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© dpa

Artenschutz: Bis zum bitteren Ende

Den Begriff "Kniefall vor wirtschaftlichen Interessen" hört man in diesen Tagen häufig, wenn Artenschützer miteinander sprechen. Die Artenschutzkonferenz hat die Schutzanträge für Thun und Eisbären abgelehnt.

In Doha im arabischen Emirat Katar entscheiden Delegierte der sogenannten Cites-Vertragsstaaten bis zum 25. März über Einschränkungen des internationalen Handels mit gefährdeten Arten. In den ersten Tagen erregten vor allem zwei Beschlüsse die Gemüter: Weder für den Roten Thun – auch Blauflossen-Thun genannt – noch für Eisbären wird der Handel über Ländergrenzen hinweg weiter eingeschränkt.

Big Business gibt es dabei nur mit einer Art, dem Blauflossen-Thun. Der sollte wiederum nicht mit dem Bonito und dem Weißen Thun verwechselt werden, der in Europa zum Beispiel in Konservendosen verkauft wird, erklärt Roland Gramling von der Naturschutzorganisation WWF in Frankfurt. Die in Europa verkauften Thune kommen oft aus asiatischen Gewässern und sind dort nicht stark gefährdet. Der auch Roter Thun genannte Blauflossen-Thun schwimmt dagegen vor allem im Mittelmeer und vor der Atlantikküste Europas, wird aber normalerweise für einen hohen Preis nach Japan verkauft – ein einträgliches Geschäft, auf das die Europäer nicht verzichten wollten.

Dabei gibt es für den Blauflossen-Thun genau genommen nur noch zwei Alternativen: Entweder wird der Fang sofort drastisch eingeschränkt. Oder der Handel mit dem Roten Thun bricht in den nächsten Jahren zusammen, weil es dann keinen Thun mehr gibt. Naturschützer haben Thune mit kleinen Sendern versehen und die Entwicklung der Populationen untersucht. Ihre Erkenntnisse wurden jetzt ignoriert. Für Naturschützer ist klar: In den letzten fünf Jahren haben sich die Bestände des Roten Thuns im Mittelmeer halbiert, spätestens in drei Jahren dürfte das Big Business zusammenbrechen.

Wurden vor Jahren noch Blauflossen-Thune gefangen, die 450 Zentimeter lang waren und mehr als 600 Kilogramm auf die Waage brachten, holen die Trawler heute überwiegend viel kleinere Fische aus dem Meer. Die ausgewachsenen Tiere sind eben schon lange in die Sushi-Küche gewandert. Und die jungen Thune werden heute lange bevor sie sich zum ersten Mal vermehren konnten, bereits aus dem Wasser gezogen. Ohne Nachwuchs aber muss der Markt mit dem teuren Thun zwangsläufig zusammenbrechen. Mit Japan an der Spitze wurde in Doha trotzdem ein Antrag Monacos, den Blauflossen-Thun-Handel einzuschränken, abgeschmettert. Der „Kniefall vor den wirtschaftlichen Interessen“ wird sich für die Wirtschaft als sehr kurzsichtig erweisen.

Ganz anders ist die Situation beim Eisbären, der bereits seit 1975 unter „Anhang II“ der Cites steht, das heißt der internationale Handel mit Eisbären oder Produkten aus den Tieren wird streng kontrolliert. Jetzt aber wollten die USA in Doha die weißen Raubtiere auf „Anhang I“ bringen und damit den internationalen Handel völlig unterbinden. Auch dieser Antrag scheiterte. Während die Artenschützer die Ablehnung der Beschränkungen des Thun-Handels aber weitgehend einhellig mit blankem Entsetzen registrierten, gibt es zum Eisbären sehr unterschiedliche Meinungen. Vor allem in Deutschland hielten einige Organisationen den Antrag der USA für nutzlos, weil jährlich nur wenige hundert Eisbären geschossen werden. Viel stärker gefährdet dagegen der Klimawandel die weißen Räuber, die normalerweise von schwimmenden Eisschollen aus auf Robbenjagd gehen, erklärt Roland Gramling vom WWF. Steigende Temperaturen aber lassen das Eis auf dem Nordpolarmeer schon heute rasch schmelzen. Dem Eisbären schmilzt sein Lebensraum unter den Tatzen weg, ihm würden also vor allem konsequente Maßnahmen helfen, die den Klimawandel eindämmen. Genau diese aber verweigern die USA. Den Eisbären-Antrag halten daher viele Naturschützer für ein Deckmäntelchen der USA.

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