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Hamster auf Hand

© ddp

Anti-Nobel-Preis: Viagra für Hamster mit Jetlag

Was ist Sinn der Wissenschaft? In Harvard sind jetzt Forscher ausgezeichnet worden, die sich mit den wirklich fundamentalen Fragen des Lebens befassen. So untersuchte ein Forscher das Knitterverhalten von Bettlaken; ein anderer fand ein Heilmittel für Jetlag-geplagte Hamster.

Für jenseits der üblichen Wissenschaftsnorm liegende Erkenntnisse zur Wirkung von Viagra auf Hamster mit Jet-Lag oder zur Gewinnung von Vanille aus Kuhfladen sind mehrere Forscher mit den Anti-Nobelpreisen ausgezeichnet worden. Wie das Komitee des IgNobel-Preises der Harvard-Universität in den USA mitteilte, wurden zehn Forscher für ihre eher grotesken Untersuchungen belohnt. Die ironische Auszeichnung ist in der Wissenschaftswelt geschätzt und begehrt: Sieben von zehn Preisträgern reisten auf eigene Kosten an und nahmen den Preis von sechs echten Nobel-Preisträgern entgegen. Zu den Gewinnern zählten bei der 17. Verleihung Forscher aus Südamerika, Japan, Taiwan und Australien.

Mit den schädlichen Nebenwirkungen des Säbelschluckens hatten sich gleich zwei Forscher befasst: der Brite Brian Witcome und der US-Wissenschaftler Dan Meyer. Während sie bislang per E-Mail oder Telefon in Kontakt standen, konnten sie ihre bahnbrechenden Erkenntnisse nun im direkten Gespräch am Rande der Preisverleihung im Sanders-Theater der Universität Cambridge austauschen. Beide erhielten den IgNobel-Preis für Medizin. "Ich verstehe die Auszeichnung überhaupt nicht als Beleidigung", sagte der Radiologe Witcome. "Humor gehört zur Forschung dazu."

Sprachforschung bei Ratten

Der IgNobel-Preis weise auch darauf hin, dass in den meisten Wissenschaftlern irgendwie ein Verrückter stecke, sagte die spanische Forscherin Nuria Sebastian-Galles. Sie ging mit ihrem Team der Frage nach, ob Ratten zwischen rückwärts gesprochenem Japanisch und rückwärts gesprochenem Niederländisch unterscheiden können. Ebenfalls ausgezeichnet wurden eine Studie zum Knitterverhalten von Bettlaken und eine "Volkszählung" der Milben, Insekten und Spinnen, die in den Betten der Menschen hausen. Der Argentinier Diego Golombek, der das Potenzmittel Viagra als Heilmittel gegen einen Jet-Lag bei Hamstern ausmachte, dankte in seiner Rede seinen Assistenten, "dass sie in die Läden gegangen sind und das Viagra für uns besorgt haben".

Eine ungewöhnliche Ehre wurde dem Preisträger des IgNobel-Preises in der Kategorie Chemie zuteil: Für den Japaner Mayu Yamamoto, der herausfand, wie sich Vanille aus Kuhfladen gewinnen lässt, entwarf ein örtliches Eisgeschäft eine neue Geschmacksrichtung "Yum-a-Moto Vanilla Twist". Auf der Bühne berichtete Yamamoto, er habe die E-Mail-Benachrichtigung über seinen Sieg zunächst für einen Scherz gehalten. Er sei dann aber doch zur Preisverleihung angereist, denn "ich möchte, dass jeder über meine Forschung Bescheid weiß."

Straffer Zeitplan

Für ihre Dankesreden und die Vorstellung ihrer Forschung hatten die Preisträger jedoch nicht viel Zeit. Ein achtjähriges Mädchen schaute streng auf die Uhr und rief nach Ablauf von genau einer Minute: "Bitte aufhören! Ich bin gelangweilt."

Das englische "ignoble" bedeutet "schändlich", "unehrenhaft" oder "unwürdig". Ausgezeichnet werden mit dem Preis kuriose, überraschende oder unwichtige Resultate. Ausschlaggebend für die Juryentscheidung ist nach Angaben von Preisgründer Marc Abrahams, dass die Arbeiten "zunächst Menschen zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen". Die Preisträger werden jährlich von dem wissenschaftlichen Satire-Magazin "Annals of Improbable Research" (Jahrbücher der unwahrscheinlichen Forschung) gekürt. 
Mehr unter: www.ignobel.com
(mit AFP)

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