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François Hollande vor seinem Schreibtisch im Elysée-Palast.

© AFP

Angeblicher Affäre mit Schauspielerin: "Closer"-Enthüllung stört Hollandes Reformankündigung

Frankreichs Präsident François Hollande plante eine große Reformankündigung. Die Enthüllung von "Closer" über eine angebliche Liebesaffäre macht ihm einen Strich durch die Rechnung. Wie wird seine Lebensgefährtin Valérie Trierweiler reagieren?

Seit Monaten ist seine Beliebtheit im Keller, die Wirtschaft läuft nicht rund, und die Arbeitslosigkeit steigt. Das sollte jetzt eigentlich alles anders werden. Frankreichs Präsident François Hollande hatte sich vorgenommen, nächste Woche in seiner Neujahrespressekonferenz das Blatt zu wenden. Weniger Steuern und Abgaben, dafür mehr Einsparungen bei den öffentlichen Ausgaben – damit will er sein Land aus dem Tief holen, in das es wirtschaftlich und politisch immer weiter abgeglitten ist. Lange, zu lange, hatte er dem scheinbar tatenlos zugesehen. Doch für sein politisches Programm interessiert sich im Moment kaum jemand. Diesen Platz hat eine Staatsaffäre um eine angebliche Liebschaft von Hollande mit der Schauspielerin Julie Gayet eingenommen. Das umstrittene französische Boulevardmagazin „Closer“, das 2012 Oben-ohne-Fotos von Catherine, Herzogin von Cambridge, zeigte, hat in seiner Freitagausgabe den Skandal ins Rollen gebracht. „Die Seite 1 von Closer wird die Pressekonferenz stören“, schrieb die konservative Tageszeitung „Le Figaro“ auf ihrer Internetseite.

Julie Gayet, französische Schauspielerin.
Julie Gayet, französische Schauspielerin.

© AFP

Hollande reagierte sofort, nicht als Präsident, sondern als Privatmann. Er prüfe wegen Nichtachtung seines Privatlebens juristische Schritte gegen „Closer“, ließ er verlauten. Er beklage zutiefst die Verletzung der Achtung vor dem Privatleben, hieß es in seiner Stellungnahme.

Wo bleibt das Dementi?

Ein Dementi hört sich anders an. Auch die Mitglieder seiner Regierungsmannschaft, die zu den Gerüchten befragt wurden, verwiesen auf das Privatleben von Hollande. „Er hat vollkommen recht“, sagte Premierminister Jean-Marc Ayrault auf die Frage nach möglichen juristischen Schritten.

Auf mehreren Seiten breitet „Closer“ unter der Überschrift „Die heimliche Liebe des Präsidenten“ die angebliche Liebesbeziehung des Präsidenten zu Julie Gayet aus. Zu sehen ist ein Mann mit Motorradhelm, nicht gut erkennbar, vor einem Hauseingang in der Nähe des Elyséepalastes. Das Gesicht ist durch den Helmschutz nicht klar, aber „Closer“ will ihn an den Schuhen, der Statur und anhand seines Leibwächters identifiziert haben. Mit dem Motorroller fährt Hollande laut „Closer“ durch die Nacht, nur begleitet von einem einzigen Sicherheitsbeamten, der die beiden morgens sogar mit frischen Croissants versorge. Deshalb sorgt sich das Blatt auch um die Sicherheit des Präsidenten.

Es gab schon früher Anspielungen

„Closer“ hat die Affäre publik gemacht, doch das Gerücht liegt schon länger in der Luft. Gayet machte wie viele französische Künstler 2012 Werbung für Hollande während seiner Präsidentschaftskampagne und pries ihn dabei als „bescheiden“, „ausgezeichnet“ und „guten Zuhörer“. Im März vergangenen Jahres gab es dann die ersten Andeutungen einer Beziehung der Schauspielerin und des Präsidenten im Internet. Gayet klagte dagegen. Bisher hatte die Französin, die schon in 50 Filmen mitgespielt hat, nie für Aufsehen gesorgt und galt in Frankreich immer als sehr diskret. Sie hat zwei Kinder von einem Schriftsteller, von dem sie getrennt lebt, heißt es.

Lesen Sie auf der nächsten Seite wie geübt Hollande in Affären ist.

Das Titelblatt des Magazins „Closer“.
Das Titelblatt des Magazins „Closer“.

© AFP

Aber die Gerüchte wollten einfach nicht verstummen. Auch seriöse Medien machten Anspielungen. So führte das Magazin „L’Express“ Sicherheitsprobleme aufgrund der „Eskapaden“ des Staatschefs an. Ohne weiter auszuführen, was genau mit „Eskapaden“ gemeint ist. Im Dezember machte Gayet Werbung für einen neuen Film im Fernsehen. Als der Moderator des Privatsenders Canal plus sie fragte, wie denn der Präsident den Film findet, fing der Komiker Stéphane Guillon in der Sendung an zu lachen und sagte: „Der Präsident mag den Film, seine Frau weniger.“ Gemeint damit war die Journalistin Valérie Trierweiler, die seine offizielle Lebensgefährtin ist.

Eine Geliebte ist nicht ungewöhnlich

In Affären ist Hollande geübt. Er war fast 30 Jahre mit der sozialistischen Politikerin Ségolène Royal liiert, mit der er vier Kinder hat. Für Valérie Trierweiler verließ er Royal 2007. Vorher hatte er allerdings jahrelang schon eine Affäre mit Trierweiler. Seitdem lieferten die beiden Frauen sich einen Zickenkrieg, der Hollande verärgert haben soll.

Die Franzosen finden Liebesaffären ihrer Präsidenten durchaus normal. Seit jeher hatten Könige und Präsidenten ihre Mätressen. Das war bekannt, aber es wurde nicht darüber geredet. François Mitterrand hatte sogar eine Zweitfamilie mit einer Tochter. Auch bei Jacques Chirac wurde über Affären gemunkelt. Aber eben nur hinter vorgehaltener Hand, nicht öffentlich. Es war auch deshalb kein Thema, weil die Öffentlichkeit davon ausging, dass eine Geliebte nicht die Arbeit eines Präsidenten negativ beeinflusst.

Die Wende kam mit Hollandes konservativem Vorgänger Nicolas Sarkozy. Der stellte sein Privatleben öffentlich zur Schau. Er ließ sich von seiner zweiten Frau Cécilia scheiden, zeigte später offen seine Liebe zu Carla Bruni und heiratete sie in dritter Ehe. Sarkozy wurde dafür kritisiert, dass er so wenig diskret war und stolz seine neue Errungenschaft Bruni überall vorzeigte. Hollande hatte ihn immer dafür belächelt, dass er seine Beziehung zur Schau stellte und das öffentlich gesagt. Nun steht er selbst im Rampenlicht.

„Closer“-Chefredakteurin Laurence Piau rechtfertigte im Radiosender Europe 1 die Veröffentlichung: „Das ist ein normaler Präsident, eine normale Person. Das ist ein Präsident, der eine Vorliebe hat und eine Geschichte.“ Früher wäre es allerdings undenkbar gewesen, dass so ein Artikel erscheint. Erst als Mitterrand damit einverstanden war, berichteten damals Frankreichs Medien über seine uneheliche Tochter Mazarine Pingeot. Was früher unter Mitterrand und Chirac tabu war, die Enthüllung der Affären von Politikern, galt seit Sarkozy als ganz normal. Das Liebesleben von Politikern wurde ebenso unter die Lupe genommen wie das von Stars. Bei Hollandes Neujahreskonferenz nächste Woche kann es deshalb gut passieren, dass Journalisten ihm die Frage nach Julie Gayet stellen. Alle sind gespannt, was er dann sagen wird.

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