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Wirtschaft: Zinsen nach Wahl

Je größer die Wahlbeteiligung, desto höher die Rendite – gekoppelte Sparformen lohnen sich nicht

Geht es nach der Commerzbank, dann sollten zahlreiche Sparer am Abend der Bundestagswahl gebannt vor den Fernsehern sitzen. Denn die Bank koppelt den Zinssatz eines neuen Sparkontos an die Wahlbeteiligung. Mit dem Slogan „Neuwahlen für Ihre Zinsen“ bietet das Bankhaus Neukunden aktuell einen Basiszins von zwei Prozent und zusätzlich ab dem 20. September einen Bonus in Höhe der Wahlbeteiligung. Liegt diese – wie bei der Bundestagswahl im Jahr 2002 – bei 79 Prozent, dann erhält der Sparer insgesamt 2,79 Prozent.

Die Idee, ein Sparkonto an ein Ereignis zu koppeln und so durch eine Zockerkomponente zu ergänzen, ist nicht neu. Auf den ersten Blick verlockende Angebote wie diese haben nach Meinung der Stiftung Warentest aber mehrere Haken: So gilt das Angebot nur für Neukunden und nur für Sparbeträge zwischen 1250 und 20000 Euro. Zudem wird der erhöhte Zins nur zwischen dem 20. September 2005 und dem 5. Januar 2006 gezahlt. Und: Wie bei einem normalen Sparbuch kann der Anleger höchstens 2000 Euro pro Monat abheben. Will man über den vollen Betrag ohne Zinseinbußen verfügen, gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist. Soll der Sparer also nach Ablauf der Wahlzins-Aktion nicht wieder auf den normalen Commerzbank-Zins von aktuell 0,5 Prozent und damit auf eine Jahresverzinsung von etwa 1,1 Prozent abfallen, dann muss er das Sparbuch bereits Anfang Oktober schon wieder kündigen. Allerdings: Rechtzeitig vor Ablauf der Aktion, so Dorothee Pfeuffer von der Commerzbank, werde man mit den Kunden über geeignetere Anlagealternativen sprechen. Das Urteil der Stiftung Warentest fällt trotzdem negativ aus: „Ein kümmerlicher Werbegag.“ Die FMH-Finanzberatung hält das Angebot immerhin für „interessant, aber nur, wenn es rechtzeitig gekündigt wird“.

Während die Commerzbank mit dem Wahlzins bis 16. September 40000 Neukunden ködern will, hat die Hypo-Vereinsbank (HVB) mit ihrer „FC Bayern Sparcard“ bereits 92000 Sparer gewonnen. Sie alle dürften auf reichlich Tore von Ballack & Co in dieser Saison hoffen. Denn die HVB hat bei der Bayern-Sparkarte den Zins an die Zahl der Heimtreffer gekoppelt. Auf einen je nach Anlagevolumen gestaffelten Basiszins – von 0,9 Prozent unter 2500 Euro bis zu 2,1 Prozent ab 25000 Euro – erhalten die Bayern-Fans für 10 Heimtore 0,1 Prozent Zinsbonus, allerdings nur ab dem Folgemonat und bis zum Saisonende am 30. Juni. Wird der FC Bayern Meister, gibt’s für einen Monat fünf Prozent dazu. Mit ihren 44 Heimtoren zur Meisterschaft haben Bayerns Stürmer den Anlegern in der letzten Saison unter dem Strich, bei 10000 Euro Anlage zu Saisonbeginn, 2,25 Prozent Zinsen erkickt. Ein Spaß also nur für eingefleischte Fans, so das Urteil der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Generell raten die Verbraucherschützer bei allen ähnlichen Themen-Angeboten zur Vorsicht. Hauptkritikpunkt dabei ist, dass attraktive Zinssätze meist an sehr viele Bedingungen geknüpft und nur für einen kurzen Zeitraum garantiert sind. Auf das Jahr hochgerechnet bleibt dann oft nur ein Zins, der deutlich unter den Sätzen normaler Tages- oder Festgelder liegt. Hier werden aktuell bis zu vier Prozent gezahlt. 2,7 bis 2,8 Prozent, wie sie – bei ähnlich hoher Wahlbeteiligung wie 2002 – die Commerzbank in Aussicht stellt, zahlt auch eine Reihe anderer Banken. Mit dem Vorteil, dass das Geld bei Anlage auf einem normalen Tagesgeldkonto täglich komplett verfügbar ist.

Auf den Wahlausgang setzen können Kunden der HVB und ihrer Online-Tochter DAB auch mit zwei Aktienzertifikaten. Ab kommendem Montag (bis 16. September) kann ein Bonus- und ein Power-Zertifikat auf einen Aktienkorb aus den zehn dividendenstärksten Dax-Aktien gezeichnet werden. Mit der konservativen Bonus-Variante, so Produktmanagerin Birgit Lutzenberger, kann der Anleger auf einen Wahlsieg von SPD und Grünen, mit der Power-Variante auf einen von Union und FDP spekulieren.

Der Hintergrund: Einer neuer Regierung werde mehr Wirtschaftskompetenz eingeräumt, so dass Anleger eher profitieren würden. Folglich sei beim Power-Zertifikat die Wertentwicklung gehebelt, das heißt, der Anleger erhält am Ende das 1,5-fache der tatsächlichen Entwicklung des Aktienkorbs. Verluste fallen an, wenn die zehn Aktien zumindest einmal bis zum Laufzeitende 2012 um mehr als 35 Prozent gefallen sind und sich bis dahin auch nicht über den Einstandswert erholt haben. Fällt der Aktienkorb dagegen nie um mehr als 35 Prozent ins Minus, notiert am Ende aber im roten Bereich, erhält man das eingesetzte Kapital zurück. Bei der Bonus-Variante gilt ein Verlustpuffer von 50 Prozent. Wird er nicht unterschritten, erhält der Anleger 2012 einen Bonus von 20 Prozent, bei besserer Performance wird die tatsächliche Wertentwicklung ausbezahlt.

Veronika Csizi

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