zum Hauptinhalt

Aktionen: Tierschutz mit aller Gewalt

In jüngster Zeit haben sich militante Aktionen von Tierschützern gehäuft. Dabei gehen sie immer wieder über die eher traditionellen Mittel des zivilen Ungehorsams hinaus - mit Farben, Steinen, Scherben.

Berlin - 26 junge Frauen und Männer hatten sich entschieden, Widerstand zu leisten. Seit Juli hielten die Tierschützer ein Baugrundstück in Hannover besetzt, auf dem der Pharmariese Boehringer Ingelheim plant, ein Tierversuchszentrum zu errichten. Das wollten die Besetzer verhindern. Einige Wochen lang hatte Boehringer sie gewähren lassen, vermutlich um nicht noch mehr Aufsehen für das umstrittene Projekt zu erregen. Anwohner und Umweltaktivisten befürchten, dass Boehringer auf dem Gelände der ehemaligen Kleingartensiedlung rund 1000 Schweine für Impftests halten wolle. Im Zusammenhang damit stehen wohl auch der Farbanschlag auf das Haus des hannoveranischen Oberbürgermeisters Stephan Weil und die Tierärztliche Hochschule, die das Projekt unterstützt.

Wie die Nachrichtenagentur ddp berichtete, wurde das besetzte Grundstück am frühen Mittwochmorgen von der Polizei geräumt. Die Ordnungshüter, darunter eine Spezialtruppe der Bundespolizei, stießen dabei auf teilweise hartnäckigen Widerstand. Zwei junge Frauen hatten sich in den Boden einbetoniert, ein junger Mann kletterte auf eine Eiche, drei Tierschützer verschanzten sich auf dem Dach einer alten Gartenlaube.

In jüngster Zeit haben sich militante Aktionen von Tierschützern gehäuft. Dabei gehen sie immer wieder über die eher traditionellen Mittel des zivilen Ungehorsams hinaus. Vergangene Woche brannten Aktivisten in Österreich das Ferienhaus des Novartis-Chefs Daniel Vasella nieder. Verletzt wurde niemand. Zu dem Anschlag bekannten sich die Tierschützer einer Organisation, die gegen die Zusammenarbeit des österreichischen Pharmaunternehmens mit dem britischen Tierversuchslabor Huntingdon Life Science protestiert.

Radikalisiert sich da ein Teil der militanten Tierschutzszene? Thomas Schröder vom Deutschen Tierschutzbund (DTB) verurteilt die Vorfälle wie den Brandanschlag in Österreich. „Wir lehnen Gewaltanwendung ab“, sagt er. Eine Radikalisierung der Szene will Schröder dabei nicht erkennen. Aber: „Die Gesellschaft hat gelernt, auch mit anderen Methoden als mit einem Plakat in der Hand zu demonstrieren.“ Dieser Trend schlage vielleicht auch bei einigen wenigen Tierschützern durch, sagt Schröder. Der DTB arbeite mit solchen Aktivisten aber nicht zusammen. Marc Mudrak

Marc Mudrak

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false