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Panorama: Arme Opfer

Kinderschänder reisen vor allem nach Thailand, Kambodscha und Vietnam

Köln - Die Festnahme eines weltweit gesuchten mutmaßlichen Kinderschänders in Thailand illustriert dem UN-Kinderhilfswerk Unicef zufolge die Fortschritte im Kampf gegen die sexuelle Ausbeutung von Kindern. „Es ist wichtig, dass man die Fahndung nach solchen weltweit agierenden Tätern auch international koordiniert und so zugleich Aufmerksamkeit schafft für das Problem, für die Situation der Opfer“, sagte Helga Kuhn vom Deutschen Komitee für Unicef am Freitag in Köln.

Allein in Südostasien liege die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die – „in der Regel nicht freiwillig“ – im Sexbusiness landen, bei schätzungsweise einer Million pro Jahr. Das Problem der sexuellen Ausbeutung von Kindern sei dort „besonders stark ausgeprägt“, sagte Kuhn. Dabei spielten verschiedene Ursachen eine Rolle. Dazu zähle der Kinderhandel, begünstigt von dem großen Gefälle zwischen Arm und Reich in der Region: „Kinder werden den Eltern unter Vorspiegelung falscher Tatsachen abgekauft. Ihnen wird versprochen, dass sie zur Schule gehen können und Arbeit bekommen werden – später finden sie sich in Bordellen wieder oder werden zur Fabrikarbeit oder zum Betteln gezwungen.“ Der Kinderhandel floriert demnach besonders etwa zwischen der vietnamesischen Grenzregion und China oder von Kambodscha nach Thailand. Zunehmend gebe es aber auch Aufklärungskampagnen, sagte Kuhn. So kümmere sich Unicef darum, dass Eltern und Kinder gewarnt würden „vor den Menschenhändlern, vor den Schleppern, die ganz gezielt in arme Dörfer gehen und sagen: ,Ich habe eine gute Zukunft für eure Kinder‘“. Andererseits würden für Kinder, die dem Sexbusiness entkommen, Anlaufpunkte eingerichtet: Zentren, wo sie zur Schule gehen könnten, wo sie medizinisch und psychologisch betreut würden, „um ihnen eine andere Zukunft zu öffnen“.

Unicef und andere Hilfsorganisationen weisen auch darauf hin, dass ein Großteil der Kunden im Bereich Kinderprostitution Einheimische und nicht ausländische Touristen sind.

Aber die Touristen haben mehr Geld und Macht. Für Süßigkeiten und das Versprechen einer besseren Zukunft nähmen die zunächst oftmals noch arglosen Kinder viel in Kauf, „am Anfang vielleicht freiwillig und später gezwungen“. Die Opfer sind vor allem die Armen. Bettler und Straßenkinder suchen nach jedem Strohhalm, der sie vor dem Elend retten könnte.

Viele Täter nutzen die Besonderheiten eines maroden Rechtssystems, in dem man eine Anklage oder Zeugenaussagen schnell mit Bargeld aus der Welt schaffen kann.

Die Regierungen haben das Problem erkannt und für eine Verschärfung der Gesetze gesorgt. Die staatliche Verfolgung des sexuellen Missbrauchs von Kindern, an der es unter anderem wegen fehlender Behördeninfrastruktur und Korruption lange gefehlt habe, nehme glücklicherweise zu, sagt Kuhn. So habe beispielsweise Kambodscha seine Gesetze verschärft, im Innenministerium eine eigene Abteilung gegen Kinder- und Menschenhandel eingerichtet und biete für Polizisten und Sozialarbeiter spezielle Schulungen im Umgang mit den Opfern an. AFP

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