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© dpa

97. Deutscher Katholikentag: Spirituelle Tankstelle oder Polit-Forum

Um die Zukunft der Gesellschaft und der Kirche geht es beim Katholikentag vom 21. bis 25. Mai in Osnabrück. Doch schon jetzt steht fest, dass sich die Hoffnung vieler Christen auf ein gemeinsames Abendmahl von Katholiken und Protestanten nicht erfüllen wird.

Selbst eine Debatte darüber sucht man im 544 Seiten dicken Veranstaltungsprogramm zunächst vergeblich. Auch viele andere Forderungen von Reformkatholiken - etwa die Priesterweihe für Frauen oder eine Heiratserlaubnis für Pfarrer - dürften kaum eine Rolle spielen. Die Veranstalter wissen: Solche Debatten wurden auf früheren Katholikentagen schon oft geführt - ohne dass sich an der von Rom vorgegebenen Linie etwas geändert hätte. Haben Katholikentage noch eine Bedeutung?

Viele der 32.000 Dauerteilnehmer und zehntausenden Tagesgäste wollen die 1200 Veranstaltungen vom 21. bis zum 25. Mai als spirituelle Tankstelle nutzen. Sie pilgern zu Vorträgen des Benediktinermönchs Anselm Grün ("Engel der Zuversicht"), singen neue geistliche Lieder mit Sacro-Pop-Gruppen wie Habakuk oder machen im "Geistlichen Zentrum" des Katholikentags Übungen in Zen-Meditation und ignatianische Exerzitien. Auffällig auch die vielen praktischen Lebenshilfe-Angebote wie "Beziehungen leben", "Leben mit Behinderten" oder "interreligiös kochen".

Politische Debatten

Wem das alles zu unpolitisch ist, der kann die Podien des Themenbereichs "Zukunft der Gesellschaft" besuchen: Viele Politiker suchen dort den Schulterschluss mit engagierten Christen - bei Themen wie Klimaschutz (mit CDU-Bundeskanzlerin Angela Merkel), Ausbildungsmarkt (mit SPD-Generalsekretär Hubertus Heil), Grundeinkommen (mit der Grünen-Bundesvorsitzenden Claudia Roth) oder Schulpolitik (mit dem Fraktionsvorsitzenden der Linken, Gregor Gysi).

Liefern diese Debatten noch eine gesellschaftliche Zeitansage und politische Wegweisung? Klar ist, dass die Katholikentage an Bedeutung verloren haben: innerkirchlich, weil der Reformeifer der 60er und 70er Jahre erlahmt ist. Außerkirchlich, weil die Zeit der Volkskirchen und des direkten politischen Einflusses vorbei ist. Viele Kirchengemeinden stecken zudem in einem dramatischen Umbruch: Wegen des Priestermangels legen die Bischöfe Pfarreien zu großen Seelsorge-Einheiten zusammen und geben Gotteshäuser auf. Die sonntägliche Messe im Ort wird von der Regel zur Ausnahme.

Die Vision einer geeinten Kirche

Reformkatholiken plädieren dafür, die Krise als Chance für einen ökumenischen Neuanfang zu nutzen. 500 Jahre nach der Reformation wollen sie Ernst machen mit der Vision einer geeinten Kirche in versöhnter Verschiedenheit. Die Konsequenz wäre, dass der 97. Deutsche Katholikentag der letzte wäre und die Zukunft den Ökumenischen Kirchentagen gehören würde, gemeinsam mit den Protestanten.

So etwas gab es erstmals 2003 in Berlin - mit großem Erfolg. In zwei Jahren steht in München der zweite Ökumenische Kirchentag an, in vier Jahren in Mannheim der nächste Katholikentag. Eines scheint aber jetzt schon klar: Weil der Vatikan daran festhält, dass die Kirchen der Reformation eigentlich gar keine Kirchen seien, wird es auch 2010 kein gemeinsames Abendmahl geben.

Bernward Loheide[dpa]

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