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Panorama: Airbus-Absturz: Ganze Familien wurden ausgelöscht

Beim ersten schweren Flugzeugunglück der arabischen Fluggesellschaft Gulf Air sind 143 Menschen, darunter 37 Kinder, ums Leben gekommen. Sie waren an Bord eines Airbus A320, der am Mittwochabend vor der Küste Bahrains ins Meer stürzte.

Beim ersten schweren Flugzeugunglück der arabischen Fluggesellschaft Gulf Air sind 143 Menschen, darunter 37 Kinder, ums Leben gekommen. Sie waren an Bord eines Airbus A320, der am Mittwochabend vor der Küste Bahrains ins Meer stürzte. Die Regierung des Landes am Persischen Golf teilte am Donnerstag mit, keiner der 135 Passagiere und acht Besatzungsmitglieder des Fluges GF 072 habe überlebt. Nach Angaben eines ägyptischen Regierungssprechers starben 29 Kinder unter zwölf Jahren und acht Babys. Die Unfallursache ist noch ungeklärt.

Auf den Flughäfen in Manama und Kairo spielten sich dramatische Szenen ab. Als sich gegen Mitternacht die Gewissheit abzeichnete, dass kein Passagier den Absturz rund fünf Kilometer vor der Küste Bahrains überlebt hatte, brachen Frauen zusammen, viele Männer fielen zu Boden und beteten.

Die Ankunft des aus Kairo kommenden Airbus mit Sommerurlaubern und Gastarbeitern an Bord war gegen 19.20 Uhr Ortszeit (17.20 UHR MESZ) erwartet worden. Nach Angaben der Luftfahrtbehörde Bahrains versuchte der Pilot zwei Mal vergeblich auf dem Flughafen von Manama zu landen. Beim dritten Landeanflug sei der Airbus ins Meer gestürzt. Die Crew habe vor dem Absturz keinerlei Hinweise auf eine Notsituation gegeben. Der Pilot hat nach Angaben der Fluggesellschaft 21 Jahre Flugerfahrung.

Unmittelbar nach dem Absturz begannen bahrainische Einsatzkräfte mit Unterstützung der US-Marine die Suche nach möglichen Überlebenden. Am frühen Donnerstagmorgen dann die traurige Gewissheit: Keiner der 143 Menschen an Bord hatte den Absturz überlebt. Aus dem Wasser wurden nur noch Leichen geborgen. In rund zwölf Metern Wassertiefe fanden Taucher auch den Flugschreiber sowie den Voicerecorder, der die Stimmen im Cockpit aufzeichnet. Von beiden Geräten erwarten die Ermittler Aufschluss über den Unfallhergang.

Der Flugzeughersteller Airbus Industries schickte noch in der Nacht eine Gruppe von sechs Spezialisten nach Bahrain, die bei der Suche nach der Unglücksursache helfen sollen. "Bislang haben wir keinerlei Informationen über die mögliche Unfallursache, und es wäre auch verfrüht, darüber zu spekulieren", erklärte Airbus Industries.

Das abgestürzte Flugzeug war den Angaben zufolge im September 1994 an Gulf Air geliefert worden und hatte knapp 17200 Flugstunden hinter sich. Die 1950 gegründete Gulf Air hat ihre Flotte in den vergangenen Jahren verjüngt und gilt als eine zuverlässige Fluggesellschaft mit großzügig ausgestatteten Jets und beispielhaftem Service.

Die meisten Passagiere von Flug GF 072 kamen aus Ägypten und Bahrain. Unter den Passagieren waren außer 63 Ägyptern und 34 Bahrainern auch zwölf Saudi-Araber und Reisende aus Kanada, Großbritannien, China, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Oman, Kuwait, Sudan, Australien sowie Palästinenser. Die Besatzung stammte aus Bahrain, Oman, den Philippinen, Polen, Indien, Marokko und Ägypten. Außerdem war ein US-Bürger an Bord, der nach Angaben des US-Außenministeriums als diplomatischer Kurier beschäftigt war.

Ein Sonderflugzeug der Gulf Air brachte am Donnerstagnachmittag 135 Hinterbliebene von Kairo nach Manama, damit diese dort ihre getöteten Verwandten identifizieren können. In manchen Fällen löschte das Unglück ganze Familien aus. Eine Palästinenserin und ihre sechs Kinder starben. Zu den Opfern gehören auch zwei ägyptische Familien mit jeweils drei Brüdern und Schwestern. Die bahrainische Regierung ordnete eine dreitägige Staatstrauer an. Ägyptens Präsident Hosni Mubarak kondolierte den Hinterbliebenen. Die ägyptische Regierungszeitung "al Akhbar" titelte: "Trauer hängt über dem Kairoer Flughafen".

Weitere Katastrophen knapp verhindert

Am Donnerstag musste eine italienische Chartermaschine mit 165 Menschen an Bord auf dem Flughafen von Athen notlanden. Das Flugzeug vom Typ Boing 737 war auf dem Flug von der griechischen Insel Rhodos nach Rom, als der Pilot Treibstoffverlust bemerkte. Verletzte habe es nicht gegeben, berichtete der griechische Rundfunk.

Der Pilot einer Maschine der Fluglinie Cathay Pacific hat in Hongkong nur knapp den Zusammenstoß mit einer Boeing 747 der Lufthansa verhindert. Wie die Luftbehörde in Hongkong am Donnerstag mitteilte, brach der Kapitän einen Landeversuch ab, nachdem er festgestellt hatte, dass sich auf der Landebahn noch die gerade startende Lufthansa-Maschine befand. Die Ursache des Zwischenfalls vom Sonntagnachmittag sei noch nicht geklärt, sagte eine Sprecherin der Luftfahrtbehörde. Eine Lufthansa-Sprecherin erklärte, der Flug 739 nach Frankfurt sei ohne Zwischenfälle gestartet.

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