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Eine Idylle. Der Erlenbach auf dem Stadtgebiet von Frankfurt am Main ist renaturiert worden und gilt als beliebtes Ausflugsziel. Foto: Boris Roessler/dpa

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Panorama: Alles im Fluss

In Frankfurt ist der gefährliche Ehec-Erreger in einem Bach gefunden worden – Trinkwasser ist aber sicher

Es war nur eine Frage der Zeit, wann der gefährliche Ehec-Erreger vom Typ O 104 in einer Kläranlage gefunden werden würde. Nun scheint es passiert zu sein. Nachdem sich in ganz Deutschland mehr als 3400 Menschen mit dem lebensgefährlichen Keim infiziert hatten, mussten über ihre Ausscheidungen auch Ehec-Erreger im Sanitärsystem landen. Am Freitagabend berichtete das Sozialministerium in Hessen, dass der tödliche Ehec-Erreger in einem kleinen Fluss, dem Erlenbach, in Frankfurt am Main nachgewiesen worden ist. Die Entnahmestelle der Probe liegt in der Nähe einer Kläranlage, was einen Zusammenhang nahelegt. Es bestehe jedoch keine Verbindung zwischen dem Erlenbach und der Trinkwasserversorgung, teilte die Sprecherin weiter mit. Allerdings hat das Ministerium zwei Gemüsehöfen verboten, ihren Salat weiterhin mit Wasser aus dem Erlenbach zu gießen. Auch Kleingärtner entlang des Baches sollten Gemüse, das sie mit Flusswasser gegossen haben, lieber nicht verzehren.

Die Umweltbehörden waren auf den Erlenbach aufmerksam geworden, weil auf einem der beiden naheliegenden Gemüsehöfe Ehec-Bakterien gefunden worden waren – allerdings nicht die vom Typ O 104. Weitere Wasserproben aus dem Erlenbach werden derzeit noch untersucht. Mit Ergebnissen rechnete das Sozialministerium nicht vor Montag.

Ebenfalls am Freitag war es Wissenschaftlern zudem gelungen, nachzuweisen, dass die Keime tatsächlich von Menschen auf Lebensmittel übertragen worden sind. Offenbar hat eine infizierte Frau, die bei einem Catering-Unternehmen arbeitete, die Keime auf Nahrungsmittel übertragen, die für eine Familienfeier in Niedersachsen bestimmt waren. Die Frau hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Krankheitssymptome. Inzwischen ist sie an der schweren Verlaufsform Hus (hämolytisch-urämisches Syndrom) erkrankt. Bei diesem Krankheitsverlauf werden die Nieren geschädigt, sie können sogar ganz ausfallen. Außerdem haben viele Patienten auch neurologische Störungen gezeigt. Immerhin 20 von 65 Gästen der Familienfeier, bei der die Lebensmittel verzehrt worden sind, sind ebenfalls an Hus erkrankt. Ob in dem Catering-Unternehmen Probleme mit der Hygiene bestehen oder ob die Keime an einem Arbeitsgerät hafteten, beispielsweise an einem Messer oder einem Schneidebrett, ist derzeit noch ungeklärt.

Erst am Donnerstag starb das 39. Opfer der Ehec-Epidemie. Ein 81 Jahre alter Mann in Nordrhein-Westfalen erlag der Infektion. Dennoch berichtet das Robert-Koch-Institut in Berlin, dass die Zahl der Neuerkrankungen und schweren Krankheitsverläufen abnimmt.

Die Deutschen scheinen jedenfalls dem Krisenmanagement ihrer Regierung und ihrer Behörden nun doch wieder mehr zu vertrauen. Nachdem vor einer Woche die Verzehrwarnung vor Salat, Tomaten und Gurken aufgehoben worden war, essen 85 Prozent der Deutschen wieder Rohkost. Lediglich 15 Prozent der Befragten gaben in einer Umfrage im Auftrag der „Bild“-Zeitung an, weiter auf das Gemüse zu verzichten. Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) kündigte in der „Rheinischen Post“ an, dass das Meldewesen verbessert werden soll. Ende Juni wollen die Gesundheitsminister der Länder und des Bundes darüber beraten. Bahr regte an, die Meldungen mittels moderner Kommunikationsmittel zugänglich zu machen. Er reagierte damit darauf, dass einige der Krankheitsmeldungen per Post verschickt worden waren und die Informationen deshalb nur langsam weitergeleitet werden konnten.

Die hessischen Behörden haben am Freitag erneut davon abgeraten, in Flüssen oder Bächen zu baden. Das Umweltbundesamt weist ebenfalls darauf hin, dass die Keimbelastung in natürlichen Gewässern höher sein kann als in einem Freibad, in dem Chlor zugesetzt wird, um E-Coli- Keime und andere Fäkalkeime abzutöten. Allerdings sei der Zustand der Badegewässer in Deutschland sehr gut. Etwa 95 Prozent der Badegewässer liege unter einer kritischen Keimbelastung. Außerdem sei der Mai relativ kalt gewesen. Deshalb haben diejenigen, die sich mit dem gefährlichen Erreger infiziert haben, wohl kaum massenhaft in Badeseen oder im Meer gebadet. mit dpa

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