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Die besonders schwierige „Dawn Wall“-Route, erklommen von Tommy Caldwell (36) und Kevin Jorgeson (30).

© dpa

Alpenverein zu Extrem-Kletterern: Man muss ein bisschen besessen sein

Die Leistung zweier Extrem-Kletterer am kalifornischen Fels-Monolithen El Capitan hat die Sport-Welt fasziniert. Ein Experte sagt: Ohne einen Funken Besessenheit wäre es nicht möglich gewesen.

Die beiden Freikletterer Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson haben nach Meinung eines deutschen Kletter-Experten Herausragendes geleistet. Sie waren am Mittwoch nach 19 Tagen auf dem Gipfel des riesigen Fels-Monolithen El Capitan im kalifornischen Yosemite-Tal angekommen. „Das ist das schwierigste große Stück Fels, das bekannt ist“, sagt der Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV), Thomas Bucher, im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Das Erfolgsrezept sei gewesen, das Gestein so gut zu kennen, wie kaum jemand sonst.

Frage: Herr Bucher, was ist das Besondere an der Route, die die beiden Extrem-Kletterer geklettert sind?

Antwort: Die Route an sich war schon lange bekannt, aber als sogenannte Techno-Route - also für Kletterer, die sich mit viel Material und Fortbewegungstricks hinaufgearbeitet haben. Sie frei zu klettern, galt lange Zeit als Monsterprojekt. Das ist das schwierigste große Stück Fels, das bekannt ist.

Frage: Hat man bei so einer Tour nicht auch Angst?

Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV).
Thomas Bucher, Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV).

© dpa

Antwort: Es ist zumindest eine extreme psychische Belastung. Man ist 19 Tage lang immer über dem Abgrund und muss ständig Angst haben, dass etwas herunterfällt. Es gibt keinen einzigen Quadratmeter in der Waagerechten. Das ist schon eine unglaubliche Konzentrations- und Disziplinleistung.

Frage: Was sind das für Typen, diese Extrem-Kletterer? Wahnsinnige?

Antwort: Um solche Qualen über viele Tage auszuhalten und auch noch jahrelang dranzubleiben, muss man ein Stück weit besessen sein. Der Fels El Capitan ist
aber für einen der beiden, Tommy Caldwell, quasi das, was für Boris Becker Wimbledon war: sein Wohnzimmer. Das ist ein Rekord, den kaum einer so schnell
wiederholen wird.

ZUR PERSON: Thomas Bucher (46) ist Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV). Seit rund 30 Jahren klettert er selbst. Auch die Felsen im kalifornischen Yosemite-Park kennt er aus eigener Erfahrung.

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