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Brandenburg: Waldbrandgefahr wie in Spanien

Brandenburgs Forsten sind so trocken wie nie zuvor – und dürfen nicht mehr betreten werden / Großfeuer gelöscht

Jüterbog. „Mich macht stutzig, dass sich die Brände auf den einstigen Militärflächen bei Jüterbog häufen“, kommentierte Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) am Dienstag den dritten Ausbruch eines Waldbrandes auf dem weitläufigen und waldreichen Gelände am Montag. Auch Landesbrandmeister Jürgen Helmdach sprach von „einer auffälligen Häufung an diesem Ort“. Jetzt sollen laut Schönbohm Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) untersuchen, ob diese Brände möglicherweise doch durch Brandstiftung verursacht sein können.

Der neuerlichen Großbrand konnte erst am Dienstagnachmittag gelöscht werden. Zuvor gab es lange Zeit noch glühende Stellen im Gestrüpp, und Windböen fachten die Flammen immer wieder an. 60 Feuerwehrleute, vier Löschflugzeugen und ein Hubschrauber waren am Dienstag noch im Einsatz. Das Feuer war am Montag ausgebrochen, zeitweise standen bis zu 100 Hektar in Flammen. Momentan wird angenommen, dass sich alte Munition selbst entzündet hatte. Die ehemaligen Übungsflächen der Sowjet-Armee bei Jüterbog sind stark munitionsverseucht. Weil dem Land das Geld für die Beräumung fehlt, sind die munitionsverseuchten Flächen für den Besucher gesperrt. Landesbrandmeister Helmdach verhehlt nicht, dass eigentlich mehr getan werden müsste, um die gefährliche Hinterlassenschaft nicht nur der Sowjets zu bergen. Er hält besonders Phosphor-Geschosse aus dem Weltkrieg für gefährlich: Durch Erhitzung könne ein innerer Druck entstehen, so dass die angerosteten Geschosshülsen aufbrechen. Unter starker Sonneneinwirkung kann sich Phosphor dann selbst entzünden.

Deshalb stellen Brandenburgs zahlreiche, munitionsverseuchte Wälder und Flächen eine dauernde Gefahr dar. Glücklicherweise gab es in diesem Sommer noch keine Verletzten oder gar Toten, während vor zwei Jahren ein Bundeswehrsoldat getötet wurde, als bei einem Waldbrand an der Grenze zu Sachsen-Anhalt ein Geschoss losging. Wegen der großen Gefahr dürfen Feuerwehrleute und andere Löschkräfte munitionsverseuchte Flächen bei Waldbränden nicht betreten: Das erschwert die Bekämpfung erheblich.

Inzwischen gilt für ganz Brandenburg die höchste Waldbrandwarnstufe IV. Die Wälder dürfen nicht mehr betreten werden. Landesbrandmeister Helmdach sagte, sie seien „so trocken wie noch nie“. Der Grund ist nicht nur, dass es in diesem Jahr in manchen Gebieten kaum geregnet hat. Zudem sei der Boden im Frühjahr noch gefroren gewesen, so dass Regenwasser abgelaufen sei und die Grundwasserstände nun sehr niedrig seien. Viele Gehölze seien geschädigt oder vertrocknet und damit besonders anfällig für Brände. Kein Wunder, dass die EU-Kommission Brandenburgs Wälder in die „höchste Stufe der Waldbrandrisikogebiete Europas“ wie Südfrankreich oder Südspanien eingeordnet hat, wie Minister Schönbohm mitteilte. Dies bedeutet auch, dass das von Waldbränden besonders betroffene Brandenburg mit EU-Hilfe rechnen kann. Bisher wurden in diesem Jahr mehr als 440 Brände gezählt, betroffen war eine Fläche von rund 450 Hektar. Im Vergleich zum Vorjahr sind das fast drei mal soviel Brände (154). Die verbrannte Fläche ist 13-mal so groß wie im Vorjahr. Allein in den letzten 14 Tagen mussten 240 Waldbrände bekämpft werden, 4600 Feuerwehrleute waren dabei im Einsatz.

Michael Mara

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