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Arved Fuchs

© dpa

Arved Fuchs: Botschafter der Arktis

Polarforscher Arved Fuchs ist von einer fast viermonatigen Spitzbergen-Expedition zurückgekehrt. Der Abenteurer berichtete nach seiner Ankunft in Flensburg von einem massiven Rückgang des Eises in der Arktis.

Der 54-jährige Abenteurer machte mit seinem Schiff, der "Dagmar Aaen", im Flensburger Museumshafen fest. Erstmals sei es seiner Crew möglich gewesen, bis an den 82. Breitengrad zu segeln, weil das Eis inzwischen so weit abgeschmolzen sei, sagte Fuchs. Dadurch kam er bis auf 502 Seemeilen (knapp 930 Kilometer) an den Nordpol heran. Das Ausmaß der durch den Klimawandel bedingten Veränderungen habe er vor Beginn seiner Reise so nicht erwartet, betonte Fuchs. Bei früheren Expeditionen habe er eisbedingt höchstens bis zum 80. Breitengrad vordringen können.

Mit an Bord war auch der Wissenschaftler Dirk Notz vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie. Der Forscher nahm in der Arktis Messungen des Salzgehaltes vor und zog auf Eisschollen Eisbohrkerne. Die Auswertung der gesammelten Daten habe bereits begonnen, sagte Notz. Mit ersten Ergebnissen sei in den kommenden Wochen zu rechnen. In diesem Sommer habe die Fläche des arktischen Meereseises dramatisch abgenommen. Seine minimale Ausdehnung von 4,1 Millionen Quadratkilometern am 16. September war 2,5 Millionen Quadratkilometer (das entspricht sieben Mal der Fläche Deutschlands) kleiner als das langjährige Mittel.

"Arktischer Ozean in 10 bis 20 Jahren eisfrei"

Die Entwicklung sei sämtlichen Klimamodellen etwa 50 Jahre voraus, sagte Notz. Verfestige sich dieser Trend, könnte der arktische Ozean bereits in 10 oder 20 Jahren im Sommer eisfrei sein. Möglicherweise sei bereits der Punkt überschritten, "wo wir das vollständige Verschwinden des Meereseises der Arktis im Sommer verhindern können". Von den Messungen des Salzgehaltes und der Temperatur an der Ozeanoberfläche erhoffen sich die Forscher Erkenntnisse darüber, weshalb sich das Meereseis in diesem Jahr so dramatisch zurückgezogen hat.

Fuchs begab sich während der Reise auch auf die Spur der Deutschen Arktis-Expedition von 1912/1913. Der Polarforscher Herbert Schröder-Stranz und seine Crew waren damals bei der Suche nach der Nordostpassage auf Spitzbergen ums Leben gekommen. An alten Überwinterungsplätzen sei das Team auf Spuren der Expedition gestoßen. Ein Filmteam habe die Crew bei der Suche begleitet, sagte Fuchs. Möglicherweise bereits im März werde eine Dokumentation im ZDF darüber laufen.

Schüler zu Besuch auf der "Dagmar Aaen"

Mit dem Flugzeug stießen im Sommer zwischenzeitlich auch 14 Schüler aus Dänemark, Norwegen, Tschechien, China und Deutschland im Alter von 16 bis 19 Jahren zu der "Dagmar Aaen". Sie hatten einen von Fuchs initiierten Wettbewerb zur Klimaproblematik gewonnen und machten sich vor Ort ein Bild vom Klimawandel der Arktis. "Die Problematik hat uns alle betroffen gemacht", sagte die 18 Jahre alte Schülerin Siren Rühs aus Hannover. Fuchs erhofft sich, dass die Teilnehmer in ihren Schulen als Botschafter der Arktis fungieren.

Der Forscher war am 12. Juni von Flensburg aus zu der Expedition aufgebrochen. Auf der knapp vier Monate dauernden Reise legte sein Schiff 5500 Seemeilen (knapp 10.200 Kilometer) zurück. Fuchs und seine Crew umrundeten dabei Spitzbergen. "Das war früher leichter gesagt als getan", sagte Fuchs. (mit ddp)

André Klohn[ddp]

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