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Brandenburg: Verrechnet

Bravo, was für eine Leistung! Die Sozialdemokraten haben die Große Koalition in Potsdam platzen lassen - nach nur zwei Monaten: Nachdem an ihnen die mit der CDU vereinbarte Wahl des Lübecker Anwalts Hermann Junghans zum Finanzbeigeordneten scheiterte, hat die SPD das Bündnis gleich selbst aufgekündigt.

Bravo, was für eine Leistung! Die Sozialdemokraten haben die Große Koalition in Potsdam platzen lassen - nach nur zwei Monaten: Nachdem an ihnen die mit der CDU vereinbarte Wahl des Lübecker Anwalts Hermann Junghans zum Finanzbeigeordneten scheiterte, hat die SPD das Bündnis gleich selbst aufgekündigt. Für Oberbürgermeister Matthias Platzeck, der einmal Regierungschef Manfred Stolpe beerben soll, ist die bislang schwerste Niederlage perfekt.

Schließlich ging die Große Koalition auf SPD-Initiative zurück: Sie sollte den "Kronprinzen" vor peinlichen Niederlagen im Stadtparlament bewahren, zumal diese zwangsläufig an seiner Autorität als Landeschef kratzen. Gewiss, Rot-Schwarz hatte nur eine Mehrheit von zwei Stimmen. Umso unverständlicher aber mutet es an, dass Platzeck - so extrem beschäftigt er als Landeschef und SPD-Bundesvorstandsmitglied sein mag - seit Monaten die Zügel in der als unberechenbar bekannten Fraktion schleifen ließ. Warum sicherte er sich nicht rechtzeitig zusätzliche Stimmen, etwa von den Grünen? Wird er Potsdam-müde? Weder seine Autorität, noch seine Führungs- und Moderationskraft, ja nicht einmal der Einfluss des Strippenziehers und SPD-Stadtchefs Rainer Speer haben ausgereicht, um das Fiasko abzuwenden. Offenkundig läuft die SPD Gefahr, ihren Hoffnungsträger im Potsdamer Klein-Klein zu verschleißen.

Und jetzt womöglich Rot-Rot in Brandenburgs Hauptstadt, so wie in Berlin? Der SPD-Parteichef, der in den letzten Jahren immer wieder über die PDS-Blockadementalität klagte und stets die Große Koalition auf Landesebene rühmt, wird dieses Signal vermeiden. Aber zugleich wird es Platzeck noch schwerer haben, wie zuvor mit wechselnden Mehrheiten zu regieren: Zumal die Rathauskrise ein Licht auf die ungelösten Probleme Potsdams wirft. Es geht schließlich um das strategische Finanzressort, in einer Stadt, die unsolide wirtschaftet, die wie eh und je mehr Geld ausgibt, als sie einnimmt, aber zu einem konsequenten Sparkurs bislang nicht fähig ist. Was blüht Potsdam erst in der Ära nach Platzeck, zumal ein Nachfolger von seinem Format nicht in Sicht ist?

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