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Panorama: 20 000 Pilger in Marpingen erwartet - jeder Tag kostet die Gemeinde 15 000 Mark

Trotz deutlicher Distanz der Amtskirche zu den vermeintlichen Marienerscheinungen im saarländischen Marpingen rechnen die Behörden für Sonnabend mit einer neuen Rekordzahl von Pilgern. Wie die Gemeindeverwaltung mitteilte, werden zu der neuen angeblichen Erscheinung zwischen 15 000 und 20 000 Menschen in dem 1600-Seelenort erwartet.

Trotz deutlicher Distanz der Amtskirche zu den vermeintlichen Marienerscheinungen im saarländischen Marpingen rechnen die Behörden für Sonnabend mit einer neuen Rekordzahl von Pilgern. Wie die Gemeindeverwaltung mitteilte, werden zu der neuen angeblichen Erscheinung zwischen 15 000 und 20 000 Menschen in dem 1600-Seelenort erwartet. Die Polizei werde erneut ein Krisenzentrum einrichten und zwischen 50 und 60 Beamte einsetzen, hieß es.

Nach Angaben der Behörden hat das Gesundheitsamt inzwischen die Schließung der sogenannten "Gnadenquelle" veranlasst, aus der zahlreiche Pilger angebliches Heilwasser schöpften. Die Quelle sei durch Bakterien verunreinigt und verdreckt. Die Pilgermassen hätten dazu wesentlich beigetragen. Nach Angaben eines Sprechers entstehen der Gemeinde Marpingen pro "Erscheinungs-Tag" Kosten zwischen 10 000 und 15 000 Mark. Der Gemeinderat habe am vergangenen Donnerstag in einer Dringlichkeitssitzung den Willen bekundet, den Marpinger Kapellenverein, der als Mitorganisator der Pilgertreffen gilt, an den Kosten zu beteiligen. Der Rat unterstütze auch einmütig die Schließung der "Gnadenquelle".

Der Sprecher erklärte, er habe den Eindruck, die kritische Haltung des zuständigen Trierer Bischofs Hermann Josef Spital habe "gewisse Kreise" nur noch "angestachelt", am Sonnabend nach Marpingen zu kommen. Pilger hätten erklärt, die Amtskirche sei "sowieso dagegen", aber das interessiere nicht. Offensichtlich werde das Informationsnetz der Marienverehrer immer dichter, so dass die Pilgerzahl weiter zunehme.

Der Trierer Bischof Hermann Josef Spital war in der vergangenen Woche auf Distanz zu den angeblichen Marienerscheinungen gegangen. Er untersagte den kirchlichen Verkündigern, in ihren Predigten von Erscheinungen zu sprechen, und kündigte eine Prüfung der Vorgänge an. Bereits 1876 soll im Marpinger "Härtelwald" die Muttergottes drei achtjährigen Mädchen erschienen sein. Damals waren Tausende in das bald so bezeichnete "deutsche Lourdes" gepilgert. Ein vor zwei Jahren erschienenes Buch des britischen Historikers David Blackbourn rückte diese Ereignisse wieder ins öffentliche Bewusstsein.

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