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Antarktis: Neues aus dem Eis

Vier Wissenschaftler, drei Techniker, eine Ärztin, eine Köchin: Die neunköpfige Crew erreicht Ende November 2005 die Antarktis und bleibt dort bis 2007 auf sich gestellt. Geophysiker Müller-Wrana berichtet über den kommenden Winter und eine Umgebung ohne Regen.

Wie lange befinden Sie sich bereits in der Antarktis?

Nach einigen Monaten Vorbereitungszeit bin ich Mitte November 2005 zum Südpol gestartet; erstmals die Antarktis betreten habe ich am 26. November. Zu der Zeit herrschte hier noch Sommer - inzwischen wird es aber zunehmend frostig.

Was aus der Heimat vermissen Sie am meisten?

Vor allem meine Freundin - die Entfernung belastet die Beziehung. Dann noch Regen, Donner, Vogelgezwitscher, Grün; das gibt es hier alles nicht. Bis Anfang Februar vermisste ich den Mond und die Sterne; ohne Tag und Nacht kommt kein "richtiger" Rhythmus zustande. Deshalb habe ich Ende Februar eine Nacht unter freiem Sternenhimmel geschlafen; bei -22 Grad. Leider war es gegen fünf Uhr wieder so hell, dass ich in mein Zimmer zurückkehrte. Trotzdem war es sehr beeindruckend.

Wie sind Sie auf Notfälle vorbereitet?

Neben den Vorbereitungskursen bin ich von unserer Ärztin in die OP-Assistenz eingewiesen worden. Bisher musste ich als "Krankenschwester" dreimal ran - aber nur bei kleineren Notfällen, wie Platzwunden nähen. Jeden Monat absolvieren wir darüber hinaus Brandschutzübungen. Sollten größere Probleme auftreten, gibt es zwei Notfallquartiere in 200 Metern Entfernung. Dort können wir mindestens zwei Wochen überleben und auf Rettung warten. Unsere nächsten Nachbarn sind die Südafrikaner in 250 Kilometern Entfernung. Hier bedeutet das eine Zweitagesreise.

Kennen Sie Horrorfilme über verschollene Polar-Expeditionen?

Nein! Aber gerade lese ich "Meteor" von Dan Brown - ein Thriller, der in der Arktis spielt. Und den einzigen Horrorfilm, den ich über die Antarktis kenne, ist "Alien vs. Predator". Der steht noch auf meinem Programm hier unten...

Tobias Müller-Wrana (33) ist gebürtiger Berliner und hat Physik und Geophysik an der FU Berlin studiert. Im Laufe seiner Ausbildung führten ihn Messkampagnen nach Bolivien, Chile und Argentinien. Nun befindet sich der Wissenschaftler auf der vom Alfred-Wegener-Institut betriebenen Neumayer-Station in der Antarktis und berichtet für Tagesspiegel Online von seinen Erfahrungen.

(Das Interview führte Jörg Vogler)

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