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Panorama: Animal Air

In den USA gibt es eine neue Fluggesellschaft – für Haustiere

„Sehe ich aus wie Frachtgut?“, fragt der Hund, der Besucher auf der Homepage der Fluglinie begrüßt. Sein kritischer Blick scheint auch gleich die Antwort zu geben: Wenn ich schon im Flugzeug reisen muss, dann wenigstens First Class. Der stilbewusste Hund und die elegante Katze von heute sind es leid, bei Flugreisen in anonyme Transportkäfige im Frachtraum verbannt zu werden. Die erste Fluglinie für Haustiere bietet ihnen den Service, den sie verdienen. Anfang nächsten Jahres soll Companion Air in den USA den Flugbetrieb aufnehmen.

Wer seine Katze mit auf Reisen nehmen will, denkt bei herkömmlichen Fluggesellschaften mit Grausen an die Vorstellung, das Tier werde im Frachtraum verstaut. So würden viele Kunden eine Menge Geld zahlen, um die Tiere mit in die Kabine nehmen zu dürfen.

„Die großen Fluggesellschaften sind für den Transport von Menschen gemacht“, sagt Rick Roof, der Companion Air zusammen mit seiner Frau Diana gegründet hat. Vierbeiner würden dagegen stiefmütterlich behandelt. „500 000 Tiere werden in den USA jährlich mit Flugzeugen transportiert. Davon gehen etwa 5000 Tiere verloren, werden verletzt oder getötet“, sagt der 48-Jährige.

Um den Flugkomfort der Vierbeiner und ihrer menschlichen Begleiter zu erhöhen, lässt Roof die Passagierkabinen umgestalten. Vorne sitzen die Zweibeiner in komfortablen Erste-Klasse-Sesseln. Im abgetrennten hinteren Bereich sind die Haustiere in Transportboxen untergebracht. Soweit es die Sicherheit erlaubt, dürfen die Passagiere nach ihren Liebsten schauen. „Sie können mit Ihrem Haustier in der Kabine reisen und müssen sich nie mehr Sorgen darüber machen, wie es ihrem Begleiter unten im Frachtraum geht“, heißt es. Nach Möglichkeit sollen Passagiere ihr Tier auch mit auf ihren Platz nehmen dürfen.

Der geschulte Flugbegleiter entscheidet, wer sein Haustier wie lange zu sich nach vorne holen darf. Denn wenn alle Passagiere ihre Begleiter gleichzeitig aus dem Käfig holen würden, dürfte es im Passagierteil turbulent werden. Der Service hat seinen Preis. Ein Flug von New York nach Washington und zurück wird für ein Haustier plus Menschen 483 Dollar kosten, mehr als doppelt so viel wie ein normales Ticket. Wer beim Abflugtermin flexibel ist oder in einer Gruppe reist, erhält Rabatte.

Wer auf herkömmlichen Flügen nicht ohne Tiere verreisen will, darf nur Kleintiere mit in die Passagierkabine nehmen. Bei der Lufthansa dürfen die Kleinen samt Käfig nicht mehr als acht Kilogramm wiegen und kommen dann kostenlos mit. Andere Fluggesellschaften wie die Swiss verlangen dafür pro Flug 50 Euro. Fette Siamesen oder dicke Doggen transportiert Lufthansa weltweit „als Übergepäck“ in einem klimatisierten, unbeaufsichtigten Frachtraum. Bei Flügen in die USA werden größere Haustiere wie ein „zusätzliches Gepäckstück“ berechnet. Für den Hund kostet das Ticket nach New York beispielsweise 107 Euro pro Strecke.

„Wir erhalten jede Menge E-Mails von Leuten, die wissen wollen, wann unser Service endlich startet“, sagt Roof. Meist geht es um Hunde und Katzen, doch Roof wurde auch schon nach Plätzen für einen Falken und ein Stachelschwein gefragt. Viele Menschen hätten bisher auf Fernreisen verzichtet, um ihren Vierbeinern den Frachtraum zu ersparen.

„Mit unserem Angebot richten wir uns an eine spezielle Kundengruppe, die bereit ist, für den besonderen Service zu zahlen.“ Und er glaubt, dass diese Kundengruppe nicht nur in den USA zu Hause ist. „Eines Tages wollen wir unseren Service auch für Haustiere in Europa oder Australien anbieten.“

Zumindest einen sicheren Kunden dürfte Roof in Deutschland haben: Der beste Freund des Schauspielers Martin Semmelrogge ist sein Hirtenhund Crazy. Crazy sollte im vergangenen Jahr mit Semmelrogge nach München fliegen, war mit 14 Kilo aber schwerer, als die Deutsche BA erlaubt. Der Flugbegleiter wollte Crazy in den Frachtraum verbannen, Semmelrogge weigerte sich, beleidigte im Streit den Mitarbeiter und musste 1000 Euro Schmerzensgeld zahlen. Bei Companion Air wäre das nicht passiert.

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