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Aktion Mensch.

© dpa

50 Jahre Aktion Mensch: Eine Lotterie zugunsten der Behinderten

Was vor 50 Jahren mit einer Spendensendung im ZDF begann, wurde zu einer Soziallotterie, die bis heute 3,5 Milliarden Euro für gemeinnützige Vorhaben ausgeschüttet hat. Die Aktion Mensch feiert Geburtstag.

Sie hat spürbar dazu beigetragen, Menschen mit Behinderung ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. Seit 50 Jahren setzt sich die Aktion Mensch für Projekte ein, die das Leben von Menschen mit Behinderung erleichtern und ihnen ein Leben in der Gemeinschaft und die Einbindung in das Berufs- und Alltagsleben ermöglichen. An diesem Montag wird der Geburtstag in Berlin mit einem Festakt gefeiert. „Der Journalist Hans Mohl, langjähriger Moderator der ZDF-Sendung «Gesundheitsmagazin Praxis«, wollte etwas für Kinder mit Behinderung tun“, sagt Armin von Buttlar, Vorstand der Aktion Mensch. TV-Star Peter Frankenfeld griff die Idee auf und verband im ZDF seine Spielshow „Vergißmeinnicht“ mit einer Spendenaktion, die dann allerdings schnell in eine Lotterie umgewandelt wurde. „Das Thema Kinder mit Behinderung wurde damals erstmalig in die Medien gebracht“, sagt von Buttlar. Das Echo sei überwältigend gewesen: Nach der ersten Sendung sei bereits knapp eine halbe Million D-Mark an Spenden eingegangen. Damit wurde das erste Kurheim für Kinder mit geistiger Behinderung finanziert.

Aus „Vergißmeinnicht“ ging die Aktion Sorgenkind hervor

Aus „Vergißmeinnicht“ ging die Aktion Sorgenkind hervor. Mit den Gewinnen aus der Soziallotterie wurden Wohnheime, Werkstätten und Einrichtungen mitfinanziert. Die standen allerdings meist auf der grünen Wiese, außerhalb des Alltagslebens. Das und auch der Name brachten die Aktion Sorgenkind in den späten 80 und 90 Jahren des vorigen Jahrhunderts in eine Krise. Die Begünstigten wollten nicht mehr mitspielen. „Als ich anfing, als Sehbehinderter ein behindertenpolitisches Bewusstsein zu bekommen, war natürlich der Name Aktion Sorgenkind das Problem“, sagt der heute 50-jährige Ottmar Miles-Paul, ein langjähriger Streiter für die Gleichstellung behinderter Menschen in Deutschland. Aufgewachsen war er mit Wum und Wendelin, den Trickfiguren, die Loriot für die Aktion-Sorgenkind-Sendung mit Wim Thölke erfunden hatte. „Es war ein Image dahinter, das nicht mehr zeitgemäß war“, sagt Miles-Paul. „Ein Image, das behinderte Menschen klein gemacht hat.“ Das habe nicht mehr in die Zeit eines anderen Denkens von Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und Teilhabe gepasst.

Die Sicht auf Behinderte hat sich geändert

Damals habe ein Paradigmen-Wechsel in der gesamten Sichtweise zu Menschen mit Behinderung stattgefunden, sagt von Buttlar. Da sei die Basis gelegt worden, um wegzukommen von einem hilfsbedürftigen Blick hin zu einem Miteinander auf Augenhöhe. Das gesamte Förderprogramm sei angepasst worden, der Name wurde geändert in Aktion Mensch. „Wir haben damals begonnen mit der Aufklärungsarbeit. Es ging um die Frage, wie man das Thema im öffentlichen Bewusstsein noch stärker schärfen und die Themen noch schärfer ins Bewusstsein der Menschen tragen kann“, sagt von Buttlar.
„Damit und mit der Innovation der Lotterie haben wir wieder eine wegweisende Rolle übernommen, die wir in den 80er Jahren auch schon mal hatten“, sagt von Buttlar. Die Aktion Mensch treibe Lobbyarbeit, fördere aber auch Projekte, die genau das umsetzten. „Wir zeigen, was geht.“ Die drei Bereiche der Aktion Mensch - Soziallotterie, Förderung und Aufklärung - greifen eng ineinander. Rund 4,6 Millionen Mitspieler nehmen regelmäßig an der Lotterie teil. Seit 1964 gab die Lotterie 3,5 Milliarden Euro an gemeinnützige Vorhaben weiter. (dpa)

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