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Brandenburg: Verwirrung im Fall Ermyas M.: Gab es einen dritten Täter?

Zustand des Opfers der brutalen Attacke von Potsdam weiter kritisch Fest gegen Fremdenfeindlichkeit am 14. Mai im Holländischen Viertel geplant

Potsdam - Im Fall des bei einem mutmaßlich rassistischen Angriff in Potsdam schwer verletzten Deutsch-Afrikaners Ermyas M. soll ein dritter Tatverdächtiger, Sven S., vernommen worden sein. Dieser habe aber ein Alibi für die Tatzeit angegeben und sei wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Das behauptet Sven Oliver Milke, der Anwalt einer der beiden verhafteten Tatverdächtigen. Sicherheitskreise dementieren diese Angaben jedoch. Bislang ermittelt Generalbundesanwalt Kay Nehm gegen den 30 Jahre alten Thomas M. und den 29-jährigen Björn L. wegen versuchten Mordes mit fremdenfeindlichem Hintergrund. Die Verteidiger der beiden Tatverdächtigen wiesen die Anschuldigungen gegen ihre Mandanten erneut zurück.

Der Zustand des 37-jährigen Ermyas M. stabilisierte sich unterdessen weiter. Er sei jetzt seit vier Tagen außer Lebensgefahr, sagte eine Sprecherin des Ernst-von-Bergmann-Klinikums in Potsdam am Montag. Die Beatmungsmaschine werde nur noch angestellt, wenn es medizinisch notwendig sei. Der Familienvater könne größtenteils selbstständig atmen. Ermyas M. liege nicht mehr im Koma, sei aber weder ansprech- noch vernehmbar. Sein Zustand sei weiter kritisch. Der gebürtige Äthiopier war am Ostersonntag an einer Haltestelle in Potsdam als „Nigger“ beschimpft und niedergeschlagen worden.

Vor dem Hintergrund des Überfalls findet am 14. Mai in Potsdam das „3. Internationale Begegnungsfest“ statt, das sich gegen Fremdenfeindlichkeit richtet. Die Schirmherrschaft übernehmen Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD). Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) unterstützt das Fest mit 6000 Euro aus Lottomitteln. Es soll von 11 bis 19 Uhr im Holländischen Viertel und am Bassinplatz stattfinden und für Verständigung und Toleranz werben. Organisiert wird es von der „Initiative Toleranz – Für Verständigung und gegen Gewalt“. Auf dem Fest gibt es unter anderem ein Bühnenprogramm, Botschaften werden ihre Länder an Ständen mit landestypischen Speisen und Getränken sowie Handwerkskunst präsentieren.

Nach Einschätzung von Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gibt es im Land noch immer zu viele rechtsextremistische Straftaten. Im vergangenen Jahr seien 1294 derartige Delikte, darunter 97 Gewaltstraftaten, registriert worden, sagte er in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage. Im Zeitraum der Jahre 2001 bis 2003 waren es 2884 rechte Straftaten, von denen 256 als Gewaltdelikte eingestuft wurden. Das geht aus einer Statistik hervor, die Schönbohm ebenfalls vorlegte. Tsp/ddp

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