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Wandlitz: Goebbels-Grundstück wird verkauft

Ein Berliner Liegenschaftsfonds sucht weltweit Interessenten für das 110 Hektar große Gelände. Die Villa auf dem Grundstück steht allerdings nicht zum Verkauf.

Lanke - Nach fast zehnjährigem Leerstand wird für das ehemalige Goebbels-Grundstück am Bogensee jetzt weltweit nach einem Käufer gesucht. Das Angebot des Berliner Liegenschaftsfonds ist nicht nur wegen der Lage des 110 Hektar großen Geländes mitten im Wald bei Lanke, 15 Kilometer nördlich der Berliner Stadtgrenze, einmalig. Seine Geschichte und seine Ausmaße machten es seit der Wende zum Gegenstand zahlreicher politischer Debatten, Fernsehdokumentationen und mehrerer Bücher.

Denn 1936 wurde das riesige Areal von der Stadt Berlin dem NS-Propagandaminister Joseph Goebbels zum 39. Geburtstag zur Nutzung auf Lebenszeit übertragen. Er ließ anstelle einer Blockhütte ein massives Gebäudeensemble errichten. Dieser „Waldhof“ diente später als Ersatzministerium und beherbergte noch bis 1999 eine öffentliche Gaststätte. Doch dann zog als letzter Nutzer auch eine soziale Einrichtung aus und auf dem gesamten Gelände mit dem „Waldhof“ und einer zwischen 1951 und 1955 nach sowjetischem Vorbild erbauten FDJ-Jugendhochschule regte sich ein Jahrzehnt lang nichts mehr. Es fielen aber jährliche Unterhaltskosten von 150 000 Euro an.

„Die sogenannte Goebbels-Villa gehört nicht zu unserem Angebot“, betont Irina Dähne vom Berliner Liegenschaftsfonds. „Es gibt Überlegungen, sie als landeseigene Bildungseinrichtung zu nutzen.“ Das Haus steht genau wie das gesamte Ensemble am Bogensee unter Denkmalschutz, weshalb in der Vergangenheit auch alle Pläne der zuständigen Gemeinde Wandlitz für einen Abriss des „Waldhofes“ scheiterten. Berlin gehört das Gelände schon seit 1914, als die in die Pleite gerutschten Erben des früheren Eigentümers Graf Wilhelm von Redern das Grundstück verkaufen mussten.

Bis Mitte Januar können nun alle Interessenten ein Angebot für die ehemalige FDJ-Jugendschule abgeben. Zur ihr gehören vier große, nach der Wende zu Hotels umgebaute Internatsgebäude, ein Kulturhaus mit einem beeindruckenden Ballsaal, ein Hauptgebäude mit einem 500 Plätze bietendem Tagungsraum, ein Heizhaus sowie ein Plattenbau mit 80 Wohnungen und elf Einfamilienhäuser. „Wir könnten uns Schulen, Internate, eine Privatuniversität, ein Hotel, eine Klinik, eine Führungsakademie, einen Behördenstandort, Senioreneinrichtungen oder eine Freizeitanlage als Nutzung vorstellen“, heißt es vom Immobilienfonds. Mitte Januar beginnt das eigentliche Bieterverfahren, in dem der Käufer mit dem besten Konzept zum Zuge kommt. Claus-Dieter Steyer

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