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Verbaucher: Lebensmittel werden noch teurer

Auch 2008 steigen die Preise – vor allem für Schweinefleisch und Brot, erwartet die Agrarwirtschaft. Doch es gibt Anzeichen für eine Entspannung.

Berlin - Nur ein bisschen Entwarnung konnten die Bonner Experten geben. Die Preise für Lebensmittel werden zwar im kommenden Jahr nicht mehr so stark steigen wie in diesem Jahr, als Verbraucher etwa bei der Butter bis zu 50 Prozent drauflegen mussten. „Das Schlimmste haben wir hinter uns“, sagte Ralf Goessler, Geschäftsführer der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle der deutschen Agrarwirtschaft (ZMP), am Freitag in Berlin. Doch erwartet die ZMP für 2008 weitere Preissteigerungen, nur eben moderatere als in diesem Jahr. Beim Schweinefleisch, das bisher von Preiserhöhungen ausgenommen war, könne es sogar zu einer deutlichen Verteuerung kommen, erwarten die Marktforscher. Mit weiter steigenden Preisen rechnet auch die Bio-Branche.

Die Preisexplosion in diesem Jahr – ausgelöst durch eine weltweit steigende Nachfrage nach Lebensmitteln und die wachsende Konkurrenz der Energiepflanzen – hatte viele Verbraucher geschockt. Allein im November hatten sich Produkte wie Brot, Fleisch, Eier oder Milch um durchschnittlich 10,5 Prozent verteuert, bei Milchprodukten waren es sogar knapp 40 Prozent (siehe Grafik). Das war – neben teurem Öl – der Grund, warum auch die Inflation im November auf drei Prozent angestiegen war und damit auf den höchsten Wert seit 13 Jahren.

Für 2008 sehen die ZMP-Experten Anzeichen für eine Entspannung. Das gelte sowohl für Milch als auch für Geflügel, sagte Paul Michels, der Chef der Marktforschung. Bei Obst und Gemüse seien nur vereinzelte Preissteigerungen zu erwarten. „Die Orangen auf dem Gabenteller werden dieses Weihnachten etwas teurer“, sagte Michels. Wegen steigender Getreidepreise könnte auch Brot im kommenden Jahr noch einmal etwas teurer werden. Das bestätigt auch der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks. „Bei weiter steigenden Getreidepreisen sind weitere Preisanhebungen nicht auszuschließen“, sagte Hauptgeschäftsführer Eberhard Gröbel dieser Zeitung. Wie hoch, sei noch nicht abzusehen.

Teurer wird nach Einschätzung der ZMP auch Schweinefleisch werden – was der Deutsche Bauernverband ausdrücklich unterstützt. Während die Kosten für Landwirte durch steigende Futtermittelpreise explodiert seien, hätten die Schlachtpreise zuletzt sogar unter dem Vorjahresniveau gelegen, sagte Michels. Die voraussichtliche Folge: Bauern ziehen weniger Ferkel auf, weil es sich nicht lohnt. „Dann könnte die Marktlage knapp werden“, sagte Michels. Und die Preise steigen.

Ein kleiner Trost für deutsche Verbraucher: Trotz enormer Preissteigerungen sind Lebensmittel im europaweiten Vergleich noch immer billig. Nur in Polen, Tschechien, Ungarn, Portugal, den Niederlanden und Spanien seien Lebensmittel im vergangenen Jahr noch preiswerter gewesen, heißt es bei der ZMP.

Für Bio-Lebensmittel wird in Deutschland weiterhin ein kräftiger Aufschlag fällig. „Die Verbraucherpreise für Bio-Lebensmittel sind gekoppelt an die Preise konventioneller Lebensmittel“, sagte Bioland-Geschäftsführer Thomas Dosch dem Tagesspiegel. Und weiter: „Ich gehe davon aus, dass die Bio-Preise steigen werden.“ Bei Milch könne das Plus im kommenden Jahr bei fünf bis zehn Prozent liegen.

Maren Peters

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