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Amokgefahr: Ein Jahr nach Emsdetten - Angst an deutschen Schulen

Der Amoklauf von Emsdetten jährt sich heute. Prompt scheinen die Nachahmer auf den Plan zu treten. Köln, Kaarst, Göttingen - die Polizei ist im Fahndungsfieber und die Öffentlichkeit verängstigt.

Von Amir El-Ghussein

Heute jährt sich der Amoklauf an der Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten. Ein 18-Jähriger maskierte sich, zündete Rauchbomben und schoss wahllos auf Menschen in seiner ehemaligen Schule. Fünf Personen wurden durch die Schüsse verletzt. Das Brisante an der Tat war, dass der junge Mann seine Taten bereits zuvor im Internet angekündigt hatte.

Ein Jahr danach geht die Angst vor Nachahmungstätern um. Offenbar zu Recht: In Köln ermittelt die Polizei zwei Jugendliche im Alter von 17 und 18 Jahren, die sich offensichtlich mit dem Gedanken tragen, in ihrer Schule, dem Georg-Büchner-Gymnasium, ein Blutbad anzurichten. Nach dem Polizeiverhör springt der 17-Jährige vor eine Straßenbahn und kommt dabei ums Leben. Der 18-jährige Schüler wird freigelassen - die beiden hatten die Amokpläne offenbar bereits vor Wochen aufgegeben. Die Fahnder stießen auf die zwei Jugendlichen, weil sie auf ihrer Homepage Columbine Massakers thematisiert hatten.

Dann erreicht die Ermittler eine Warnung aus Finnland. Es soll am Georg-Büchner-Gymnasium im nordrhein-westfälischen Kaarst ein Amoklauf drohen. Die Schule trägt den selben Namen wie die Kölner Lehranstalt - Zufall? Beide Städte fangen mit einem "K" an. Haben die finnischen Ermittler etwas durcheinandergebracht? Die Informationen über den vermeintlichen Anschlag hatten sie in einem Chat gesammelt. Die Polizei gab inzwischen Entwarnung.

Sind wir zu aufgeregt?

In Göttingen wurde heute wegen eines Bombenalarms eine Berufsschule geräumt. Das Gebäude wurde durchsucht, aber kein Sprengkörper gefunden. Der Unterricht wurde inzwischen fortgesetzt.

Eine Welle der Hysterie scheint die Öffentlichkeit erfasst zu haben, die potenzielle Gefahr wird durch die Medien potenziert projiziert. Schüler mutieren in der Wahrnehmung zu blutrünstigen Killern. Die tatsächliche Gefahrenlage ist bei weitem nicht so bedrohlich. Trotzdem wird vermutlich die nächste Killerspiel-Diskussion nicht lange auf sich warten lassen.

Die öffentliche Aufgeregtheit ist jedenfalls groß, doch muss man den Behörden attestieren, dass sie richtig gehandelt haben. Wenn eine Bedrohungslage nicht auszuschließen ist, dann ist es notwendig, Schulen kurz zu schließen oder öffentliche Gebäude zu sperren. Denn "man muss immer mit Trittbrettfahrern rechnen", erklärte der Neusser Polizeisprecher.

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