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Anti-Diskriminierung: Auch Häftlinge dürfen sich schminken

Männliche Häftlinge dürfen gegenüber weiblichen Gefängnis-Insassen nicht benachteiligt werden - weder beim Kauf von Make-up noch bei der Telefonerlaubnis. Ein Insasse der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede hatte für Gleichberechtigung geklagt. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe gibt ihm Recht.

Auch schwere Jungs dürfen sich schminken. Das entschied das Bundesverfassungsgericht in einem am Dienstag in Karlsruhe veröffentlichten Beschluss. Danach dürfen in der Haftanstalt Bielefeld-Brackwerde künftig nicht nur weibliche Häftlinge, sondern auch männliche Strafgefangene Kosmetika einkaufen, weil dies die vom Grundgesetz geforderte Gleichbehandlung der Geschlechter gebiete.

Zuvor hatte ein Insasse der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede, der zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, mit einer Klage dieselben Vergünstigungen wie die Frauen im Hafthaus nebenan gefordert.    Zwar sei der Wunsch nach Kosmetik beim weiblichen Geschlecht womöglich stärker ausgeprägt als bei Männern, führte die Kammer aus. Doch allein mit dem Verweis auf tradierte Rollenerwartungen könne Männern "die Befriedigung" ihres Interesses an kosmetischen Produkten nicht verboten werden. Zumal auch bei Frauen das Interesse an Kosmetika nicht "von Natur aus" auftrete.

Schminken und Telefonieren
  
Zugleich entschied das Bundesverfassungsgericht, dass auch beim Telefonieren aus dem Knast heraus eine Diskriminierung von Männern verboten ist. Hintergrund ist, dass in der Haftanstalt Bielefeld-Brackwerde Frauen in ihrem Trakt erlaubt ist, für bis zu 30 Euro im Monat überwacht zu telefonieren. Männer können das nicht. In ihrem Bau fehlen Telefone, weil es nicht genug Personal gibt, Gespräche nach draußen zu überwachen.
  
Die Verfassungshüter sahen darin ebenfalls eine verbotene Benachteiligung aufgrund des Geschlechts. Nun muss geprüft werden, ob nicht beide Gruppen wegen des Personalmangels unüberwacht telefonieren können, und ob von unüberwachten Männer-Telefonaten größere Gefahren ausgehen als von entsprechenden Gesprächen der Frauen. (yr/AFP)
  

  

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