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Astrologie: Deutscher WM-Sieg nur in den Sternen

Obwohl die Sterne es vorhersagten: Deutschland wurde nicht Fußballweltmeister. Auch die von Wahrsagern und Hellsehern für 2006 prophezeiten Weltuntergänge blieben aus. Eine Bilanz der Irrungen.

Roßdorf - Zu Jahresbeginn 2006 waren sich etliche Wahrsager, Kartenleger und Astrologen in Deutschland sicher: Die Klinsmann-Kicker werden Weltmeister. Sie lagen falsch. Der Österreicher Johannes Höber, die "Reiseastrologin" Patricia Bahrani oder ihre Kollegin Asmi Nardo landeten ebenfalls keine Treffer: Sie sagten den Teams aus England, Brasilien und Ghana den begehrten Titelgewinn voraus. Hingegen lag Jocindo Nobrega da Luz aus Brasilien goldrichtig. Er sah den WM-Gewinn der Italiener voraus - wahrscheinlich nicht als einziger, mutmaßt der Mathematiker Michael Kunkel. Er hat für die "Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften" (GWUP) in Roßdorf bei Darmstadt über 150 Prognosen von knapp 50 vermeintlichen Zukunftskennern aus aller Welt ausgewertet. "Echte und eindeutige Prognosetreffer waren wie immer Mangelware", urteilte Kunkel.

Kein Riesenasteroid, kein atomarer Holocaust

Nicht nur die vermeintlichen Sport-Wahrsager, auch die professionellen Schwarzseher lagen 2006 daneben. So kam es trotz der Verhersage von Michael Drosnin in seinem Buch "Bibelcode II" nicht zum Ende der Welt durch einen "atomaren Holocaust", und es stürzte 2006 auch kein Riesenasteroid ab, wie es Eric Julien und Annie Stanton in den Sternen erkannt haben wollten. Gleich zwei Mal fiel ein großes Erdbeben in Kalifornien aus: Der Amerikaner James Kingsley hatte es für den 25. Januar angekündigt, während der Astrologe Martin Schmid bedeutungsschwanger fabulierte, im Juni 2006 könne die Gefahr bestehen, dass San Francisco durch eine Erdbebenkatastrophe endgültig vernichtet werde.

Schwammig waren aus Kunkels Sicht Prognosen von Rosalinde Haller aus Wien. Sie erwartete Erdunruhen, Erdbeben, Vulkane, Muren und Hochwasser für "Chile (und weitere Teile Südamerikas), Japan, Indonesien, Thailand, Kambodscha, Vietnam, Indien, Süd-Italien, die westliche Küste der USA und Mittelamerikas". Kunkel spottete: "Eine entsprechende Wetterprognose würde in etwa so lauten: Irgendwo auf der Welt wird es innerhalb der nächsten sechs Wochen regnen." In ihrer Prognose wollte Haller auch Attentate auf George W. Bush, Wladimir Putin und Angela Merkel "nicht ausschließen".

"Überraschende Konfrontationen"

Eher unklar packte Martin Banger seine Visionen über Deutschland im Jahr 2006 in Worte: "Überraschende Konfrontationen im Zusammenhang mit unseren militärischen Auslandseinsätzen sind denkbar, ebenso harte Spannungen in der Kommunikation und in Vertragsangelegenheiten mit Nachbarstaaten". Was "harte Spannungen in der Kommunikation" bedeuten könnten und um welche Vertragsangelegenheiten es gehen könnte, verschwieg der Autor der Prognose allerdings.

Nicht viel besser schnitt nach der GWUP-Analyse das Experiment des Freiburger Astrologen Karsten Krönke ab, der für jeden Handelstag des folgenden Monats voraussehen wollte, ob der deutsche Leitindex Dax steigt oder fällt. Zwischen Juni und Anfang Dezember lag seine Trefferquote dabei ziemlich genau bei 50 Prozent. Kunkel: "Mit dem Werfen einer Münze hätte man die gleiche Quote erhalten." (Von Harald Schmidt, dpa)

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