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Panorama: Affe am Telefon

In den USA werden intelligente Primaten als Helfer für Schwerbehinderte eingesetzt

Das Telefon klingelt, und Minnie reagiert sofort. Das kleine Kapuzineräffchen springt vom Fenstersims auf den Schoß von Craig Cook und zieht dem Kalifornier das Handy aus der Tasche. „Thank you“, sagt Cook, als Minnie den grünen Sprechknopf vom Telefon drückt und es Cook ans Ohr hält. Der 35-Jährige ist querschnittgelähmt. Er sitzt im Rollstuhl und kann seine Arme nur sehr begrenzt bewegen. „Minnie ist eine tolle Helferin. Sie ist meine beste Freundin.“ Das Kapuzineräffchen ist Teil eines weltweit einzigartigen Projekts. In den USA helfen diese intelligenten Primaten körperbehinderten Menschen, den Alltag zu meistern. Sie knipsen Lichtschalter an, sie bedienen die Mikrowelle oder – wie bei Minnie – bedienen das Telefon. Sie dienen als treue Weggefährten.

Sie sind ein Teil der sogenannten „Helping Hands“. Die Organisation wurde 1979 in Boston im US-Bundesstaat Massachussetts gegründet. Und wuchs sehr schnell von einer kreativen Idee zu einer sehr erfolgreichen Non-Profit-Organisation heran. Sechs Trainer kümmern sich um die Ausbildung der Kapuzineräffchen. 120 dieser putzigen und hochintelligenten Tiere sind mittlerweile in privaten Haushalten untergebracht. „Helping Hands“ ist heute in 42 Bundesstaaten in Amerika zu finden. „Dieses Äffchen ist mein Lebensretter“, erzählt Cook und lässt sich von Minnie über die Nase streicheln. „Sie kann Flaschen aufmachen, eine CD in einen Player legen, mein Bein kratzen, wenn es juckt“, sagt er. Und fügt hinzu: „Seitdem Minnie bei mir ist, sind meine Depressionen wie weggeblasen.“

Kapuzineräffchen, sie stammen ursprünglich aus Südamerika, besitzen eine hohe Intelligenz und sind auch deshalb für eine solche Herausforderung besonders geeignet. Die Ausbildung ist teuer. „Sie kann bis zu 40 000 Dollar kosten“, sagt Noelle Schuyler, Sprecherin von „Helping Hands“. Und sie ist zeitintensiv. „Ein Kapuzineräffchen braucht manchmal bis zu drei Jahre, bis es in einen privaten Haushalt entlassen werden kann“, weiß Trainer Allison zu berichten. Das Projekt finanziert sich ausschließlich aus Spenden. Die Patienten müssen die Affen nicht bezahlen. Und die Nachfrage ist riesengroß. „Wir kommen nicht hinterher. Es sind einfach zu viele Menschen, die einen ausgebildeten Kapuzineraffen zu sich ins Haus holen wollen“, sagt Schuyler. Die Äffchen sind aber nicht nur wunderbare Helfer in der Not. „Sie sind tolle Mitbewohner. Lustig, charmant, unheimlich ausgeglichen“, weiß Cook. Diese Affenart kann bis zu 40 Jahre alt werden und ist auch deshalb als Helfer für Menschen mit Behinderungen unheimlich gefragt in Amerika. „Mein Kapuzineräffchen ist praktisch mein ganzes Erwachsenenleben bei mir. Das ist ein gutes Gefühl“, sagt Cook. Natürlich können diese Primaten nicht alle Tätigkeiten im Haushalt erledigen. Und sie brauchen auch selbst Hilfe. Der Käfig muss sauber gemacht werden, sie müssen gefüttert und die Fußnägel müssen regelmäßig geschnitten werden. „Aber für mich ist Minnie ein gottgesandter Wegbegleiter“, berichtet Cook. Ein Leben ohne seine kleine Kapuziner-Freundin kann er sich „einfach nicht mehr vorstellen“.

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