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Panorama: Als Eltern versagt

Prozess um den Hungertod von Lea-Sophie

Im November 2007 war seine fünfjährige Tochter Lea-Sophie vor seinen Augen nach und nach verhungert und verdurstet. Zum Prozessauftakt in Schwerin deutete Stefan T. eine Erklärung, aber keine Entschuldigung für das Unfassbare an. „Vielleicht haben wir nicht wahrhaben wollen, was wir hätten erkennen können“, sagte der Mann. „Ich habe als Vater versagt.“ Zusammen mit Lea-Sophies Mutter Nicole G. muss er sich seit gestern wegen gemeinschaftlichen Mordes und Misshandlung einer Schutzbefohlenen verantworten.

In Handschellen wurden sie in den kleinen Gerichtssaal geführt und ließen das Blitzlichtgewitter der Reporter über sich ergehen. Die Anklage ließ keinen Zweifel, dass Lea-Sophies Zustand lange vor ihrem Tod unübersehbar schlecht gewesen sein muss. „Gefühlskalt und mitleidslos“ hätten die Eltern die Kleine nach und nach verwahrlosen lassen, wechselten selbst die Windeln nur unregelmäßig. Sie lag sich in ihrem Zimmer bis auf die Knochen wund, was ihr ungeheure Schmerzen bereitet haben muss. „Roh misshandelt und grausam getötet“ hätten Stefan T. und Nicole G. ihre Tochter. Während die Mutter äußerlich teilnahmslos schaute, war Stefan T. den Tränen nahe, als sein Anwalt seine Erklärung vorlas. Nicoles Adoptivvater hatte sich mehrmals ans Schweriner Jugendamt gewandt. Da der Mann an jeweils andere Sozialarbeiter geriet, wurden seine Hinweise nicht als Alarmsignal gesehen. Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) muss sich deswegen Ende April einem Bürgerentscheid über seine Abwahl stellen.

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