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Panorama: Atom-U-Boot in Not: Moskau bittet nun doch um Hilfe

Im Drama um das mit 118 Mann an Bord gesunkene Atom-U-Boot hat Russland den Westen am Mittwoch offiziell um Hilfe gebeten. Das russische Außenministerium forderte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ITAR-TASS Unterstützung bei Großbritannien und Norwegen an.

Im Drama um das mit 118 Mann an Bord gesunkene Atom-U-Boot hat Russland den Westen am Mittwoch offiziell um Hilfe gebeten. Das russische Außenministerium forderte nach einem Bericht der Nachrichtenagentur ITAR-TASS Unterstützung bei Großbritannien und Norwegen an. Großbritannien hat bereits ein Mini-U-Boot samt Expertenteam in die Barentssee entsandt. Norwegen will sich an den Rettungsversuchen ebenfalls beteiligen. Zuvor war die russische Marine mit mehreren Versuchen gescheitert, die Männer im Atom-U-Boot "Kursk" zu retten.

In Schottland erhielt unterdessen ein britisches Transportflugzeug Starterlaubnis, das ein Mini-U-Boot vom Typ "LR5" nach Trondheim bringen sollte. Das Rettungs-U-Boot kann frühestens am Samstag am Unglücksort in der Barentssee sein, um möglicherweise noch lebende Besatzungsmitglieder der "Kursk" zu bergen. Russland hatte zunächst Hilfsangebote der USA und Norwegens nicht angenommen.

Vertreter der russischen Marine wollen am Donnerstag mit der Nato über die Rettung des verunglückten U-Bootes in der Barentssee beraten. Wer von russischer Seite an dem Treffen teilnehmen werde, konnte ein Nato-Vertreter in Brüssel allerdings nicht sagen. Erwartet werde eine "ranghohe Delegation", hieß es nur.

Unterdessen bezweifelte der ehemalige Offizier der russischen Nordmeerflotte, Alexander Nikitin, den Nutzen ausländischer Hilfe bei der Bergung der Besatzung des havarierten Atom-U-Bootes. In einem Interview mit der französischen Tageszeitung "Le Monde" sagte Nikitin, das Boot sei nach speziell russischen Standards gebaut, so dass internationales Rettungsgerät gar nicht passe. Nikitin hatte Mitte der 90er Jahre norwegischen Umweltschützern Informationen über die Belastung des Nordmeeres durch marode russische Atom-U-Boote geliefert. Er wurde dafür wegen Hochverrats angeklagt, später aber freigesprochen.

Bevor für die verunglückte "Kursk" westliche Hilfe angefordert wurde, war die russische Marine mit allen Rettungsversuchen gescheitert. Bei stürmischer See konnten auch bei einem dritten riskanten Tauchgang zwei Rettungskapseln nicht an das in 100 Meter auf dem Grund der Barentssee liegende U-Boot andocken. Zudem wäre fast eine der Rettungskapseln wegen des Sturms verloren gegangen, sagte der Sprecher der russischen Marine, Igor Dygalo. Am Mittwoch wurden erstmals keine Klopfzeichen mehr von den Eingeschlossenen vernommen, hieß es im Flottenstab. Möglicherweise gebe es noch weiterhin Klopfsignale aus der "Kursk", aber sie seien wegen des Lärms der Rettungsschiffe nicht zu hören. Der Sauerstoff in dem verunglückten U-Boot reicht nach Angaben der russischen Marine eine Woche länger als bislang angenommen. Theoretisch sei noch Atemluft bis Freitag nächster Woche vorhanden, hieß es. Das Militär korrigierte damit frühere Angaben, wonach der Sauerstoff bereits am Freitag dieser Woche vollständig verbraucht sein sollte.

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