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Brandenburg: Völkermord kommt wieder in Lehrplan Fraktionen für Hinweis auf Genozid an Armeniern

Potsdam - Der Völkermord an den Armeniern 1915/16 soll wieder in den brandenburgischen Geschichtslehrplan der Klassen 9 und 10 aufgenommen werden. Darauf verständigten sich Montag die Vorstände von SPD- und CDU-Fraktion.

Potsdam - Der Völkermord an den Armeniern 1915/16 soll wieder in den brandenburgischen Geschichtslehrplan der Klassen 9 und 10 aufgenommen werden. Darauf verständigten sich Montag die Vorstände von SPD- und CDU-Fraktion. Die Streichung des Genozids aus dem Lehrplan aufgrund einer diplomatischen Intervention der Türkei hatte, wie berichtet, deutschlandweit zu heftigen Protesten geführt. Zugleich geriet Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) unter diplomatischen Druck: Die Republik Armenien reagierte empört. Platzeck trifft sich heute mit Botschafterin Karine Kazinian und Vertretern der armenischen Kirche, um die Wogen zu glätten.

Vor diesem Hintergrund wird der Antrag der Regierungsfraktionen in der Koalition als „notwendiger Befreiungsschlag“ gesehen. Die Landesregierung wird darin aufgefordert, dem Genozid an den Armeniern „einen seiner historischen Bedeutung – auch im Vergleich zu anderen Völkermorden – angemessenen Platz im Rahmenlehrplan für den Geschichtsunterricht … zuzuweisen“. Es gilt als sicher, dass die Fraktionen von SPD und CDU heute zustimmen werden. In dem Antrag heißt es weiter, in der Öffentlichkeit sei der Eindruck entstanden, dass historische Ereignisse im Unterricht anders als bisher bewertet würden. Dies sei falsch. Deshalb sei eine „fachwissenschaftlich begründete Richtigstellung“ nötig. Der Text über den Genozid an den Armeniern und anderen Völkern soll laut Antrag „vorab durch externe Fachhistoriker geprüft und bestätigt werden“. Das gilt auch für eine geplante neue Handreichung zum Thema „Genozid“. In der Koalition heißt es intern, dass Platzeck mit der Streichung des Genozids nach der türkischen Intervention einen Fehler gemacht und die „verheerende Außenwirkung“ unterschätzt habe.

Das Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung appellierte gestern an die Kultusministerien der Länder, den Genozid an den Armeniern neben weiteren Beispielen für Gewaltentgrenzung in Kriegen in die Rahmenpläne für Geschichtsunterricht aufzunehmen.

Michael Mara

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