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Panorama: Auf dem Highway ist die Hölle los

Es gibt Autos, die werden von Rasern bevorzugt. Und solche, in denen überwiegend ruhige Fahrer sitzen. Eine Gegenüberstellung

Von Jan Tilman Günther

Für viele bedeutet der Führerschein den spürbaren Beginn des Erwachsenenlebens. In dem Moment, wo aus den jugendlichen Mitfahrern volljährige Autopiloten werden, wächst jedoch die Gefahr für Leib und Leben. Denn nach der amtlichen Verkehrsstatistik bedeutet der Wechsel aus der elterlichen Familienkarosse zum ersten eigenen Auto, dass das Unfallrisiko erheblich ansteigt. Nach einer Studie der DEKRA tragen die 18- bis 25-jährigen Autofahrer in über acht Jahre alten Pkws das höchste Unfallrisiko. Es sind die älteren Fahrzeuge, häufig ungenügend gewartet und von unerfahrenen und übermütigen Fahrern gesteuert, die am häufigsten in Unfälle verwickelt sind. „Wenn ein Jugendlicher in einem älteren Fahrzeug verunglückt, ist zumindest die passive Sicherheit schlechter", sagt dazu Alexander Sporner, Unfallforscher am Institut für Fahrzeugsicherheit in München. Dabei dürfte es für die Verkehrsteilnehmer interessant sein, welche Autotypen von den Rasern bevorzugt werden. „Junge Fahrer sitzen auf bestimmten Autos. Irgendwelche alten Sportgurken, die sind halt billig", meint Klaus Brandenstein vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Statistische Untersuchungen zu diesem Phänomen gibt es nicht, doch die Typklassen der Autoversicherer geben Anhaltspunkte, welche Fahrzeuge am häufigsten in Unfälle verwickelt sind. Die Höhe der Haftpflichtversicherung gibt dabei die besten Hinweise, denn hier werden die Schäden zugrunde gelegt, die mit dem jeweiligen Fahrzeug angerichtet wurden. Jedes PKW-Modell ist auf einer Skala von günstigen 10 bis zu kostspieligen 25 Punkten eingeordnet.

Nicht in jedem Fall deutet eine hohe Haftpflichtprämie darauf hin, dass das Fahrzeug von Rowdies bevorzugt wird. Dieselfahrzeuge werden meist über größere Strecken gefahren, die höhere Kilometerleistung erhöht das Unfallrisiko, die Versicherung wird dadurch teurer. Dennoch besteht ein Zusammenhang zwischen Haftpflichtprämie und Fahrerklientel. Beispiel Volkswagen: Der Golf IV Kombi gilt als Familienkarosse, er ist mit nur 12 Punkten eingestuft. „Der Golf IV ist der teuerste Golf, den kann sich kaum ein Fahranfänger leisten", meint Klaus Brandenstein. „Je älter das Modell ist, desto teurer wird die Versicherung." Und tatsächlich ist der ältere Golf GTI mit 16 Ventilen und 139 PS in der Haftpflicht-Kategorie 22 zu finden. Mit diesem Modell wurde offenbar einiges mehr an Sachschaden angerichtet. Die Leistung des Motors spielt bei der Einstufung des Wagens natürlich eine eigene Rolle, aber eben nicht allein.

Der Mercedes Benz C 180 etwa wird seinem Image als „Rentnerlimousine" gerecht. Gegenüber dem GTI bringt er es auf 143 Pferdestärken, ist jedoch nur mit 13 Punkten zu versichern.

Sportwagen stellen ein größeres Risiko im Straßenverkehr dar als Familienkarossen. Ein gutes Beispiel hierfür liefert Opel. Die Motoren des Opel Omega Caravan und des Kadett GSI haben genau dieselbe Leistung und denselben Hubraum. Dennoch, der sportliche Kadett bringt es auf 23 Punkte, während der Omega Kombi nur mit 19 Punkten zu Buche schlägt, ein Hinweis darauf, welchen Fahrstil die Fahrer bevorzugen. Wer Kadett fahren und bei der Haftpflichtversicherung sparen will, sollte sich ein Cabrio zulegen. Der ist nur mit 22 Punkten klassifiziert, offenbar fahren Cabriofahrer etwas vorsichtiger. Doch der Befund bleibt bestehen:Der sportliche Opel Kadett hat offenbar riskantere Fahrer als der Omega.

„Die Fahrerklientel spielt eine entscheidende Rolle", bestätigt GDV-Sprecher Klaus Brandenstein. „Wäre ein Porsche Turbo so billig, dass ihn jeder kaufen kann, müsste er sicher als das unsicherste Auto gelten." Und tatsächlich bringt es ein Porsche 911 Carrera auf traumhaft günstige 10 Punkte in der Haftpflichtversicherung. Der erheblich billigere Porsche 924 muss dagegen mit 16 Punkten versichert werden, obwohl er schwächer motorisiert ist. Billige Sportwagen – der Schrecken der Straße. Beispiel Fiat: Der Fiat Barchetta ist ein kleiner Straßenflitzer. Bei sei ner Einführung wurde der sportliche Roadster von den Versicherungen zunächst sehr günstig eingestuft. Aufgrund des Preises war der Wagen zunächst nur für eine arrivierte Kundschaft erschwinglich, die den Adrenalinschub nicht so sehr schätzt und über eine langjährige Fahrpraxis verfügt. Als der Wagen nach Grauimporten günstiger wurde, kam eine andere Kundschaft zum Zuge, was Unfallhäufigkeit und Versicherung erhöhte.

Die sportliche Karosserie allein bedeutet noch keine Gefahr. Der BMW Z 1 Roadster ist ebenfalls mit günstigen 10 Punkten klassifiziert. Dabei ist sein Motor mit 170 PS noch stärker als der des Fiat Barchetta. Der BMW 325 i hat nur eine Pferdestärke mehr unter der Haube, muss aber mit 23 Punkten versichert werden.

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