Bundesweit ebbt die Ehec-Welle angeblich ab. Nun fällt erstmals ein Kind der gefährlichen Darmerkrankung zum Opfer.

Zum ersten Mal ist in Deutschland ein Kind an den Folgen einer Ehec-Infektion gestorben. Ein zweijähriger Junge aus dem niedersächsischen Landkreis Celle starb in der Nacht zum Dienstag in Hannover, wie ein Sprecher des Landkreises bestätigte.

Unterdessen beginnt sich die Lage nach der Entwarnung für Tomaten, Gurken und Salat an den Gemüsetheken im Norden Deutschlands zu normalisieren. Gemüse werde wieder nachgefragt, sagte Klaus Dahmke vom Bauernverband Schleswig-Holstein am Dienstag.

Die Direktvermarkter auf den Wochenmärkten und in Hofläden beobachteten wieder eine steigende Nachfrage. Die Gemüseregale in den Verbrauchermärkten seien jedoch über Pfingsten leergeblieben, da es den großen Supermarkt- und Discounter-Ketten nach der Entwarnung nicht mehr gelungen sei, rechtzeitig zu ordern: „Die Ware war produziert und im Vertrieb, aber sie konnte nichts ins Regal gebracht werden“, sagte Dahmke. „Wir müssen jetzt das Vertrauen der Verbraucher wieder gewinnen.“

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat den von der Ehec-Krise betroffenen Bauern rasche Hilfe versprochen. Auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene werde darüber beraten, wie man möglichst schnell helfen könne, sagte die CSU-Politikerin am Dienstag beim Besuch eines Gemüseanbaubetriebes in Nürnberg. Von der Landwirtschaftlichen Rentenbank sollten den Betroffenen zinsgünstige Kredite zur Verfügung gestellt werden.

Sie verteidigte erneut die Warnung vor dem Verzehr von Gurken, roher Tomaten und Salat. Der Schutz der Verbraucher gehe in jedem Fall vor, sagte auch der bayerische Landwirtschaftsminister Markus Söder.

Er erklärte nach dem Fund des Ehec-Keims auf einem Salat in Fürth, es sei nach den bisherigen Untersuchungen „äußerst unwahrscheinlich“, dass es sich dabei um den gefährlichen Typ des Erregers handele. Bei Analysen des Bayerisches Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) waren in einem Salat des Typs Lollo Rosso Ehec-Keime gefunden worden. Mit einem abschließenden Ergebnis ist erst Ende der Woche zu rechnen. Der betroffene Betrieb und alle Waren des Erzeugers wurden vorläufig gesperrt.

Es gebe Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Auch bundesweit ebbe die Ehec-Welle ab, sagte Söder. Es könne Entwarnung gegeben werden, was den Anstieg der Erkrankungen angehe.

In Deutschland sind seit Anfang Mai mindestens 35 an Ehec oder am Hämolytisch-Urämischen Syndrom (Hus) erkrankte Menschen gestorben. Wegen der anfänglichen Warnung vor bestimmten Produkten und der Angst der Verbraucher vor rohem Gemüse haben die Bauern teils massive wirtschaftliche Einbußen erlitten. Inzwischen hat sich der Verdacht konkretisiert, dass der Erreger über Sprossen eines niedersächsischen Betriebes verbreitet wurde.

Die niedersächsischen Gesundheitsbehörden haben die Befragungen von Mitarbeitern des Sprossenerzeugers in Bienenbüttel fortgesetzt. Nach und nach würden alle Mitarbeiter des seit dem 5. Juni gesperrten Gartenbaubetriebes auf Ehec getestet und nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt, sagte der Sprecher des Gesundheitsministeriums in Hannover am Dienstag. Bedienstete des Gesundheitsamtes des Landkreises Uelzen müssten die Mitarbeiter des Betriebes dazu unter ihren Privatadressen aufsuchen.

Vergangene Woche wurden nach Angaben von Ministeriumssprecher Thomas Spieker zunächst 9 der mehr als 20 Mitarbeiter des Betriebes interviewt. Daraus ergab sich, dass die Ehec-Welle möglicherweise auf den Genuss von Brokkoli-, Bockshorn- oder Knoblauchsprossen zurückgeht. Die drei Sprossenarten wurden bevorzugt von fünf Mitarbeiterinnen des Betriebes verzehrt, die an Durchfall erkrankten oder positiv auf Ehec getestet waren. Vier andere befragte Mitarbeiterinnen blieben von Ehec verschont und verzehrten bevorzugt Alfalfasprossen oder eine Sprossenmischung ohne die verdächtigen drei Sorten. (dpa/dapd/AFP)

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