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Pollen

© ddp

Allergien: Pollen aus Polen

Allergiker leiden derzeit besonders stark. Was sie brauchen, sind Windstille und ab und zu ein Gewitter.

Hübsch anzusehen sind sie, diese kleine Schirmchen, die durch die Luft segeln und sich später auf dem Boden sammeln wie große Wattebäusche. Ihre Wirkung ist weniger erfreulich, Blütenpollen verursachen Allergien, und dieses Jahr scheinen besonders viele Menschen über eine laufende Nase, triefende Augen, einen juckenden Gaumen, Kopfschmerzen und Müdigkeit zu klagen. Zahlen belegen dies: Während das Berliner Universitätsklinikum Charité den Rekordwert mit 36 Gräserpollen pro Kubikmeter Stadtluft im vergangenen Jahr am 14. Juni registrierte, wurde diese Messung in diesem Jahr bereits am 3. Juni mit 120 Pollen weit übertroffen. Dabei sprechen Allergiespezialisten ab 30 Pollen pro Kubikmeter Luft von einer starken Belastung.

Klaus Bucher, Medizinmeteorologe vom Deutschen Wetterdienst in Freiburg, überraschen diese von Jahr zu Jahr und Ort zu Ort schwankenden Werte nicht: „Der Pollenflug hängt stark vom Wetter und der Umgebung ab“, sagt der Spezialist. Wenn über der Charité im Zentrum Berlins hohe Graspollen-Konzentrationen gemessen werden, stammen nur die wenigsten von ihnen von städtischen Grünanlagen. Die meisten Pollen trägt der Wind aus dem Umland in die Stadt. Liegt wie in diesem Jahr ein Hochdruckgebiet über dem Süden Skandinaviens, trägt ein trockener Ostwind jede Menge Gräserpollen von den Wiesen Polens nach Deutschland und damit auch nach Berlin. Bei Windstille dagegen haben die Allergiker in den Städten ein paar Tage Ruhe vor den Pollen.

Seit Ende Mai blüht im Nordosten Deutschlands auch noch der Winterroggen. Dessen Pollen befänden sich inzwischen auch in anderen Regionen Deutschlands in der Luft, sagt der Agrarmeteorologe Walter Trampf vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach. Auch Roggenpollen lösen Allergien aus, manche haben also gleich mit zwei Arten von Pollen zu kämpfen.

Gerade im Nordosten Deutschlands verstärkt die bisherige lang anhaltende Trockenheit die Qualen für Gräserpollen-Allergiker noch zusätzlich. Gewitter und kräftige Schauer reinigen nämlich die Luft, behauptet nicht nur der Volksmund, sondern bestätigt auch Klaus Bucher vom Deutschen Wetterdienst: „Gewitterschauer und lang anhaltender Landregen waschen die Pollen aus der Luft.“ Allerdings weist er darauf hin, dass Gewitter nicht alle Probleme des Allergikers lösen. Wenn ein Schauer entsteht, steigt die warme Luft in die Höhe, kühlt sich dabei kräftig ab, und die Luftfeuchtigkeit kondensiert zu Tropfen. Zunächst schweben diese als Wolke in der Luft. Werden sie zu schwer, fallen sie als Regentropfen zu Boden und waschen Pollen und Staub aus der Luft. Für den Allergiker im Zentrum eines Schauers ist das ganz praktisch, sein Leidensgenosse in Gewitternähe leidet dagegen vermutlich umso mehr. Dort sinkt nämlich die vorher aufgestiegene Luft wieder zu Boden und transportiert viele Pollen aus höheren Schichten auf die Erde hinunter, wo plötzlich viel mehr Pollen als vorher eingeatmet werden.

Darüber hinaus nehmen die Pollen in der schwülen Luft unmittelbar vor oder auch am Rande eines Gewitters reichlich Luftfeuchtigkeit auf und quellen. Aufgequollene Pollen aber lösen noch viel stärker Allergien aus als trockene. Allergiker leiden dann besonders stark.

Aber auch wenn der Regen die meisten Pollen aus der Luft gewaschen hat, geht es Allergikern oft weiterhin schlecht, weil die abgesunkenen Pollen dann noch in Kleidern und Haaren hängen. Wer in der Nacht also die tagsüber getragenen Kleider neben das Bett legt, bekommt mit jedem Luftzug weitere Pollen ab. Wäscht man dagegen vor dem Schlafengehen die Haare und deponiert die Kleider im Nebenzimmer, bekommen die Nasenschleimhäute die Chance abzuschwellen.

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