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Panorama: Amoklauf an finnischer Schule

Ein 18-Jähriger tötet acht Menschen: sieben Kinder und die Rektorin

Ein 18jähriger Abiturient hat in der finnischen Kleinstadt Tuusula, nördlich von Helsinki, am Mittwoch acht Menschen in seiner Schule erschossen. Die Bluttat hatte er am Vortag mit einem selbst eingespielten Videofilm im Internet angekündigt. Bei dem Amoklauf im Jokela-Gymnasium der finnischen Kleinstadt Tuusula sind nach Angaben Polizei acht Menschen gestorben: fünf Schüler und zwei Schülerinnen sowie die Rektorin der Schule. Weitere Personen sollen teils schwer verletzt sein. Der 18-jährige Täter hat sich nach Polizeiangaben danach selbst in den Kopf geschossen. Er lag zunächst im Koma, starb aber am späten Mittwochabend im Krankenhaus.

Der 18-jährige soll während einer Unterrichtsstunde um sich geschossen haben, erzählen geschockte Mitschüler. Aufgeschreckt von den Schüssen, gelang es den meisten Schülern, das Gymnasium sofort zu verlassen. „Um 11 Uhr 45 kam die Aufforderung durch die Schullautsprecher, dass sich alle Schüler in den Klassenzimmern einschließen sollten“, sagt der Lehrer Kim Kiuru. „Ich empfand das als sehr seltsame Aufforderung und schloss die Schüler im Klassenzimmer ein, bevor ich selbst raus auf den Flur ging. Ich wollte nachsehen, was los ist. Im oberen Durchgang sah ich den Jungen schreiend mit einer Pistole auf mich zukommen. Ich sprang raus auf den Schulhof und rief meinen Schülern zu, ebenfalls aus dem Fenster zu springen, das nur eineinhalb Stockwerke hoch liegt“, erzählt der Lehrer weiter. Polizei und Krankenwagen waren gegen 12 Uhr 30 bei der Schule. Der Schüler soll sich zunächst verbarrikadiert und mit seiner Waffe, einer Sig Sauer Kaliber 22, auf die Beamten geschossen haben.

Der 18jährige Schüler hatte die Bluttat auf der bei Schülern sehr populären Internetseite „Youtube“ am Dienstag mit einem selbst eingespielten Videofilm angekündigt. Er verwendete dabei den deutschen Benutzernamen „Sturmgeist89“ und den Videotitel „Jokela High School Massacre“. Einträge und Konto wurden am Mittwochnachmittag von Youtube gelöscht. „Sturmgeist“ ist eine norwegische Heavy Metall Gruppe. Der 18-jährige soll mit dem russischen Diktator Josef Stalin und mit Adolf Hitler sympathisiert haben. Er sei in seinen Ansichten sehr militant gewesen, sagt ein Lehrer. Der Grund für die Bluttat blieb jedoch unbekannt. Der Lehrer bestätigte aber, dass der Amok-Schüler überdurchschnittlich gute Noten hatte und an Geschichte und Philosophie interessiert gewesen sei.

Für Mitschüler Tuomas Hulkkonen ist das ganze unfassbar. Er kennt den Schützen schon seit zehn Jahren ist quasi mit ihm aufgewachsen. „Es ist schwer die Gleichung zu verstehen, wenn ein Typ, den man so lange kennt, so etwas tut“, sagte Hulkkonen, der finnischen Zeitung „Helsinki Sanomat“. In letzten Tagen habe sein Bekannter sich sehr merkwürdig verhalten, habe ständig Bilder mit Schusswaffen gemalt. „Aber als ich ihn dazu befragte, sagte er das sei nur Spaß“, sagte Hulkkonen, der auch hinzufügt, das allgemein bekannt war, dass Schießen eine Freizeitbeschäftigung des Mitschüler war. Das niemand auf die Warnung aufmerksam wurde, soll damit zu tun haben dass sie im Internet nur indirekt ausgesprochen wurde und kaum jemand in der kurzen Zeit bis zu Tat darauf aufmerksam geworden war. „Selbst wer seine Internetsachen gesehen hat, wäre nicht unmittelbar auf die Idee gekommen dass direkt am Folgetag so etwas Schreckliches passiert“, sagte ein finnischer Pädagoge.

Gewalttätige Zwischenfälle kommen an finnischen Schulen kaum vor. Dementsprechend groß ist die Aufregung im Land. Regierungschef Matti Vanhanen sprach von einer „furchtbaren und unfassbaren Tragödie“. In der Schule in Jokela werden 450 Schüler unterrichtet. Das finnische Bildungswesen gilt als vorbildlich.

André Anwar[Stockholm]

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