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Brandenburg: Weiter Widerstand gegen "Bombodrom"

Aber Front der Bundeswehrgegner scheint zu bröckeln VON CLAUS-DIETER STEYER Schweinrich.Die Gegner eines militärischen Übungsplatzes in der Wittstock-Ruppiner Heide haben das neue Jahr mit ihrer 41.

Aber Front der Bundeswehrgegner scheint zu bröckeln VON CLAUS-DIETER STEYER

Schweinrich.Die Gegner eines militärischen Übungsplatzes in der Wittstock-Ruppiner Heide haben das neue Jahr mit ihrer 41.Protestwanderung begonnen.400 Anhänger der Bürgerinitiative "Freie Heide" trotzten in Schweinrich dem Frost und marschierten unter dem Banner "Schwerter zu Pflugscharen" an den Rand des bis 1992 von der russischen Armee genutzten Geländes unweit der Autobahn Berlin-Hamburg.Auftakt war wie stets eine geistliche Besinnung in der Dorfkirche, denn die Bürgerinitiatve wird wesentlich von den evangelischen Pfarrern der Region getragen. Die Bundeswehr will das 142 Quadratkilometer große Gebiet vor allem für Tiefflug- und Bombenabwurfübungen nutzen.Verteidigungsminister Volker Rühe hatte erst kürzlich die Notwendigkeit des "Bombodroms" bekräftigt.Die Belastungen durch Tiefflüge müßten gleichermaßen in Ost- und Westdeutschland verteilt werden. "Wir werden uns davon nicht einschüchtern lassen.Wir brauchen keine Tiefflüge", erklärte dagegen der Sprecher der Bürgerinitiative, Pfarrer Benedikt Schirge, am Rande der friedlichen Kundgebung, auf der eine weitere Mahnsäule enthüllt wurde."Wir werden alle rechtlichen Mittel nutzen, um gegen die Bundeswehr vorzugehen.Derzeit sammeln wir das Geld für die Berufungsverhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht Frankfurt (Oder)", erläuterte Schirge.Nötig seien rund 150.000 Mark.Zwei Drittel davon sind beisammen, vor allem aus Haushaltsmitteln der betroffenen Gemeinden. Die Bürgerinitiative will gegen das Urteil des Verwaltungsgerichtes Potsdam zum Bombenabwurffeld von Ende August vorgehen.Damals war entschieden worden, daß sich die Bundeswehr mit Blick auf Gemeinden, die weniger als einen Kilometer vom Schießplatzgelände entfernt sind, einem förmlichen Planungsverfahren nach Landnahmegesetz unterziehen muß, will sie das "Bombodrom" weiter militärisch nutzen."Das kann niemand verstehen, denn das einige hundert Meter weiter weg liegende Dorf Flecken Zechlin kann doch beispielsweise kein Urlaubsort werden, wenn dort die Flieger dröhnen", meinte Schirge.Das gleiche treffe auf Rheinsberg zu, das ebenso durch Flüge belastet sei.Die schriftliche Urteilsbegründung liegt allerdings noch nicht vor, so daß noch keine Berufung eingelegt werden konnte. Auch die Bundeswehr hatte nach der Verhandlung Berufung angekündigt.Die Übernahme des Platzes von der russischen Armee sei vom Einigungsvertrag gedeckt, argumentierte sie.Dies lehnte das Gericht indes ab.Das Verfahren gilt deshalb als Präzedenzfall für andere ehemals russischen Truppenübungsplätze in Ostdeutschland.In der Zwischenzeit hält die Bundeswehr schon Übungen ab, da das Urteil des Verwaltungsgerichtes noch nicht rechtskräftig ist. Der Widerstand gegen den Übungsplatz ist inzwischen aber längst nicht mehr so stark wie vor fünf Jahren.Der Wittstocker Bürgermeister Lutz Scheidemann ist auf die Seite der Bundeswehranhänger getreten.Er vertraue den Zusagen der Armee, hier mehrere Dutzend Arbeitsplätze zu schaffen mehr als den vagen Tourismusprojekten, sagte der FDP-Politiker.Auch der katholische Pfarrer Josef Scholz gehört seit einiger Zeit zur Initiative "Pro Bundeswehr". Die Schießplatzgegner läßt das kalt.Sie bereiten nach dem aus ihrer Sicht erfolgreichen Jahresauftakt schon die nächste Protestwanderung vor.Am 30.März soll im kleinen Fretzdorf der größte Ostermarsch in ganz Deutschland stattfinden.

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