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Absage von Jauch: Ein Traum ist geplatzt

Die ARD hat auf der Quotenjagd einen Dämpfer erlitten. Der Traum vom großen Sonntagabend und vielleicht noch etwas mehr vom Vorzeigemoderator Jauch in anderen Sendungen ist geplatzt.

Hamburg - Es hätte so schön werden können: Um 20:15 Uhr am Sonntagabend der "Tatort" mit seinen acht Millionen Zuschauern und anschließend die neue gesellschaftspolitische Talkrunde mit Deutschlands Vorzeigemoderator und Quotengaranten Günther Jauch. Die ARD, die durch ihre erneute Marktführerschaft im Jahr 2006 an Selbstvertrauen gewonnen hat, wollte sich mit Jauchs Verpflichtung noch ein Stück mehr vom Kuchen abschneiden.

Am Donnerstag informierte der 50-jährige Journalist, Showmaster und TV-Produzent seine ARD-Gesprächspartner, die Intendanten vom Westdeutschen Rundfunk (Fritz Pleitgen), vom Norddeutschen Rundfunk (Jobst Plog) und ARD-Programmdirektor Günter Struve sowie zusätzlich den ARD-Vorsitzenden Fritz Raff (Saarländischer Rundfunk) über seinen Entschluss. Plog erklärte anschließend: "Der Vertragsschluss wurde durch eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunkanstalten und deren Gremien gefährdet" und äußerte sich besorgt, "ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Fernsehstar ähnlichen Formats für sich zu gewinnen".

Gründe für die Absage

Gründe nennt Jauch mehrere für seinen Rückzieher. Er lässt durchblicken, dass ihm der Widerstand einiger Rundfunkräte gegen sein Engagement nicht geschmeckt hat. Unabhängig vom Fall Jauch hatte die gewählte Pleitgen-Nachfolgerin Monika Piel zudem angekündigt, dass gefragte TV-Stars sich künftig zwischen den kommerziellen und den öffentlich-rechtlichen Sendern entscheiden müssten. Und der seit Januar amtierende ARD-Vorsitzende Raff sagte bereits in einem Interview, er könne auch ohne Jauch leben.

Noch Ende November verkündete Programmdirektor Struve, die ARD sei bestrebt, den Neuzugang stärker ins Programm mit einem weiteren Format einzubinden. Damit war Jauch aber nicht einverstanden. Was ihm auch nicht passte: Die Zuständigkeit für seine Show sollte den Chefredakteuren unterstellt werden. "Damit wäre nach meiner Auffassung die Sendung dem ständigen Risiko ausgesetzt, zum Spielball der politischen Farbenlehre innerhalb der ARD zu werden." Dies entspreche nicht seinem Empfinden von "innerer Freiheit und äußerer Unabhängigkeit". ARD-Chefredakteur Thomas Baumann konterte, redaktionelle Entscheidungen fänden bei ihm nicht nach Proporzdenken oder Farbenlehren statt, sondern fußten auf journalistischer Ausgewogenheit.

Kein Alternativangebot von RTL

Beim Reizwort Werbung hätte es nach Jauchs Darstellung künftig keine Probleme gegeben. Zwar seien ihm seine Werbeaktivitäten nicht untersagt worden, doch habe er entsprechende Verträge bereits gekündigt oder auslaufen lassen. "Diese Zugeständnisse zeigen, wie sehr ich an dem Format am Sonntagabend interessiert war." Auch hier hatten sich ARD-intern Kritiker zu Wort gemeldet, denen es nicht recht war, dass einer, der im öffentlich-rechtlichen System ein Informationsformat inhaltlich gestaltet, nebenbei auch noch Werbung betreibt. RTL habe keinen Einfluss auf seine Entscheidung genommen, betonte Jauch. Ein besseres Angebot des Kölner Privatsenders habe es nicht gegeben.

Theoretisch könnte Sabine Christiansen, die gerne bis zum 10. Geburtstag ihrer Show im Januar 2008 weitergemacht hätte, in die Verlängerung gehen. Ihr Sprecher dementierte und kündigte gegenüber der "Bild"-Zeitung Christiansens letzte Ausgabe für den 24. Juni an. NDR-Programmdirektor Volker Herres versprach eine "rasche Alternative", die seine für den Sendeplatz zuständige Anstalt einbringen wolle. TV-Moderator Frank Plasberg, der im WDR-Fernsehen den Talk "Hart, aber fair" präsentiert und auch schon als Christiansen-Nachfolger gehandelt wurde, sagte den "Lübecker Nachrichten", er stehe zur Verfügung, wenn er gefragt würde.

Freuen kann sich vorläufig RTL. Der Sender war in Sorge, den Publikumsmagneten vielleicht eines Tages ganz zu verlieren. Sprecher Christian Körner wertete den Schritt Jauchs als "Bestätigung für unsere erfolgreiche und verlässliche Zusammenarbeit". (Von Carsten Rave, dpa)

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