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Verbraucher: Weihnachtsgeschenk Haustier

Ein Haustier zu Weihnachten, das wünschen sich viele Kinder. Doch viele Tierfreunde wissen nicht, was auf sie zukommt.

Ein Leben ohne Chupito könnte sich Kristina van Kempen gar nicht mehr vorstellen. Seit zwei Jahren sind die Kölner Studentin und ihr Mischlingshund unzertrennlich. „Chupito ist mein Ein und Alles“, sagt sie. Darum gibt es für den treuen Freund auch öfter mal Leckerlis, ein neues Halsband oder ein Spielzeug. Das geht ins Geld. „Wenn Chupito 15 Jahre alt wird, wird er mit Abstand meine teuerste Anschaffung gewesen sein“, rechnet van Kempen durch.

Für Haustiere geben die Deutschen viel Geld aus. In jedem sechsten Haushalt lebt mindestens eine Katze, in mehr als jedem siebten ein Hund. Und gerade zur Weihnachtszeit wächst die Versuchung, sich ein neues Haustier zuzulegen. Ein Hund, eine Katze, ein Meerschweinchen oder ein Kaninchen – das wünschen sich viele Kinder. Doch Vorsicht: Allzu leichtfertig sollten Eltern diese Entscheidung nicht fällen. „Man sollte eine Katze oder einen Hund erst nach viel gedanklichem Vorlauf anschaffen“, warnt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. „Tiere gehören nicht unter den Weihnachtsbaum.“ Wer sich einen Vierbeiner neu ins Haus holen möchte, sollte sich der damit verbundenen Verantwortung, aber auch der finanziellen Folgen bewusst sein.

DIE KOSTEN

„Die Anschaffungskosten sind nur der kleinste Teil der Rechnung“, sagt Kristina Bergerhausen vom Deutschen Tierschutzbund. „Viel wichtiger ist es, sich die laufenden Ausgaben für den Unterhalt des Tieres vor Augen zu führen.“ Ein Hund kostet seinen Halter nach Berechnungen des Deutschen Tierschutzbunds im Laufe seines Lebens mindestens 11 000 Euro, eine Katze 9000 Euro.

Mehr als eine Milliarde Euro gaben deutsche Tierhalter 2008 für Hundefutter aus, für Katzenfutter waren es sogar 1,3 Milliarden, berichtet der Industrieverband Heimtierbedarf. Hinzu kamen 318 Millionen Euro für sogenannte „Heimtier-Bedarfsartikel“, also für die Fellbürste, das Hundeshampoo oder den Kratzbaum. Für einige Tierhalter ist das zu viel. Das zeigen die überfüllten Tierheime und die 7000 Tiere, die jeden Monat über die Tiertafel Deutschland ernährt werden.

DIE AUSSTATTUNG

Schon bei der Anschaffung eines Hundes oder einer Katze stehen einige Besorgungen an, die den Preis für das Tier übertreffen können. Hunde wie Chupito brauchen als Grundausstattung ein Halsband, eine Leine, ein Körbchen zum Schlafen, einen Futternapf und eine Fellbürste. Das kostet mindestens 50 Euro. Die Katze ist teurer: Der Kratzbaum, der Futter- und der Wassernapf, die Katzentoilette, die Katzenstreu, der Transportkorb, dazu Kamm oder Bürste, Kissen und Decke summieren sich auf mindestens 200 Euro.

DAS FUTTER

Den mit Abstand größten Kostenpunkt macht natürlich das Futter aus. Mit mindestens 40 Euro pro Monat müssen Hunde- und Katzenhalter nach Angaben des Industrieverbands Heimtierbedarf rechnen. Aber es kann auch deutlich mehr sein. Denn zum einen wollen Tierhalter ihren Liebsten nicht immer nur das Billigste in den Napf streuen. Zum anderen sind manche Haustiere wegen einer Krankheit auf magenschonendes oder auf Diät-Futter angewiesen. Und das kann deutlich mehr kosten als das gewöhnliche Tierfutter. Hinzu kommen Leckerlis zum Belohnen oder Verwöhnen.

DIE VERSICHERUNG

Neben Futter und Zubehör fallen auch Versicherungskosten an. „Die wichtigste Versicherung für Hunde ist die Haftpflichtversicherung“, sagt Patrick Döring, Vorstand der Agila Haustierversicherung. Denn anders als Katzen sind Hunde nicht von der Privathaftpflichtversicherung des Besitzers erfasst. Beißt der Hund den Nachbarn oder zerfetzt er dem Besuch die Hose, müssten Herrchen oder Frauchen zahlen, wenn das Tier nicht versichert ist.

Die Versicherung ist recht günstig, Versicherungsschutz gibt es schon für fünf bis sechs Euro pro Monat. In Berlin ist die Haftpflicht für Hunde beim Kauf eines Tieres sogar seit 2005 vorgeschrieben. Und ab dem 1. Januar 2010 gilt die Versicherungspflicht auch für alle Hunde, die vor dem 1. Januar 2005 angeschafft worden sind. Hundehalter, die bisher noch nicht an eine Hunde-Haftpflicht gedacht haben, sollten sich also sputen. Sonst droht ein Bußgeld.

Vor Abschluss der Versicherung sollte man die Tarife vergleichen. Für die Versicherungsprämie spielt etwa die Rasse des Hundes eine Rolle, Kampfhunde kosten mehr, und nicht alle Gesellschaften versichern sie. Auch die Vertragsbedingungen sind unterschiedlich. Wichtig ist vor allem eine ausreichende Deckungssumme. Löst der Hund eine Massenkarambolage aus, kann der Schaden bis in die Millionenhöhe gehen. Daher empfiehlt die Stiftung Warentest eine Mindest-Versicherungssumme von drei Millionen Euro. Übrigens: Die Hunde-Haftpflicht greift auch, wenn jemand anderes als der Besitzer mit dem Vierbeiner Gassi geht.

OP-POLICE

Angehende Tierhalter sollten auch eine Versicherung für Operationskosten in Erwägung ziehen, vor allem bei Hunden und Katzen, die viel draußen unterwegs sind. „Ein Kreuzbandriss kann schnell mehr als 1000 Euro OP-Kosten nach sich ziehen“, sagt Patrick Döring. Mit einem Monatsbeitrag zwischen zehn und 20 Euro sind diese Risiken abgesichert. Allerdings nehmen viele Versicherer nur Tiere in den ersten Lebensjahren auf. Bei älteren Berner Sennenhunden – eine Rasse, die für Gelenkbeschwerden besonders anfällig ist – heißt es bei vielen Versicherern: Wir müssen leider draußen bleiben. Schaffen sich Tierhalter solche Rassen als Jungtiere an, ist eine OP-Versicherung eine Überlegung wert. Dann ist der lebensrettende chirurgische Eingriff im Notfall jedenfalls nicht mehr eine Frage des Geldes.

KRANKENVERSICHERUNG

Kristina van Kempen bringt ihren Hund, der gerne lebhaft durch den Park tobt, regelmäßig zum Tierarzt. „Wunde Pfoten, eine gebrochene Kralle, kleinere Verletzungen treten immer wieder auf“, sagt sie. „Unter 30 Euro komme ich beim Tierarzt eigentlich nie raus.“ Auch diese Kosten sollten angehende Tierbesitzer m Hinterkopf behalten. Jungtiere brauchen regelmäßige Routineuntersuchungen und müssen geimpft werden. Das läppert sich. So empfiehlt der Bundesverband für Tiergesundheit vier Wurmkuren im Jahr. Das gilt besonders für Katzen, die viel draußen unterwegs sind. Die Tabletten können jeweils fünf Euro und mehr kosten.

Ältere Tiere können zudem chronische Krankheiten entwickeln oder an Krebs erkranken, was eine dauerhafte Medikamentengabe oder eine Operation erforderlich macht. Schützen kann man sich mit einer Tier-Krankenversicherung. Die ist mit monatlichen Beiträgen von bis zu 20 Euro (Katze) beziehungsweise 50 Euro (Hund) allerdings kein Schnäppchen. Ob man eine Krankenversicherung abschließt, sei letztlich „eine Mentalitätsfrage“, sagt Patrick Döring. Experten raten dazu, die Tarife sehr gut zu vergleichen. Viele Versicherer verlangen saftige Aufschläge für ältere Tiere oder decken nicht alle Leistungen des Tierarztes ab. Die Policen unterscheiden sich auch darin, ob Impfungen oder Routineuntersuchungen bezahlt werden.

DIE ENTSCHEIDUNG

Die Lebenserwartung eines Hundes liegt zwischen acht und 16 Jahren, Katzen können zwölf bis 20 Jahre auf ihren Buckel laden. Darum ist eine Entscheidung für ein Haustier immer auch eine Entscheidung für eine ganze Lebensspanne. „Es ist, als bekäme man ein neues Familienmitglied ins Haus“, sagt Detlev Nolte vom Industrieverband Heimtierbedarf. Und für Familienmitglieder braucht man nicht nur Geld, sondern auch genug Zeit. Wer sich für ein Tier entscheidet, sollte vorher überlegen, ob er beides auch langfristig zur Verfügung hat. Dazu gehört auch, sich vorzustellen, wie spaßig ein Spaziergang mit dem Hund an einem kalten Novembermorgen noch ist. Oder ein Tier zu pflegen, das längere Zeit krank ist.

Wer sich damit anfreunden kann und die Wärme eines tierischen Hausgenossen nicht missen will, der sollte aber nicht als Erstes eine Tierhandlung ansteuern. „Der erste Gang bei dem Wunsch nach einem Tier sollte der in ein Tierheim sein“, sagt Kristina Bergerhausen vom Deutschen Tierschutzbund. „Dort warten jährlich rund 300 000 Tiere auf eine zweite Chance.“

DAS TIERHEIM

Das Tierheim hat auch einen weiteren Vorteil: Dort kann man Hunde und Katzen in aller Ruhe kennenlernen, zum Beispiel bei einem Probespaziergang. Denn bei Tieren, das wissen Haustierexperten, ist es wie mit einem menschlichen Mitbewohner: Erst nach einem Kennenlernen weiß man, ob es passt. Im Tierheim sind die Hunde und Katzen zudem gut versorgt, werden geimpft und medizinisch untersucht. Und wenn man sich für ein Tier entscheidet, berechnen Tierheime eine vergleichsweise geringe Gebühr von 50 bis 120 Euro für die Pflege und die medizinische Untersuchung.

Kristina van Kempen hat ihre Entscheidung für Chupito nicht bereut, auch, wenn der Hund viel Geld kostet. Ein kleines Stofftier, ein Spielzeug, das sei immer drin, sagt die Studentin. Dreimal am Tag geht es raus in den Park. „Eines darf man nicht unterschätzen“, sagt van Kempen. „Ein Hund nimmt viel Zeit in Anspruch.“Fotos: ddp/dpa/pa/privat

Andreas Menn

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