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Anna Netrebko: Der Mann an ihrer Seite

Erwin Schrott ist der Lebensgefährte von Starsopranistin Anna Netrebko - singen kann er auch.

„In der Liebe halten die Bassisten das, was die Tenöre versprechen“, wusste die große Sängerin Nellie Melba (ja, die mit dem Pfirsich!) schon vor 100 Jahren. Starsopranistin Anna Netrebko kann ihr da nur voll und ganz zustimmen. Für ihre Plattenfirma bildet die schöne Russin mit dem Tenor Rolando Villazon das „Traumpaar der Oper“. Privat aber bevorzugt sie Männer mit tiefen Stimmen. Auf der Bühne liebte sie im Jahr 2005 Villazon in „La Traviata“ bei den Salzburger Festspielen oder auch im vergangenen Jahr in Massenets „Manon“ an der Berliner Staatsoper, für ihre Duett-CD turteln beide vor der Kamera. Sind die Scheinwerfer aber ausgeschaltet, geht der Tenor zurück zu Frau und Kindern – und Anna wirft sich in die Arme von Erwin Schrott. Viele Jahre war sie mit dem italienischen Bariton Simone Alberghini liiert, im vergangenen Jahr stieg sie dann noch ein Stimmfach tiefer: Erwin Schrott singt Bass.

2003 hatten sie sich das erste Mal bei einer Opernproduktion getroffen, im Sommer 2007 funkte es in London: Sie sang die Donna Anna in Mozarts „Don Giovanni“, er den Titelhelden. Es muss die ganz große Liebe sein: Noch im Dezember hatte die Diva erklärt, sie fühle sich derzeit nicht reif fürs Kinderkriegen: „Mit meinem Terminplan ist das im Moment unmöglich.“ Wenige Wochen später war sie schwanger, im September soll sie einen Sohn gebären. In ihrer Wahlheimat Österreich hat Netrebko für die Familie bereits ein Nest gekauft: ein 2,5 Millionen Euro teures Penthouse in bester Wiener Wohnlage am Franziskanerplatz. Denn in der Beziehung ist sie die Großverdienerin. Erwin Schrott schickt sich gerade erst an, seine eigene Weltkarriere zu starten.

Geboren 1972 in Montevideo, begeisterte er sich schon als Junge für die Märchenwelt des Musiktheaters, stand mit 22 Jahren erstmals in seiner Heimatstadt auf der Bühne, verdiente seinen Lebensunterhalt mehrere Jahre mehr schlecht als recht mit Nebenrollen, ging dann mit einem Stipendium nach Italien, gewann 1998 schließlich Placido Domingos „Operalia“-Wettbewerb, wodurch auch die großen europäischen Häuser auf den Südamerikaner aufmerksam wurden. Sein blendendes Aussehen ließ ihn bald zum Don Giovanni vom Dienst werden, den Frauenverführer hat er schon in sieben verschiedenen Inszenierungen zwischen Washington und Wien verkörpert. In Deutschland ist Schrott, mit Ausnahme eines Engagements in Hamburg, dagegen noch nicht in Erscheinung getreten. Das dürfte Peter Schwenkow, der Chef der „Deutschen Entertainment AG“, die Anna Netrebkos Live-Events vermarktet, bald ändern. Denn zumindest optisch haben die 36-jährige Russin und ihr gleichaltriger Latin Lover das Zeug, zum Äquivalent von Brad Pitt und Angelina Jolie in der Opernwelt zu werden. Gemeinsame Auftritte haben sie allerdings bislang bewusst jenseits der großen Medienaufmerksamkeit absolviert, im vergangenen Oktober in San Juan in Puerto Rico und im März in Abu Dhabi. Bei den diesjährigen Salzburger Festspielen sollten sie zumindest zeitlich parallel auftreten: Anna Netrebko zusammen mit – natürlich! – Rolando Villazon in Goundos „Roméo et Juliette“, Erwin Schrott als Leporello in Mozarts „Don Giovanni“. Der Nachwuchs kam dazwischen, bis Dezember hat sich die Sopranistin eine Babypause verordnet, dann will sie mit Hilfe einer Kinderfrau ihr Jetset-Leben wieder aufnehmen. Bei der Eröffnungspremiere der Festspiele am heutigen Sonntag wird Anna Netrebko nun nur im Saal sitzen und ihrem Erwin zusehen. Verheiratet sind die beiden übrigens noch nicht, da Schrott zunächst die Scheidung von seiner ersten Frau, mit der er eine Tochter hat, abwarten muss. Eheringe haben sie sich aber in Dubai schon gekauft.

Auch wenn der Salzburger Intendant Jürgen Flimm Erwin Schrott einen „Kracher“ nennt, der es überhaupt nicht nötig habe, vom Glanz seiner glamourösen Freundin zu profitieren, öffnet ihm die Liaison mit Netrebko doch manche Tür. Beispielsweise die der Plattenfirma Universal, bei der Anna unter Vertrag ist. Schrotts gerade erschienenes Debütalbum zeigt jedoch, dass er, wie auch seine Liebste, vor allem ein Live-Künstler ist. Tönt sein wuchtiger Bass aus dem Lautsprecher, wird der Hörer das Gefühl nicht los, als habe die Zahnarzthelferin vergessen, ihm die Watterollen aus den Backentaschen zu nehmen. Die wobbelige, in schnellen Passagen eher schwerfällig ansprechende Stimme will so gar nicht zu dem athletischen Äußeren des Südamerikaners mit den Strahleaugen passen.

Wenn demnächst übrigens Robert Dornhelms aufwendige Verfilmung von Giacomo Puccinis Oper „La Bohème“ in die Kinos kommt, muss Erwin Schrott noch einmal ganz tapfer sein. Dann küsst Anna Netrebko alias Mimi nämlich wieder leidenschaftlich ihren Rolando Villazon alias Rodolfo. Rein beruflich.

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