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Verbraucher: Inflation steigt auf 13-Jahres-Hoch

Das kann teuer werden: Die Inflationsrate stieg im Jahresschnitt 2007 auf 2,2 Prozent. Entspannung ist vorerst nicht in Sicht.

Berlin - Die Inflationsrate in Deutschland ist in diesem Jahr auf den höchsten Wert seit 13 Jahren geklettert. Im Durchschnitt erreichte sie 2,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Freitag auf der Grundlage vorläufiger Berechnungen mitteilte. Allerdings gibt es eine leichte Entspannung gegenüber dem Vormonat: Im Dezember gab die Inflationsrate auf 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat nach – im November waren es noch 3,1 Prozent gewesen.

Höher als in diesem Jahr hat die Inflationsrate damit zuletzt im Jahr 1994 gelegen, als sie auf 2,7 Prozent stieg. Für die höheren Preise im Jahr 2007 seien hauptsächlich die überdurchschnittlichen Preissteigerungen bei Haushaltsenergie und Kraftstoffen sowie in der zweiten Jahreshälfte bei Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken verantwortlich, erklärte das Bundesamt. Nach Angaben der Statistiker beruht die aktuelle Schätzung auf den Dezember-Zahlen von sechs Bundesländern.

Die leichte Entspannung gegenüber November führten die Statistiker im Wesentlichen auf die zuletzt wieder rückläufigen Benzin- und Dieselpreise zurück. Sie liegen aber immer noch deutlich höher als vor einem Jahr. Im Vergleich zum Vormonat ergibt sich für den gesamten Warenkorb ein Anstieg um 0,5 Prozent. Diese Entwicklung resultiere aus hohen Preissteigerungsraten für Pauschalreisen und Ferienwohnungen – diese Entwicklung ist in den Adventstagen üblich.

Mehr ausgeben mussten die Verbraucher am Jahresende erneut für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke, die sich etwa in Nordrhein-Westfalen um 5,3 Prozent verteuerten. Benzin und Diesel kostete dort 13,6 Prozent mehr als vor einem Jahr. Für Heizöl musste in den Ländern jeweils rund ein Viertel mehr berappt werden als vor Jahresfrist.

Eine dauerhaft hohe Inflationsrate in der größten Volkswirtschaft des Kontinents wäre ein Problem für die Europäische Zentralbank (EZB). Sie sieht Preise als stabil an, wenn die Inflationsrate knapp unter zwei Prozent beträgt. EZB-Chefvolkswirt Jürgen Stark sieht allerdings zunächst keine Entspannung an der Preisfront. „Wir rechnen für die kommenden Monate weiterhin mit erhöhten Inflationsraten“, sagte Stark der „Börsen- Zeitung“. Es könne durchaus sein, dass sich die Rohstoffpreise in bestimmten Regionen nicht so entwickelten wie erhofft. Dann werde es weiterhin „Aufwärtsdruck“ bei der Inflation geben. In diesem Fall würde der Druck auf die EZB wachsen, die Zinsen zu erhöhen. Stark mahnte die Tarifparteien angesichts der anstehenden Lohnrunden zur Besonnenheit. Sonst werde die EZB eingreifen, drohte er. Bislang war die Bank vor einem Eingreifen zurückgeschreckt. Denn höhere Zinsen hätten angesichts der Immobilienkrise in den USA zu unabsehbaren Folgen für die Finanzbranche führen können. Zudem würde die Konjunktur leiden, auch wegen des dann wahrscheinlich weiter steigenden Euro-Wechselkurses.

Wirtschaftsforscher wiesen unterdessen darauf hin, dass es weitere Risiken für die Preisentwicklung Anfang 2008 gibt. Steigende Preise für Energie und Lebensmittel blieben ein Thema. „Das bleiben die Preistreiber in den nächsten Monaten“, sagte Antje Hansen von HSBC Trinkaus & Burkhardt. Mehrere Energieversorger haben höhere Strom- und Gaspreise ab Januar 2008 angekündigt.

Christoph Weil, Ökonom bei der Commerzbank, wies darauf hin, dass der Preisrückgang beim Benzin angesichts der steigenden Rohstoffpreise womöglich nur von kurzer Dauer sein könne. Rechne man die Erhöhungen bei Energie und Lebensmitteln aber heraus, entwickele sich der Index für die Verbraucherpreise „verhalten“. Im weiteren Verlauf des Jahres werde die Inflation insgesamt zurückgehen, auch wegen des schwächeren Wachstums. „Dann werden sogar Zinssenkungen auf die Tagesordnung kommen“, ist Weil überzeugt.

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