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Brandenburg: Viele Stolperdrähte auf der Schloßbaustelle

ORANIENBURG .Die Bauleute im Schloß Oranienburg machten sich gestern ihren besonderen Spaß mit einer reihenweise stolpernden Besucherschar.

ORANIENBURG .Die Bauleute im Schloß Oranienburg machten sich gestern ihren besonderen Spaß mit einer reihenweise stolpernden Besucherschar.Denn trotz vorheriger Warnung gerieten sowohl Kulturminister Steffen Reiche als auch der Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Professor Hans-Joachim Giersberg, und die meisten Presseleute ins Straucheln.Sie übersahen schlichtweg die feinen Schnüre für das Parkett der Fußböden.

Vielleicht waren sie zu sehr von dem Zustand des höchstens noch von außen als Barockschloß erkennbaren Gebäudes abgelenkt.Bis auf eine einzige Deckenmalerei und einige hinter dicken Farbschichten versteckten Zeichnungen erinnert nichts mehr an den alten Glanz, der nun wieder in mühevoller Kleinarbeit in die kahlen und staubigen Mauern hineingezaubert werden soll.Denn von Mitte Juni an will Generaldirektor Hans-Joachim Giersberg hier mit den Vorbereitungen für eines der "größten Kunstereignisse in Berlin und Brandenburg" beginnen: Die Ausstellung über niederländische Kunst und Kultur im 17.und 18.Jahrhundert an deutschen Fürstenhöfen.

In der einmaligen Schau "Onder den Oranje Boom" sollen 500 Exponate von 120 Leihgebern gezeigt werden.Weil sich darunter viele großformatige Gemälde befinden, ist eine zweimonatige Vorbereitungszeit notwendig.Viele Werke müssen zuvor aus ihrem Rahmen genommen werden.Anders passen sie nicht durch die Türen."Da wir solch eine Prozedur mit vielen wertvollen Stücken aber nur einmal machen können, wollen wir sie dauerhaft im Oranienburger Schloß ausstellen", sagte Giersberg.Die Oranierschau ist zwischen dem 14.August und dem 14.November zu sehen.

Zur Baustellenbesichtigung brauchte es zwischen Farbeimern, Mörtelbottichen, Leitern und "Stolperdrähten" allerdings sehr viel Phantasie, um sich eine neue Pilgerstätte für Kunstliebhaber vorzustellen.Das 1550 als Jagdschloß eröffnete und gut 100 Jahre später für den Großen Kurfürsten und seine Gemahlin Louise-Henriette von Nassau-Oranien umgebaute Anwesen verlor im 19.und 20.Jahrhundert völlig seinen Charakter.Das zeigt schon die Aufzählung einiger Nutzer: Chemiefabrikant, Lehrerseminar, SS-Einheit, DDR-Grenztruppen.Alle veränderten den Zuschnitt der Räume, die Form der Fenster und den angeschlossenen Schloßpark."Als wir 1990 als Stadtverwaltung hier einzogen, fanden wir einen völlig heruntergekommenen Bau vor", erinnerte sich Bürgermeister Hans-Joachim Laesicke."Doch wir wollten unbedingt das Schloß ins städtische Eigentum holen, so daß wir mit unserem überstürzten Einzug Tatsachen schufen." Erst am 20.Juni 1996 erhielt der Bürgermeister den Eigentumsnachweis und wenige Tage später lag der Antrag auf Fördermittel bei der EU in Brüssel vor.

Seitdem wird die großzügige Anlage für rund 17 Millionen Mark wieder teilweise in ihren Originalzustand versetzt, acht Millionen davon steuert die EU bei.Künftig soll das Schloß je zur Hälfte für Kunstausstellungen und das Heimatmuseum sowie für die Stadtverwaltung genutzt werden.Giersberg will mit der Schlösser- und Gartenstiftung die Dauerausstellung von Mai 2000 an betreuen.Doch wie so oft sind noch nicht alle finanziellen Fragen geklärt.Auf eine Millionen Mark schätzt der Generaldirektor den Aufwand für die Dauerschau, in der holländische Kunst dominieren soll.

Trotz des vermeintlichen Durcheinanders auf der Baustelle versicherte der Bürgermeister, alle Arbeiten lägen voll im Plan.Selbst die kürzliche Trennung vom Berliner Planungsbüro wegen eines Honorarstreites falle kaum noch ins Gewicht.

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