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Mesut Özil: Hoffnungsträger der Nationalmannschaft - und für die deutsch-türkischen Beziehungen.

© AFP

Imagekampagne in der Türkei: "Wir gehören zusammen"

Unter dem Motto "Biz birlikteyiz" startet die Bundesrepublik eine Imagekampagne in der Türkei. In Fernsehspots und auf Plakaten sollen deutsch-türkische Gemeinsamkeiten beschworen werden. Doch wie weit geht das Zusammengehörigkeitsgefühl?

Aus den Lautsprecher dröhnt Lena, schwarze, gelbe und rote Luftballons steigen in den blauen Himmel über Istanbul, und Eckart Cuntz wagt ein Wortspiel. Der deutsche Botschafter in der Türkei spricht über Mesut Özil, den türkischstämmigen Star der deutschen Fußballnationalmannschaft, der die Verbundenheit zwischen beiden Staaten symbolisiere. Mit Blick auf das deutsche WM-Viertelfinale gegen Argentinien sagt Botschafter Cuntz auf Türkisch, Deutschland werde nach dem Spiel hoffentlich sehr „mesut“ sein: Özils Vorname bedeutet „glücklich“.

Deutsche und Türken glücklich vereint – dieses Gefühl soll eine Kampagne vermitteln, die Botschafter Cuntz am Taksim-Platz in der Stadtmitte der türkischen Metropole Istanbul vorstellt. „Biz birlikteyiz“ (Wir gehören zusammen) lautet das Motto von sechs Fernsehspots, die von der deutschen Botschaft produziert worden sind, um die engen Bande zwischen beiden Ländern zu demonstrieren.

Drei Monate lang sollen die Spots in türkischen Fernsehkanälen vor den allabendlichen Hauptnachrichtensendungen gezeigt werden, am liebsten täglich, wünschen sich die Deutschen. Cuntz selbst und Prominente wie der Fußballtrainer Thomas Doll oder die in Deutschland geborene und in der Türkei sehr populäre Schauspielerin Nur Asyan sagen in den Zehn-Sekunden-Filmchen den Satz vom Zusammengehören. Das soll den Türken bewusst machen, „dass wir so eng verbunden sind“, sagt Cuntz – Wirtschaft, Kultur, viereinhalb Millionen deutsche Urlauber in der Türkei, drei Millionen Türkischstämmige in Deutschland. Das türkische Fernsehen strahlt die Spots gratis aus, sonst wäre das Projekt unbezahlbar gewesen.

Ursprünglich war auch ein Beitrag mit Christoph Daum geplant, der als langjähriger Trainer der Fußball-Spitzenmannschaft Fenerbahce Istanbul einer der bekanntesten Bundesbürger am Bosporus ist. Doch leider wurde Daum kürzlich von Fenerbahce wegen Erfolglosigkeit gefeuert und fällt damit als Zugpferd für eine erfolgreiche deutsch-türkische Zusammenarbeit aus. Der im rheinland-pfälzischen Alzey geborene Popstar Tarkan kam nach einer Festnahme wegen Kokainbesitzes ebenfalls nicht als strahlendes Vorbild in Frage.

Viele Türken fragen sich ohnehin, wie weit das Zusammengehörigkeitsgefühl bei den Deutschen wirklich geht. Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Partei sind schließlich gegen die Aufnahme der Türkei in die EU. Eine noch größere Rolle als das Thema EU spielen für türkische Normalbürger die Probleme bei der Visumsvergabe, was auch Cuntz bei vielen seiner Gespräche erlebt. Mit Dutzenden Ländern von Syrien bis Russland hat die Türkei inzwischen Abkommen für den visumsfreien Reiseverkehr abgeschlossen – doch in die EU-Länder kommen die Türken nach wie vor nur mit Visum.

Die türkische Regierung will das ändern. Sie hat sich vorgenommen, noch in diesem Jahr die rechtlichen Voraussetzungen für die Aufhebung der Visumsschranken mit der EU zu erfüllen. So haben Ankaraner Diplomaten angekündigt, dass ein Abkommen zur Rückübernahme von Flüchtlingen, die über die Türkei nach Europa gelangen, noch in den Sommermonaten unterzeichnet werden soll. Möglicherweise wird es danach zumindest Erleichterungen für die Türken bei Reisen in die EU geben. Das wäre – zumindest aus türkischer Sicht – ein echtes Zeichen der Zusammengehörigkeit.

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