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Brandenburg: Was nicht Schule macht Studie: Leistungprofilklassen sind erfolgreich.

SPD will sie wieder streichen – und erntet Protest

Brandenburgs sprunghafte Bildungspolitik sorgt selbst in den Sommerferien für Unruhe. Wirtschafts- und Kommunalvertreter sowie der Gymnasiallehrerverband warnen jetzt eindringlich davor, die erst vor einigen Jahren im Land eingeführten „Leistungsprofilklassen“ (LPK) schon wieder in Frage zu stellen. In diesen Klassen wechseln Schüler ausnahmsweise schon ab Klasse 5 auf die Gymnasien und machen das Abitur schon nach Klasse 12.

Obwohl diese Turbo-Abitur-Klassen nach einer neuen Studie des Landesinstituts für Schule und Medien (Lisum) erfolgreich sind, sollen sie nach Plänen von Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) und der SPD-Landtagsfraktion mittelfristig auslaufen und durch vereinzelte Spezialklassen für musisch, mathematisch oder naturwissenschaftlich besonders begabte Schüler ersetzt werden. Die CDU lehnt dies strikt ab – und bekommt für diese Haltung Rückendeckung von Institutionen jenseits der verhärteten ideologischen Parteifronten:

„Wir brauchen an Brandenburgs Schulen endlich Stabilität und Kontinuität“, warnt Geschäftsführer Karl Ludwig Böttcher des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg, der selbst SPD-Mitglied ist. „Das Problem für die Schulen ist, dass nie Ruhe einkehrt.“ Man müsse Dinge, die man wie die Leistungsprofilklassen angefangen hat, „in Ruhe zu Ende führen“. Alles andere verunsichere nur die Eltern, „die nicht wissen, ob sie ihr Kinder noch in solchen Klassen anmelden sollen oder nicht“. Hinzu komme, so Böttcher, dass die diskutierten Alternativen noch gar nicht ausgereift seien, ihre Finanzierung nicht geklärt sei. Ähnliche Stimmen kommen aus den Handwerkskammern und Industrie- und Handelskammern Brandenburgs. Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hatte vor den Sommerferien zugegeben, dass man für sein Modell mit den Spezialklassen teure Internate einrichten müsste, da die Klassen nicht regional gleichmäßig angesiedelt werden könnten – anders als die Leistungsprofilklassen.

Die Leistungsprofilklassen waren nach Bildung der ersten Großen Koalition in Brandenburg 1999 auf Druck der CDU eingerichtet worden, nachdem das Bildungssystem wegen des miserablen Abschneidens bei der Pisa-Studie in die Kritik geraten war. Derzeit gibt es landesweit 29 Klassen dieser Art, in denen Schüler schon ab Klasse 5 die Gymnasien besuchen – im Regelfall erfolgt der Wechsel erst nach der 6. Klasse. Doch die Ergebnisse der Leistungsprofilklassen können sich nach der Lisum-Studie sehen lassen. Danach waren dort die „Lernstände“ in Klasse 7 in der Gesamtheit „mindestens gleichwertig“ mit den Vergleichsklassen nach achtjährigem Schulbesuch: Die Schnellläufer waren also ihren Altersgenossen ein Jahr voraus. Und selbst im Vergleich zu den Achtklässlern war ihr Ergebnis beachtlich.

Wörtlich heißt es dazu in der Studie: „Bei den Tests im Fach Mathematik und im Fach Englisch und teilweise auch im Fach Deutsch erreichten die Lernenden in den LPK die besseren Ergebnisse.“

Das Landesinstitut Lisum plädiert deshalb dafür, weitere Leistungsprofilklassen im Land einzurichten. „Die Klassen haben sich voll bewährt“, sagt auch Volker Freitag, Vorsitzender des Brandenburger Gymnasiallehrerverbandes. Das Ziel sei „voll erreicht“ worden. Zwar haben die Koalitionsfraktionen das heikle Thema auf den August vertagt. Doch die starre SPD-Position könnte sich ändern,wenn Mitte Juli der neue Pisa-Ländervergleich bekannt gegeben wird – und Brandenburg erneut schlecht abschneiden sollte.

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