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Wahlumfrage: Erfolg der Linken bereitet Platzeck Sorgen

Brandenburg-Umfrage sieht Linke bei 28, SPD bei 31, CDU bei 22 Prozent SPD-Regierungschef warnt: "Das Rennen ist noch völlig offen".

Potsdam - Er galt schon als sicherer Sieger. Doch knapp drei Wochen vor der Bundes- und Landtagswahl in Brandenburg sieht jetzt SPD-Ministerpräsident Matthias Platzeck das Rennen als „völlig offen“ an. Mit einem ungewohnt eindringlichen Appell in eigener Sache reagierte Platzeck am Donnerstag in seinem Internet-Newsletter auf das jüngste Politbarometer, das der RBB und die Märkische Allgemeine Zeitung in Auftrag gegeben hatten. Danach rückt die Linke nach den Erfolgen in Thüringen und Sachsen nun auch in Brandenburg mit 28 Prozent in bedrohliche Nähe der SPD, die auf 31 Prozent der Stimmen käme. Die von Wissenschaftsministerin Johanna Wanka geführte CDU stagniert bei 22 Prozent, die Liberalen wären mit 8 Prozent im Landtag, die Grünen mit 4 Prozent nicht. „Auch Sie entscheiden darüber, ob ich Ihr Ministerpräsident bleiben kann“, schreibt Platzeck, der bisher selten auf Umfragen reagiert hat. Das Politbarometer mache deutlich, dass noch nichts entschieden sei. „Wer möchte, dass ich Ministerpräsident bleibe, der muss mit seiner Zweitstimme SPD wählen.“

Und tatsächlich will ungeachtet des Kopf-an-Kopf-Rennens von SPD und Linken die übergroße Mehrheit von 74 Prozent der Brandenburger Platzeck weiter als Ministerpräsident. Für Wanka plädieren nur 9, für die Linke-Spitzenfrau Kerstin Kaiser nur 6 Prozent. Die beiden Konkurrentinnen sind vielen Märkern unbekannt, Wanka kennt nur jeder zweite, Kaiser gar nur jeder dritte. Sogar 66 Prozent der Linke-Wähler und 60 Prozent der Unionsanhänger bevorzugen Platzeck als Regierungschef, mit dessen Arbeit 76 Prozent der Brandenburger zufrieden sind, 11 Prozent mehr als vor der Wahl 2004.

In der Union, die unter Wanka die früher üblichen Grabenkämpfe beigelegt hat, ist man ernüchtert über die 22 Prozent. Die liegen aber immerhin 3 Prozent über dem desaströsen Wahlergebnis von 19 Prozent im Jahr 2004. „Wir müssen noch zulegen“, sagte Vizeparteichefin Barbara Richstein. Andererseits sieht man hinter vorgehaltener Hand einen positiven Nebeneffekt der aktuellen Situation: Je stärker die Linke ist, desto geringer sei die Wahrscheinlichkeit von Rot-Rot. Das fürchtet man auch in der SPD. Davon will Linke-Landeschef Thomas Nord aber nichts wissen. „Nur eine starke Linke kann eine sozialere Politik durchsetzen. Wir wollen auf Augenhöhe mit der SPD sein. Das ist kein Hinderungsgrund für Rot-Rot.“ Und trotzdem erhebt die Linke auch jetzt nicht den Anspruch, stärkste Partei zu werden.

Nach der aktuellen Umfrage haben die Brandenburger keine klare Wunsch-Koalition. Jeweils 42 Prozent sind für Rot-Schwarz und für Rot-Rot, wobei die Zustimmung für ein Mitte-Links-Bündnis in den letzten Jahren stetig gewachsen ist. Eine „Ampel“ aus SPD, Grünen und Liberalen wollen nur 23 Prozent. Ernüchternd dürfte das Politbarometer für SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier sein, der in Brandenburg Spitzenkandidat für die Bundestagswahl ist. Zwar führt die SPD bei der Bundestags-Sonntagsfrage anders als im Bund in der Mark mit 30 Prozent vor CDU (26) und Linken (24). Doch im direkten Duell liegt Angela Merkel, mit der 63 Prozent der Brandenburger zufrieden sind, gegen Steinmeier mit 47 Prozent klar vorn.

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