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Vereinte Kräfte: Am Kampf gegen die Flut sind viele beteiligt

Im Kampf gegen das Oderhochwasser sind unterschiedliche Akteure beteiligt. Wir stellen einige Menschen näher vor.

DIE MAHNERIN

Ute Petzel, die Bürgermeisterin von Ratzdorf am Zusammenfluss von Oder und Neiße, stellt sich nicht gern in den Vordergrund und überlässt die Bühne auf dem Deich vor dem bekannt gewordenen Pegelhäuschen den Politikern aus Potsdam. Lieber spricht sie etwas abseits von Kameras und Mikrofonen den Einwohnern Mut zu. Sie wollte daher nicht in die Lobeshymnen über die neuen Deiche einstimmen, sondern verwies frühzeitig auf die Schwachstellen an den noch unsanierten Dämmen. „Da müssen wir aufpassen und die Deichläufer hinschicken“, sagte sie bei einer ihrer Stippvisiten an der Flusskante. Und sie sollte Recht behalten. An einem alten Damm rutschte die Grasnarbe ab. Das hätte leicht zur Überschwemmung der Neuzeller Niederung und von Ratzdorf führen können.

DER GELASSENE

Fischer Peter Schneider aus Brieskow-Finkenheerd bringt selbst ein rasch ansteigender Pegel nicht leicht aus der Ruhe. „Wer am Fluss wohnt, von ihm lebt oder die Natur genießt, muss auch mit seinen Launen zurechtkommen“, sagt der Chef eines alten Familienbetriebes. Er habe zwar vor dem Hochwasser seine Reusen in der Oder vorsichtshalber abgebaut, aber dennoch dank nahe gelegener Seen genügend Fisch im Angebot. Bei aller Gelassenheit macht sich der Fischer aber schon seine Gedanken über die Häufigkeit des Hochwassers. Erst 2006 mussten die Einwohner die Grundstücke im Ort vor den Wassermassen schützen. Dennoch wolle er die Schönheit der Oder, die vor seinem Grundstück einen See speist, nicht missen. Sie mache ohnehin, was sie wolle. Die Menschen müssten sich halt auf ihre Launen einstellen.

DER MACHER

Mit seinen flotten Sprüchen kommt der Landrat des Kreises Oder-Spree, Manfred Zalenga, bei den Helfern und Einwohnern gut an. „Mir treibt es die Galle ins Blut“, schimpft der Mann, als er auf die lange Bauzeit der Deiche nach der Oderflut von 1997 angesprochen wird. „Statt danach endlich loslegen zu können, müssen wir aufwändige Planungsverfahren mit allen möglichen Einsprüchen durchziehen.“ Schon eine seltene Kröte könne den Bau eines Schutzdeiches stoppen. Zalenga läuft auf neuen Deichen südlich von Eisenhüttenstadt. Das Hochwasser hat viele Störche aus Polen auf die überschwemmten Wiesen fliegen lassen. „Diese landschaftlichen Schönheiten dürfen wir nicht aufs Spiel setzen“, sagt er und kündigt ein großes Projekt an. Die Neuzeller Niederung soll potenzielle Überflutungsfläche werden.

DER STRATEGE Mit seiner Schiebermütze zieht der Präsident des Landesumweltamtes Professor Matthias Freude am Deich die Aufmerksamkeit auf sich. Er kennt nahezu jeden Kilometer bis ins Detail und beruhigt Anwohner, die Sickerstellen melden. „Der Deich funktioniert wie eine Stoffwindel“, erklärt er. Er lasse zwar ein wenig Feuchtigkeit durch, halte aber im Wesentlichen dicht. Freudes Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die 160 Kilometer langen Deiche zum Kilometerpreis von bis zu zwei Millionen Euro zu 90 Prozent saniert sind. Angesichts der Haushaltslage gab es nicht wenige Stimmen im Landtag und in den Kommunen, die das Bauprogramm auf die lange Bank schieben wollten. „Wir dürfen uns nicht vom Begriff ‚Jahrhunderthochwasser' täuschen lassen“, sagt der Biologe. „Das Wetter hält sich nicht an unsere Wünsche.“ Deshalb setzte er auch die Flutung großer Freiflächen im Unteren Odertal durch. „Wir haben es in der Hand, den Flüssen mehr Raum zu geben.“

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