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Panorama: Auf die harte Tour

Ein berüchtigter Privatdetektiv soll für Jackson die Mutter des zwölfjährigen Zeugen als Drogensüchtige überführen

Von Matthias B. Krause,

New York

Die Polizei von Santa Barbara hat eine Telefonnummer eingerichtet, unter der sich Missbrauchsopfer von Michael Jackson melden können. Bisher riefen mehrere tausend Leute an, etwa einhundert seien ernst zu nehmen, zitierte die „New York Post“ einen Sprecher. Staatsanwalt Thomas Sneddon, der bereits 1993 versucht hatte, Jackson wegen Kindesmissbrauchs hinter Gitter zu bringen, hatte letzten Mittwoch die Öffentlichkeit um Hinweise auf weitere sexuelle Belästigungen gebeten.

Nach Informationen des Nachrichtenkanals MSNBC haben die Anwälte Jacksons mittlerweile den berüchtigten Privatdetektiv Zvonko „Bill“ Pavelic angeheuert, um diskreditierendes Material über Ankläger und Zeugen zu sammeln. Die Anwälte wollen den Vorwurf des Kindesmissbrauchs vor allem dadurch entkräften, dass sie die Mutter des in den Fall verwickelten zwölfjährigen Jungen verunglimpfen. Die Frau solle als geldgierige Drogensüchtige dargestellt werden, berichtete der US-Fernsehsender Fox. Außerdem planten Jackos Anwälte eine „massive Attacke“ gegen Staatsanwalt Tom Sneddon, der die Ermittlungen gegen den Sänger leitet. Sie wollen nachweisen, dass der Staatsanwalt Jackson schon seit Jahren aus persönlichen Motiven verfolgt und ihn damit als befangen darstellen. Mit einer „Verleumdungskampagne“ sei zu rechnen, berichtete der Sender NBC.

Schon bei O.J. Simpson tätig

Der umstrittene Privatdetektiv, ein ehemaliger Polizist in Los Angeles, hat, wie berichtet, diesen Job hinter den Kulissen bereits in dem Mordprozess gegen den ehemaligen Football-Spieler O.J. Simpson übernommen. Seine Arbeitsweise gilt als ausgesprochen schmutzig. Der Sender zitiert jemanden, der in der Vergangenheit mit dem Privatdetektiv Erfahrungen machte, mit den Worten: „Er ist extrem hart. Wenn er mitspielt, muss jeder, der Vorwürfe gegen den Angeklagten ausspricht, verdammt aufpassen."

Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins „Newsweek" stützt sich die Anklage maßgeblich auf die Aussagen eines 13 Jahre alten Jungen gegenüber seinem Psychiater. Der krebskranke Junge hatte sich einen Besuch auf Jacksons „Neverland Ranch" gewünscht und war dort auch gemeinsam mit seinem Bruder mehrfach gewesen. Er tauchte danach bereits in einer britischen Jackson-Dokumentation im Februar auf, die für erheblichen Wirbel sorgte, weil der Popstar darin zugab, mit seinen minderjährigen Besuchern in einem Bett zu schlafen. Von Reporter Martin Bashir gefragt, ob er das für richtig halte, antwortete Jackson: „Das ist sehr richtig, das ist sehr liebevoll. Das ist, was die Welt jetzt braucht: mehr Liebe." Als daraufhin wieder die alten Vermutungen hochkochten, sprang die Mutter des 13-Jährigen Jackson zur Seite und beteuerte, es habe keinerlei sexuelle Kontakte gegeben. Wie die „New York Post" berichtet, baut Jacksons Verteidigungsstrategie auf entsprechende Tonbandaufzeichnungen. Nach Informationen des „Independent" in London fanden die Ermittler bei der Durchsuchung der „Neverland Ranch" allerdings Briefe des Popstars an den Jungen, die sie als „Liebesbriefe" einstufen. „Newsweek" berichtet zudem über einen Freund der Familie, der sagt, Jackson habe den Eltern im Frühjahr Geld und Pässe für einen Umzug nach Südamerika angeboten, um dem Medienrummel zu entgehen. „Er wollte sie mundtot machen", zitiert das Magazin den Mann.

Warum meldet sich Liz Taylor so spät?

Nachdem am Wochenende Jackson-Fans in aller Welt in Kundgebungen ihre Solidarität demonstriert haben, ergriff die erste hochrangige Prominente das Wort zu seinen Gunsten. Hollywood-Diva Elizabeth Taylor verbreitete in einer Erklärung die Überzeugung, dass „Michael absolut unschuldig ist und freigesprochen wird". Das Statement kam wenig überraschend, gilt die 71 Jahre alte Schauspielerin doch als eine der engsten Freundinnen Jacksons in Hollywood. Schon 1993, als der Popstar sich das erste Mal von ähnlichen Vorwürfen freikaufte, half sie ihm mit einer groß angelegten Kampagne.

Mit größerem Interesse notierten die US-Medien deshalb, wie lange Taylor brauchte, bis sie sich endlich zu Wort meldete, nachdem Jackson am Donnerstag vorläufig festgenommen und dann gegen eine Kaution von drei Millionen Dollar wieder auf freien Fuß gesetzt worden war. Die Schauspielerin begründete ihr mehrtägiges Schweigen mit ihrer tiefen Abneigung gegen die Presse, die sich widerwärtig verhalte. Auch Jackson selbst ergriff am Wochenende das Wort, allerdings nur über das Internet. Am Sonntag erschien eine neue offizielle Webseite ( www.mjnews.us ), die der Star nutzen will, um mit Fans und Medien zu kommunizieren. Die Anklage beruhe auf einer „großen Lüge", heißt es da. „Ich danke Euch allen für Eure Unterstützung und Euer Verständnis. Gott segne Euch", heißt es am Ende. Schwungvoll unterschrieben mit „Michael Jackson".

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