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Panorama: Affäre Borer: Sex ist nur noch Nebensache

Ein Mittelsmann klagt an: Jetzt stehen Millionen auf dem Spiel

Vor Wochen glaubte der frühere Schweizer Botschafter Thomas Borer, sein Ruf sei wiederhergestellt: Der Verleger Michael Ringier hatte sich auf Seite 1 seines Boulevardblatts „Sonntags-Blick“ für die Berichterstattung über sein angebliches Verhältnis mit der Parfümverkäuferin Djamile Rowe entschuldigt; der Ringier-Verlag hatte ihm als Entschädigung Millionen gezahlt; und sowohl der Chefredakteur des „Sonntags-Blick“ als auch die Journalistin Alexandra Würzbach, Autorin der Story, arbeiten nicht mehr für Ringier. Rowe hatte zunächst behauptet, eine Affäre mit Borer gehabt zu haben, dies später dementiert. Aber die Geschichte ist damit noch längst nicht vorbei. Das liegt an einer Gerichtsentscheidung – und am Reden der Schweiger.

Zunächst das: Am vergangenen Donnerstag wurden drei einstweilige Verfügungen, die Ringier und Würzbach gegen Djamile Rowe vor Gericht erstritten hatten, endgültig rechtsgültig. Rowe darf nicht mehr behaupten, sie sei von der Journalistin unter Druck gesetzt worden, eine Affäre mit Borer zuzugeben. Darauf aber beruhte ihr Dementi, das Borer so nutze. Ebenfalls am Donnerstag wurde Johannes Weberling, der Berliner Anwalt von Ringier und der Journalistin Würzbach, darüber informiert, dass ein Berliner Millionär Namens Heinrich Wirtz beim Landgericht Potsdam Klage gegen Borer eingereicht hat - und die hat es in sich.

Wirtz, der vertreten wird vom Berliner Skandalanwalt Hanns-Ekkehard Plöger, fühlt sich von Borer betrogen. In der Klageschrift behauptet Plöger: Borer habe Rowe über den Mittelsmann Wirtz monatlich 30 000 Euro gezahlt, damit sie ihre belastenden Aussagen gegen Borer widerruft. Doch Borer schulde Wirtz aus dem Deal noch 60 713,77 Euro, steht in der Klageschrift. Zudem glaubt Wirtz, ihm stünden weitere Zahlungen zu: „Ich darf …nachfragen, wie Sie beabsichtigen, unsere Teilungsvereinbarung hinsichtlich der Ringier-Entschädigungsleistung zu erfüllen“, schrieb er Borer am 6. Oktober in einem Brief.

Plöger behauptet, Wirtz sei von Borer beauftragt worden, „ein Experten-Team zusammenzustellen, welches die (…) Bedingungen schafft, um den Schweizer Ringier-Verlag als auch das Verlegerehepaar Ringier erfolgreich in die persönliche Haftung zu nehmen“. Dieses Team entwickelte einen „Strategieplan“, um Borers Ziel, „Schadensersatz in Millionenhöhe“, zu erreichen. Alle „Experten“ wollten an dem Millionendeal mitverdienen. Es stellte sich heraus, dass Ringier nur dank eines Strategieplans von „Experten“ wie Wirtz dazu gebracht werden konnte, die Millionensumme zu zahlen. Der Vergleich stellte für alle Beteiligten einen lukrativen Deal dar, an dem Borer alle mitverdienen lassen musste. Wirtz betrachtet seinen Anteil als zu gering. Zahlt Borer nicht, muss er mit einer Gerichtsverhandlung rechnen – und mit unangenehmen Zeugenaussagen. Ulrike Simon

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