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Eine ganze Badewanne voll mit Bier, Wein und Schnaps trinkt durchschnittlich jeder Deutsche jährlich aus.

© dpa

50 Milliarden Euro Schaden: Alkohol und Tabak verursachen volkwirtschaftliche Kosten

Die Deutschen trinken und rauchen zu viel – der Suchtbericht konstatiert allerdings einen stetigen Rückgang. Trotzdem beläuft sich der volkswirtschaftliche Schaden, der durch Süchte verursacht wird, auf eine Milliardensumme.

Jeder Deutsche trinkt statistisch gesehen jährlich eine ganze Badewanne randvoll mit Alkoholika aus. 325 Flaschen Bier, 27 Flaschen Wein, fünfeinhalb Flaschen Schaumwein und mehr als sieben Flaschen Schnaps. 9,6 Liter reiner Alkohol kommen so pro Person zusammen. Mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen, wie die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) am Mittwoch bei der Vorstellung ihres Jahresberichtes mitteilte. Der Alkoholkonsum in Deutschland ist zwar seit 1980 stetig zurückgegangen. Doch die DHS fürchtet, dass es bald wieder mehr werden könnte: Deutschland spare an der Suchthilfe.

Der stellvertretende Vorsitzende des Verbandes für Suchtkrankenhilfe, Theo Wessel, kritisierte, seit der Arbeitsmarktreform 2012 bekämen niedrigschwellige Arbeitsprojekte und Qualifizierungsmaßnahmen deutlich weniger staatliche Förderung. Gerade eine geregelte Tagesstruktur sei für Suchtkranke aber enorm wichtig. Außerdem zögerten einige Kommunen, Gelder für die akute Behandlung oder Weiterbehandlung Süchtiger freizugeben. Dies liege vor allem an unzureichend geklärten Zuständigkeiten. Wessel forderte deshalb, alle Hilfesysteme für Süchtige einheitlich im Sozialrecht zu verankern. So könne Abhängigen der Übergang von der Entwöhnung zu einer langfristigen Therapie erleichtert werden, da bürokratische Hürden wegfielen.

Allein an den Folgen des Alkoholkonsums oder in Kombination mit dem Rauchen sterben in Deutschland jährlich 74 000 Menschen. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 26,7 Milliarden Euro in Deutschland. Zusammen mit den Kosten, die durch Tabaksucht verursacht werden, ergibt sich eine Summe von rund 50 Milliarden Euro. In dieser Summe finden sich neben Behandlungskosten der alkoholbedingten Erkrankungen auch die Kosten für Fehlzeiten am Arbeitsplatz, Frühberentung und Arbeits- oder Erwerbsfähigkeit wieder. Neben Alkohol ist das Rauchen das zweite große Suchtproblem in Deutschland. Zwar ist der Konsum von Tabak im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, die langjährige Tendenz allerdings zeigt einen erheblichen Rückgang. Auch greifen nach Angaben des DHS immer weniger junge Leute nach Zigaretten. So wenig wie seit 30 Jahren nicht mehr. Insgesamt rauchen in Deutschland etwa zwischen 26 und 30 Prozent der Bevölkerung. Hinzu kommen laut DHS 1,4 Millionen Menschen, die von Medikamenten abhängig sind, vor allem von Schlafmitteln und Tranquilizern.

Neben der Sucht nach Alkohol, Tabak, Cannabis und Medikamenten liegt ein besonderes Augenmerk des aktuellen Berichts auf dem sogenannten „Crystal Meth“ – der „neuen Droge“. Neu ist daran aber nur die unerfreuliche Entwicklung: eine steigende Verbreitung in Süd(ost)deutschland. Das Methamphetamin existiert schon seit Ende des 19. Jahrhunderts und wurde in den vergangenen Jahren vor allem in den Bundesländern in Grenznähe zu Tschechien sichergestellt. Bei der Einschätzung des Konsums ergeben sich jedoch Unsicherheiten, da diese Substanz bisher nicht separat erhoben wurde.

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