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Schwangerer Schwan. Die Preisträgerin Natalie Portman ist eigentlich Markenbotschafterin von Dior, kam aber in einem Kleid von Rodarte.

© dpa

Alarm in der Modewelt: John Galliano und die Folgen: Bloß nicht in Dior

Natalie Portman kam überraschend mit einem anderen Kleid zur Oscar-Verleihung – das Modehaus Dior hatte Stars gebeten zu schweigen.

Dior hat in der Oscar-Nacht doch noch Glück gehabt. Preisträgerin Natalie Portman kam wider Erwarten nicht in einem Kleid des französischen Modehauses, sondern in einem schön über ihren Babybauch drapierten pflaumenfarbenen Entwurf des US-Kultlabels Rodarte. Obwohl sie doch unlängst zur Dior-Markenbotschafterin erkoren worden war. Nach den mutmaßlich antisemitischen Ausfällen von Chefdesigner John Galliano herrscht bei Dior Alarmstimmung. Nach Informationen der französischen Zeitung „Journal du Dimanche“ wurden dem Hause verbundene Hollywood-Stars vor der Oscar-Verleihung vorsorglich per Mail gebeten, keine öffentlichen Stellungnahmen zum Fall abzugeben.

Dass die erwartete Oscar-Preisträgerin Natalie Portman nicht in Dior erschien, war ebenfalls dazu angetan, das Thema außen vor zu halten. Damit aber umgekehrt nicht der Eindruck entsteht, Dior werde boykottiert, erschien Nicole Kidman in einer weißen schulterfreien Couture-Robe von Dior, figurbetont und mit blattförmigem Silbermuster. Allerdings waren sich die Kommentatoren in Hollywood uneinig, ob sie zur bestangezogenen oder zu einer der am schlechtesten angezogenen Frauen gekürt werden sollte. Sie selbst hatte den Entwurf als „recht bequem“ beschrieben, darauf kam es ihr an.

Es sollten die jüngsten Oscars aller Zeiten werden. So richtig „hip“, wie Anne Hathaway immer wieder sagte. Doch schnell zeigte sich: Die 28-Jährige und ihr 32-jähriger Counterpart James Franco waren bei ihrem großen Auftritt überfordert. Die Witze flach, die Show handzahm. Das jüngste Moderatoren-Duo aller Zeiten war kaum auf der Bühne, da gab es eine Hommage an „Vom Winde verweht“ – immerhin eine Zeitreise von mehr als 70 Jahren. Dann kamen der greise Kirk Douglas, der Botox-gespritzte Billy Crystal, ein Rückblick auf Bob Hope in den Vierzigerjahren und ein Rückblick auf die allerersten Oscars 1929 im Hotel Roosevelt. Es ist unbegreiflich, dass der Hollywood-Betrieb, in dem die weltweit besten Leute der Film- und EntertainerBranche arbeiten, nicht in der Lage ist, für die Würdigung seine tollen Filme eine tolle Show zu erfinden. Im Grunde ist es jedes Jahr aufs Neue eine Qual. Auch Präsident Barack Obama wirkte altbacken, er blickte in einem kurzen Einspieler ganz weit zurück und lobte als besten Filmsong „As Time Goes By“ aus „Casablanca“. Wenigstens die Jury zeigte sich dann etwas moderner: Der Oscar für die beste Filmmusik ging an Trent Reznor, den ehemaligen Frontmann der Nine Inch Nails, dessen düstere Klangcollagen den Zeitgeisterfolg „The Social Network“ untermalen. Bitter war das für den deutschen Komponisten Hans Zimmer, dessen Soundtrack zu „Inception“ zu den Favoriten gehört hatte. Auch der andere deutsche Beitrag im Oscar-Rennen ging leer aus: Der animierte Kinder-Kurzfilm „Der Grüffelo“ und seine Regisseure Jakob Schuh und Max Lang waren unterlegen.

Der König stammelt – und sein Darsteller auch: Als Colin Firth nach Wochen des Favoritendaseins endlich mit dem Oscar in der Hand auf der Bühne stand, schlich sich Rührung in seine Rede. Kein Sprachtrainer wie in „The King’s Speech“ gab ihm im Kodak Theatre in Hollywood den Rhythmus vor, sondern „heftige Tanzbewegungen im Unterleib“, wie Firth bekannte. Und so ging der 50-jährige Brite nach kurzem, mit brechender Stimme gesprochenen Dank mit Bauchgrummeln ab. Entweder liegt Colin Firth die öffentliche Rede so wenig wie Georg VI., den er verkörpert, oder aber er ist ein sehr guter Schauspieler. Für Letzteres erhielt er jedenfalls einen Oscar. Deutsche Fernsehzuschauer können den Film im Jahr 2013 sehen, die ARD hat sich die Rechte gesichert. Der Oscar für die beste Hauptdarstellerin ging an die ebenfalls favorisierte Natalie Portman als wahnsinnig werdende Tänzerin in „Black Swan“. Hochschwanger reagierte die 29-Jährige mit Tränen in den Augen.

Einen der wenigen Höhepunkte hatten sich die Produzenten für das Finale aufgehoben, als der Chor einer Schule aus dem New Yorker Stadtteil Staten Island eine bezaubernde Version von „Somewhere Over The Rainbow“ sang. Die Kids, zum größten Teil aus sozial schwachen Verhältnissen, hatten eine Lady-Gaga-Einlage auf Youtube gestellt und dort 25 Millionen Klicks gesammelt – das hörte man bis nach Hollywood. Auf der Bühne des Kodak Theaters, vor einem Publikum voller Weltstars, zeigten die Kids, dass Träume wahr werden können – und dafür steht Hollywood bis heute. mit AFP/dpa

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