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Panorama: 117 Tote bei Boeing-Absturz

Kaum Informationen nach Flugzeugunglück in Nigeria

Lagos Beim Absturz eines Verkehrsjets im westafrikanischen Staat Nigeria sind in der Nacht von Samstag auf Sonntag vermutlich alle 117 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben gekommen. Die zweistrahlige Boeing737-200 der privaten Bellview Airlines war gegen 21 Uhr 45 MESZ in Lagos zum Flug in die Hauptstadt Abuja gestartet. An Bord sollen sich auch ranghohe Regierungsvertreter befunden haben.

Nach amtlichen Angaben hatten die Piloten bereits kurz nach dem Start einen Notruf gesendet, der auf technische Probleme hindeutet. Nach Tageseinbruch soll das Wrack laut einem Behördensprecher unweit der Stadt Kishii entdeckt worden sein. Von der Fluggesellschaft wurden diese Angaben allerdings zunächst dementiert. Später war von etwa 50 Überlebenden berichtet worden. Über Unglücksort und -ursache herrschte am Sonntag ebenso noch Unklarheit wie über die Identität der Opfer. Besorgte Angehörige der Passagiere beklagten die Informationspolitik der Fluggesellschaft. „Niemand spricht mit mir“, sagte Samuel Ojeikedion am Flughafen in Lagos. „Die Gesellschaft hat nur erklärt, die Maschine habe abgehoben und drei Minuten später sei der Kontakt abgebrochen.“

Die Flugsicherheit in weiten Teilen Afrikas gilt bei Pilotenverbänden seit Jahrzehnten als katastrophal. Zu den besonders kritisierten Staaten zählt Nigeria, wo es immer wieder zu schweren Unglücken kam. Nachdem 2002 ein Jet in ein Wohngebiet von Kano gestürzt war, wobei rund 150 Menschen an Bord und am Boden starben, verbot die Regierung alle Airlines, die nur ein Flugzeug besaßen. 2003 verunglückte ein Frachtjumbo, der eine Landeerlaubnis in Lagos erhalten hatte, obwohl Baufahrzeuge auf der Piste standen.

Die internationale Luftverkehrsvereinigung IATA hat erst im Sommer drei Millionen Dollar zur Verbesserung der Flugsicherheit in Afrika bereitgestellt. Bei den Sicherheitskontrollen an europäischen Flughäfen weisen Maschinen aus West- und Zentralafrika die höchste Mängelquote auf. Die Bellview Airlines galten allerdings trotz einer betagten Flotte bisher als sicher. Ihre fünf Boeing737 stammen aus der ersten Modellgeneration und sind 22 bis 27 Jahre alt. Seit Mitte der 90er Jahre läuft bei Boeing bereits die dritte Generation vom Band. Mit knapp 5000 ausgelieferten Exemplaren ist die 737 das erfolgreichste Verkehrsflugzeug aller Zeiten. du-

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