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Amoklauf: Woher kamen die Waffen?

Nach dem Amoklauf an einer Schule in Emsdetten rätselt die Polizei über die Herkunft des Waffenarsenals des 18-Jährigen. Die Obduktion der Leiche ergab unterdessen, dass sich der Amokläufer mit einem Schuss in den Kopf getötet hat.

Emsdetten - Nach Anhaben der Staatsanwaltschaft erlitt er durch die Verbrennung des Schwarzpulvers des Projektils schwere Gesichtsverletzungen, wodurch die Identifizierung zunächst schwierig gewesen sei.

Oberstaatsanwalt Wolfgang Schweer sagte, als Waffe komme ein großkalibriger Vorderlader in Betracht. Es handele sich um eine so genannte Perkussionswaffe, die unter anderem von Sportschützen und Waffensammlern geordert werden kann. Für den Besitz dieser historischen, einschüssigen Vorderlader ist kein Waffenschein erforderlich.

Waffen übers Internet bezogen?

Laut Schweer gibt es Hinweise, dass der Täter die Waffen und den bei sich geführten Sprengstoff über das Internet bezogen hat. Allerdings stünden die Ermittlungen noch am Anfang. Nach Angaben von Schweer verfügte der Amokläufer über einen Kleinen Waffenschein für Gas- und Schreckschusswaffen. Gegenstand der Ermittlungen sei auch, ob andere Leute von der Tat vorher gewusst hätten.

Bei der Polizei hat sich inzwischen ein Mitspieler aus den Gewaltvideos gemeldet, die der Täter im Internet veröffentlicht hat. Nach weiteren Mitwirkenden werde gefahndet.

Rüttgers fordert Nachdenken und härteres Durchgreifen

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) lobte bei einem Besuch vor Ort die Arbeit der Einsatzkräfte. Deren umsichtiges Handeln habe möglicherweise noch Schlimmeres verhindert, sagte Rüttgers in Emsdetten. Er forderte ein Nachdenken über die Gründe für die aus seiner Sicht zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft und ein härteres Durchgreifen gegen Gewalttäter.

Der 18-jährige ehemalige Schüler war am Montag maskiert in die Schule eingedrungen, hatte dort wild um sich geschossen und eine Rohrbombe gezündet. Nach Polizeiangaben wurden 37 Personen verletzt, darunter Schüler, eine Lehrerin, Polizeibeamte und der Hausmeister.

Schule vorerst geschlossen

Der Täter sollte sich am Dienstag vor dem Jugendgericht Rheine wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz verantworten. Er war im Sommer bei einer Open-Air-Veranstaltung mit einer Gaspistole aufgefallen. Zeugen hatten die Polizei verständigt, die die Waffe beschlagnahmte. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Münster handelte sich um ein eher geringfügiges Vergehen, das vermutlich nur mit einer Ermahnung oder einer geringen Geldbuße geahndet worden wäre.

Die Eltern des Täters befanden sich am Dienstag in ärztlicher Behandlung. Um die beiden jüngeren Geschwister kümmerten sich Verwandte, die von Psychologen unterstützt wurden. Die knapp 700 Schüler der Geschwister-Scholl-Realschule hatten unterrichtsfrei und wurden von Psychologen, Pädagogen und Seelsorgern betreut. (tso/ddp)

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