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Brandenburg: Vorhang auf im Cannes des Ostens

Mit großem Star- und Prominentenaufgebot begann gestern Abend im Großen Haus des Staatstheaters das 11. Festival des Osteuropäischen Films in Cottbus.

Von Sandra Dassler

Mit großem Star- und Prominentenaufgebot begann gestern Abend im Großen Haus des Staatstheaters das 11. Festival des Osteuropäischen Films in Cottbus. Bis zur Preisverleihung am Sonntag werden über 100 Produktionen aus 20 Ländern zu sehen sein, darunter 30 deutsche und internationale Erstaufführungen.

Seit elf Jahren wird Cottbus für ein paar Tage im Herbst so richtig "ostig". In diesem Jahr allerdings äußerst amerikanisch verkauft: "Taste the East" prangt als Slogan neben den ansonsten eher unauffälligen Plakaten. Tatsächlich hat sich das Filmfestival, das nach der Wende eher verhalten von der Bevölkerung aufgenommen wurde, in den letzten Jahren zu einem Geheimtipp gemausert. In den verschiedenen Spielorten treffen sich längst nicht mehr nur kasachische, polnische oder russische Regisseure mit Journalisten aus ganz Deutschland und dem Ausland, sondern auch Studenten der Cottbuser Uni, Lehrer oder Mittelständler, die einfach mal wieder in einen anderen Kulturkreis schauen, Filme sehen und anschließend darüber diskutieren wollen. Mit Ostalgie hat das wenig zu tun - auch wenn der Schriftsteller Tschingis Aitmatow, der das Patronat über den diesjährigen "regionalen Fokus" mit Filmen aus Tadschikistan und Kasachstan übernommen hat, in Cottbus wahrscheinlich bekannter ist als in Köln.

In der Reihe "Nationale Hits" erwarten die Zuschauer Filme, die in ihren Ursprungsländern große Kassenerfolge waren, auf dem internationalen Filmmarkt aber kaum wahr genommen wurden. Die Sektion Kinderfilm zeigt das in diesem Jahr unter dem Motto "Zeit für das Wunderbare" ebenfalls vor allem Streifen aus dem zentralasiatischen Raum. Die meisten Filme - darunter viele Märchen - beginnen kinder- und feriengemäß vor- und nachmittags.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß würdigte gestern das Filmfestival nicht nur als Kultur-Dialog zwischen West- und Osteuropa, sondern auch als Stärkung des Medienstandortes Berlin-Brandenburg. Immerhin treffen sich am Rande des Festivals Medienmanager aus Ost und West beim Forum "Connecting Cottbus", um künftige Projekte zu besprechen. Der Hauptpreis ist wie bereits im vergangenen Jahr mit 20 000 Mark dotiert, mehrere Nebenpreise wurden von Cottbuser und Berliner Unternehmen gestiftet.

Angesichts der erwarteten 10 000 Zuschauer und der 500 akkreditierten Gäste aus 30 Ländern sehen manche lokale Zeitungen Cottbus bereits als das "Cannes des Ostens". Die Veranstalter sind da auch aufgrund der begrenzten Mittel und Kapazitäten bescheidener. Sie wollen vor allem einen Beitrag dazu leisten, dass die schwierige Umbruchsituation in Osteuropa und ihre Widerspiegelung in der Filmkunst nicht ganz aus dem Blickfeld des Westens gerät. Zumindest soll der eine oder andere Film den Sprung von Cottbus nach Cannes schon geschafft haben.

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