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Traditionsreicher Ort. Am Kapitol wird der 45. Präsident der Vereinigten Staaten am Freitag seinen Amtseid ablegen.

© AFP

Amtseinführung von Trump: Washington wird zur Festung

30.000 Polizisten, eine Million Besucher: Die US-Hauptstadt bereitet sich auf Trumps Amtseinführung vor.

Gesperrte Straßen, Verkehrschaos, Kundgebungsteilnehmer in fast 2000 Bussen und tausende Polizisten, die Ordnung halten sollen – selbst die an politische Großveranstaltungen gewöhnte amerikanische Hauptstadt Washington steht bei der anstehenden Amtseinführung von Donald Trump als 45. Präsident der USA an diesem Freitag vor neuen Herausforderungen. Hunderttausende Anhänger und Gegner des neuen Staatschefs haben sich angesagt, mehrere Dutzend Veranstaltungen für und gegen Trump sind angemeldet. Wem der ganze Stress zu viel wird, könnte bei einer Kundgebung von Haschisch-Befürwortern am Freitagmorgen vorbeischauen. Dort geben die Veranstalter gratis Marihuana-Joints aus.

Die Tradition gebietet es, dass der scheidende und der neue Präsident am Morgen der Vereidigung gemeinsam vom Weißen Haus zum Kapitol fahren, wo die Amtseinführung stattfindet. In der Vergangenheit waren diese kurzen Fahrten nicht immer harmonisch. Zwischen Harry Truman und Ike Eisenhower gab es 1953 richtig Krach. Ob Trump und Barack Obama miteinander zurecht kommen, wird sich zeigen. Am Kapitol wird Trump am Mittag den Amtseid ablegen und eine Rede halten. Am Nachmittag folgt eine Parade mit Militärkapellen, Reiterstaffeln und anderen Abordnungen aus 21 Bundesstaaten, darunter auch die Pfadfinder. Abends sind mehrere Bälle geplant.

Schon seit Wochen wird vor dem Kapitol an einer riesigen Rednertribüne mit Ehrenplätzen gebaut. Hier wird Trump seine erste Ansprache als Präsident halten. Für die Sicherheitsbehörden ist der Freitag ein einziger Alptraum. Die Zeremonie des Machtwechsels der Supermacht USA sei „das attraktivste Ziel der Welt“ für Terroristen, sagt Senator Roy Blunt, Chef des parlamentarischen Vorbereitungskomitees für die Amtseinführung. Straßensperren, Personenkontrollen und fast 30.000 Polizisten sollen sicherstellen, dass alles glatt geht. Mit Sand beladene Lastwagen werden aufgeboten, um mögliche Bombenfahrzeuge aufzuhalten. Die Hauptstadt werde zur „Festung“ kommentierte die „Washington Post“.Selbst Luftballons sind verboten.

Manche halten sich auch ganz bewusst fern

Trotz gesperrter Straßen und U-Bahnstationen wollen wollen viele live dabei sein – aber manche halten sich auch ganz bewusst fern. Anders als Obama, der bei den Feiern zu seinen Amtseinführungen internationale Stars wie U2, Beyonce und Bruce Springsteen begrüßen konnte, hat Trump erhebliche Schwierigkeiten, namhafte Künstler für das musikalische Rahmenprogramm seines Amtsantritts zu gewinnen. Mehrere Prominente wie Elton John dementierten ebenso öffentlich wie entsetzt ihre Teilnahme. Übrig sind vor allem Country-Stars, die bei Trumps vorwiegend weiß-konservativer Klientel beliebt sind. Da die amerikanische Entertainment-Szene tendenziell Trump-kritisch ist und die Frage der Teilnahme an der Trump-Show kontrovers diskutiert wird, haben die ersten Künstler schon wieder abgesagt. Broadwaystar Jennifer Holliday etwa zog ihre Zusage zurück. Ihr sei nicht klar gewesen, dass ihre Teilnahme an der Amtseinführung als Zeichen einer Unterstützung für Trump ausgelegt werden würde, erklärte sie.

Andere müssen sich dafür rechtfertigen, dass sie für Trump singen und spielen wollen. Country-Sänger Toby Keith betonte, er habe bei Barack Obama gesungen und werde das auch bei Trump tun. „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, für unser Land oder unsere Armee aufzutreten“, sagte er dem Magazin „Entertainment Weekly“.

Auch ohne den Auftritt vieler Weltstars werden immer noch mehrere hunderttausend Menschen das Spektakel auf der Mall verfolgen, der Museumsmeile zwischen dem Kapitol und dem obeliskartigen Washington Monument. Bei Obamas Amtseinführung als erster schwarzer US-Präsident im Jahr 2009 kamen fast zwei Millionen Besucher – diesmal wird rund die Hälfte erwartet, darunter womöglich mehr Trump-Gegner als –Anhänger. Am Tag nach dem Amtseid wollen rund 200.000 Menschen gegen den neuen Präsidenten demonstrieren.

Es gibt etliche Demonstrationen

Etliche Protestkundgebungen sind bereits während der Feiern zur Amtseinführung geplant. So stellen sich an der Route der Parade die Demonstranten von „Answer“ auf, einer Aktionsgruppe, die den neuen Präsidenten als „Rassisten, Sexisten und intoleranter Spießer“ verdammt und ihn gleich bei seinem Amtseid wissen lassen will, dass er bei vielen Amerikanern nicht willkommen ist. Noch direkter formuliert es die Protestgruppe „Disrupt J20“ – „Stört den 20. Januar“, die am Freitag ein „Festival des Widerstandes“ organisiert: Trump sei ein „Faschist“, der gestoppt werden müsse.

Die Washingtoner Polizei sagt, sie sei auf alles vorbereitet. Das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit müsse an diesem wichtigen Tag für alle geschützt werden, ohne den rund zwei Dutzend radikalen Gruppen und Grüppchen, die sich zum Ziel gesetzt haben, die Feierlichkeiten zum Abbruch zu bringen, eine Chance zu geben. Einige Trump-Gegner haben es sich zum Ziel gesetzt, einen der Bälle zu Ehren des neuen Präsidenten zu stürmen. Seine Beamten hätten Erfahrung mit solchen Störversuchen, sagt Polizeichef Peter Newsham: „Wir sind in der Lage, damit umzugehen. Der Freitag wird zeigen, ob er recht behält.

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